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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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umkehren werde ich jetzt bestimmt nicht, dafür habe ich keine Zeit. Stattdessen setze ich die Sonnenbrille auf, ziehe das Schultertuch weiter nach oben und mache mich zu Fuß weiter zur Kirche.
    Nach fünf Minuten komme ich auch schon an der kleinen Kirche an. Immerhin ist sie katholisch, da muss ich mich nicht umgewöhnen. Ich krame in meinem Gedächtnis nach den passenden Worten, um wenigstens das Vater Unser beten zu können, bevor ich anfange nach Petrus und Bernd zu rufen. Noch einmal zupfe ich an meinem Schal und öffne zögerlich die Kirchentür. Ich trete ein und zucke leicht zusammen, als die schwere Eichentür hinter mir ins Schloss fällt. Die Dunkelheit und Ruhe der Kirche umfängt mich und ich bekreuzige mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten. Neugierig schaue mich um und die ungewohnte Schlichtheit überrascht mich. Obwohl draußen die Sonne scheint, dringt nur wenig Licht durch die Buntglasfenster, die mit verschiedenen Heiligenbildern geschmückt sind. Außer mir scheint niemand hier zu sein. Der Altar wird durch zahlreiche Kerzen beleuchtet, die ein unheimliches Flackern an die Wände zaubern. Trotz der Schauer, die mir aufgrund der Kälte über den Rücken laufen, fühle ich mich seltsam geborgen und trete weiter nach vorne. Gleich in der ersten Bank nehme ich Platz, stehe aber sofort wieder auf, falte die Hände und beginne das Vater Unser zu beten. So sehr ich mich auch bemühe, ich schaffe es nicht über die ersten beiden Sätze hinaus.
    »… wie im Himmel so auf Erden. Äh … Nicht nur … äh … dein Reich … Oh, so ein Mist aber auch«, rutscht es mir heraus. Schuldbewusst sehe ich mich um, aber da außer mir niemand hier ist, bleibt mein Fauxpas unbemerkt.
    »Tut mir leid«, füge ich nach oben gewandt zu. »Ich bin nur so unheimlich nervös. Bernd, Saint Pierre, kann mich jemand von euch hören? Ich wollte wirklich nicht fluchen. Bitte, ihr müsst mir helfen!«
    Gespannt lausche ich und zucke freudig überrascht zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. Hoffentlich ist dieser Alptraum nun gleich vorbei!
    Ich drehe mich um und schaue in zwei gütige Augen, die zu meiner Enttäuschung aber weder Petrus noch Bernd gehören.
    »Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Sie sehen aus, als wären Sie auf der Suche nach etwas.«
    »Danke, das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Vater … aber, nein, ich brauche keine Hilfe und sie würden mir die Geschichte eh nicht glauben.«
    Während ich ihm antworte, schaue ich mir den Pfarrer genauer an. Ich habe noch nie jemanden gesehen, dem sein Beruf so auf den Leib geschneidert ist. Die warmen Augen blicken mir unverwandt ins Gesicht und obwohl mein Äußeres bestimmt allen Grund zum Staunen gibt, lese ich darin nichts, außer aufrichtigem Interesse und einer tief verwurzelten Zufriedenheit.
    »Oh, also mit dem Glauben hatte ich noch nie Schwierigkeiten », entgegnet er und zwinkert mir dabei verschwörerisch zu. »Übrigens, es geht weiter mit Unser tägliches Brot gib uns heute . Falls Sie es noch einmal versuchen wollen.“
    »Mhm, das weiß ich eigentlich. Ich habe nur in letzter Zeit soviel um die Ohren gehabt, dass ich es einfach nicht geschafft habe, eine Kirche zu besuchen.« Ganz toll Monique, Lügen in der Kirche kommen da oben bestimmt genauso gut an wie fluchen.
    »Nun, wenn das alles ist, muss ich mir wohl doch keine Sorgen um Sie machen. Gott kann man überall nahe sein. Eine Kirche muss man dazu nicht unbedingt aufsuchen.«
    »Nein, da haben Sie recht“, gebe ich bissig zurück. „Es reicht schon, wenn man joggen geht.“
    »Und Sie sind sicher, dass Sie sich mir nicht doch anvertrauen wollen? Ich bin übrigens Vater Lukas.«
    Ich werfe erneut einen Blick auf Pfarrer Lukas, der mir immer sympathischer wird. Für einen Geistlichen ist er mit seinen geschätzten 40 Jahren verhältnismäßig jung, auch wenn sich an seinen Schläfen bereits die ersten grauen Strähnchen zeigen. Er könnte der kleine Bruder von George Clooney sein. Würde er nicht diese unförmige schwarze Soutane tragen, hätte ich vermutlich schon versucht ein wenig mit ihm zu flirten. Modisch gesehen ist so ein Teil wirklich der Supergau. Das strenge Schwarz lässt selbst den eigentlich attraktiven Pfarrer Lukas ungesund bleich wirken und von dem Schnitt fange ich erst gar nicht an. Die Kirche sollte sich wirklich mal einen neuen Stylisten suchen. Nach gut zweitausend Jahren ist es doch wirklich an der Zeit, die antiquierten Kleidervorschriften zu überdenken. Pfarrer

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