Schoen wie Kaesekuchen
sind. Wanda ist hier doch nur die Praktikantin und bisher hat Coco ihr das auch immer recht deutlich zu verstehen gegeben. Meine Wut auf Coco wächst ins Unermessliche und es kostet mich den letzten Rest Selbstbeherrschung, um nicht wie eine Irre auf sie einzuschlagen. Stattdessen stelle ich mir vor, wie ich ihr die Schminke mit meinem borstigen Mopp aus der Visage wische.
»He, Olga!«, ruft sie zu mir herüber. »Mach mal hier sauber, hier ist noch Schmutz!«
Stoisch staube ich weiter die Regale ab.
»Woher weißt du, wie sie heißt?«, erkundigt sich Wanda bei ihr. »Die ist doch heute zum ersten Mal da.«
»Ich kenne die nicht, aber die heißen doch alle Olga, oder nicht?«
Die beiden lachen, als hätte Coco gerade den Witz des Jahrtausends gemacht. Nur ruhig bleiben, Monique. In meiner Fantasie zerlege ich das Miststück gerade mithilfe einer Kettensäge. In der Realität dagegen trotte ich folgsam in die Teeküche und wische den Kaffeefleck weg, auf den Wanda mit der Spitze ihrer Wildlederpumps deutet.
»Sag mal, Coco. Was ist denn eigentlich mit Monique? Ich finde das ja ganz schön komisch, einfach so kurz vor der Fashion Week blau zu machen.«
»Blau trifft es in ihrem Fall recht genau«, antwortet Coco mit bedeutungsschwerer Stimme.
»Oh, wirklich?« Mit großen Kulleraugen schaut Wanda Coco an.« Und das ausgerechnet jetzt, wo sie eigentlich ganz schön was auszugleichen hat nach der Sache mit den Mustern. Naja, sie ist halt doch nicht so perfekt, wie sie immer tut.« Hämisch zwinkern die beiden zu. Sehr verdächtig.
Das könnte noch richtig interessant werden. Hingebungsvoll widme ich mich dem nicht mehr vorhandenen Kaffeefleck und schrubbe was das Zeug hält. Unauffällig fische ich mein iPhone aus der Hosentasche und aktiviere die Aufnahmefunktion. Mein Gefühl sagt mir, dass ich meiner Rache gleich ein ganzes Stück näher komme.
»Du weißt ja, wenn ich erst die Majowski abgelöst habe, bekommst du deine Festanstellung.«
Bitte, was? Die tickt wohl nicht mehr ganz richtig! Als hätte sie neben mir auch nur den Hauch einer Chance, die Stelle zu bekommen.
»Hoffentlich. Ich habe echt keinen Bock mehr darauf, dass mich hier alle behandeln wie den letzten Dreck!«, verkündet Wanda, während ich einen Meter von ihr entfernt auf den Knien rumrutsche.
»Aber ich sage es dir noch einmal: wehe du verrätst irgendwem ein Wort.« Drohend schaut Coco auf die Praktikantin herab.
»Keine Sorge, Coco. Du glaubst doch nicht, dass ich so doof bin und der Chefin erzähle, dass du die Muster ausgetauscht hast, nachdem Monique sie schon verpackt hatte.«
»Still, du dummes Ding«, fährt Coco ihr über den Mund und wirft einen Blick in meine Richtung. Auch wenn ich vor Erleichterung laut aufschreien möchte, beherrsche ich mich und setze eine vollkommen unbeteiligte Miene auf. Ich wusste doch, dass mir so ein Fehler nie unterlaufen würde. Coco, du elende kleine Ratte! Warte nur ab! Sobald ich wieder ich selbst bin, mache ich dir einen fetten Strich durch die Rechnung. Mach dir schon einmal einen Termin beim Arbeitsamt!
»Die versteht doch eh kein Wort«, beschwichtigt Wanda.
»Da hast zu recht«, stimmt Coco ihr sichtlich erleichtert zu. »Trotzdem will ich davon nichts mehr hören. Das hat nie stattgefunden, klar?«
»Absolut.«
Das Klingeln des Telefons unterbricht das konspirative Treffen der beiden. Schon will ich die gute Gelegenheit nutzen und das Geschäft verlassen, als mein Blick auf unsere Kaffeekasse fällt. Schnell greife ich mir das Sparschwein und verlasse mit eiligen Schritten den Laden.
Als ich durchs Treppenhaus hindurch nach unten gehe, schlägt mir das Herz bis zum Hals und krampfhaft umklammere ich das iPhone. Hoffentlich kann man auch alles verstehen, was ich aufgenommen habe.
Kaum habe ich das Gelände verlassen, suche ich mir einen ruhigen Hauseingang und spiele die Aufnahme ab. Super! Man kann jedes Wort genau verstehen! Da hat mir Etienne ausnahmsweise etwas überaus Brauchbares geschenkt. Wenn er das geahnt hätte ... Coco, du wirst bald bereuen, dass du mich so hintergangen hast!
Kapitel 15
Z wei Straßen weiter stoße ich auf Bernd. Sichtlich satt und entspannt sitzt er auf einer Bank und streckt seinen beachtlich gerundeten Bauch in die Sonne.
Fröhlich winke ich ihm zu und setze mich neben ihn. »Du siehst sehr zufrieden aus, Bernd. Ich nehme an, du hast alle vierzig Sorten Käsekuchen probiert?«
»Hicks«, bekomme ich die klägliche Antwort. »Ich habe es
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