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SCHÖN!

SCHÖN!

Titel: SCHÖN! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Reinhard
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wer sich der eigenen Schönheit nicht bewusst ist, also nicht ständig darüber nachdenkt, wie er/sie nach außen wirkt. Diese Unbewusstheit, wie Kleist klar erkannte, ist die Voraussetzung der Anmut. Eine graziöse Erscheinung ist das Gegenteil einer einstudierten Rolle (s. Kap. 6 ). Inszenierungen sabotieren die natürliche Anmut ebenso wie mangelnder Feinsinn: Ein Mann, der im Großraumabteil eines ICE mit ausgefahrenen Ellbogen und nach außen gespreizten Oberschenkeln stundenlang in sein Smartphone brüllt, kann noch so ausgeprägte Muskelpakete besitzen und noch so ebenmäßige Gesichtszüge. Aber er kann niemals anmutig sein. Ob ein Mensch anmutig ist oder nicht, zeigt sich in der kleinsten Regung. Es gibt keine Regel, die über einen bestimmten Grad an Grazie entscheiden würde. Anmut lässt sich weder vermessen noch vergleichen. Jeder graziöse Mensch ist graziös auf seine eigene Art – und genau darin besteht sein Je ne sais quoi, ein »gewisses Etwas«, das man nicht in Worte fassen kann.
    Der beste Weg zur Anmut ist die Selbstvergessenheit. Eine faltenlose Stirn und volles Haupthaar machen selbstbewusst – Singen, Musik hören, Tanzen, Lesen, Fotografieren, Meditieren machen selbstvergessen. Kontemplative Aktivitäten erhöhen unsere Sensibilität dafür, dass unser Äußeres längst nicht so spannend ist wie die Welt, in der wir uns befinden.
    STIL: Stil ist die Königsdisziplin der Mode. Mode ist ein Handwerk, Stil eine Kunst. Stil ist das, was jeden beliebigen Rock – oder sogar eine Wollmütze – zu einem einzigartigen ästhetischen Erlebnis machen kann. Einem Erlebnis von unverwechselbarer Eleganz und sicherem Geschmack. Den Stil eines anderen kann man nicht kopieren, aber man kann sich inspirieren lassen. Nicht die Anhäufung von Markenkleidung entscheidet über eine stilvolle Erscheinung, sondern die Art und Weise, wie ein Rock, ein Hemd oder eine Krawatte getragen wird. Entscheidend sind natürlich auch der Anlass und das Motiv der Kleiderwahl. Eine Frau, die im Satinkleid zum Bäcker geht, kann albern oder stilvoll wirken, je nachdem, was sie dazu bewegt. Vielleicht hat sie für sich beschlossen, dass dies der Aufzug ist, der ihrer inneren Verfassung jetzt am meisten entspricht, der momentan beste Weg, so zu erscheinen, wie sie ist. Dann wird ihr Satinkleid vor dem Hintergrund von Brötchen, Brezeln, Nusshörnchen und Kuchenteilen so selbstverständlich wie atemberaubend wirken. Stilvolle Menschen weichen auf intelligente Art von modischen und gesellschaftlichen Normen ab. Was die Kenntnis dieser Normen natürlich voraussetzt. Jemand, der keine Ahnung von Geschichte, Gesellschaft, Traditionen, Etikette, Manieren, Kunst und Kostümen hat, kann unmöglich Stil haben. Kleinkindern, fashion victims und Paris Hilton ist stilvolles Auftreten per definitionem verwehrt. Denn ihnen fehlen die Grundvoraussetzungen: Urteilsvermögen, Bildung, Lebenserfahrung, Esprit. Eine stilvolle Person weiß, dass es, um attraktiv zu wirken, nicht ausreicht, ein Faible für Mode, Neuheit und Wandel zu haben. Man braucht auch gute Kenntnisse darüber, wer man ist. Man muss im Großen und Ganzen wissen, worum es sich bei dem eigenen »Ich« handelt, diesem seltsamen, sich ständig wandelnden Konstrukt.
    »Stil ist die Physiognomie des Geistes«, schrieb Schopenhauer. In diesem Sinne gilt: Entwickle deinen Geist (s. Teil 3 ), und es ist egal, was du trägst. Stil verhält sich direkt proportional zur Anzahl unserer grauen Zellen. Ein dumpfer Geist lässt sich mit einem modischen Äußeren gerade noch kaschieren – nicht aber die aus ihm resultierende Stillosigkeit. Denn Stil bezieht sich auf Kleidung und Benehmen eines Menschen gleichermaßen. Er lässt sich nicht erzwingen, entwickelt sich aber ganz automatisch, wenn wir darauf achten, wie wir uns verhalten, was wir sagen, mit welchen Menschen wir uns umgeben. Und welche Accessoires wir auswählen. Eine Handtasche, eine Hantel – oder ein Buch? Das stilvollste Accessoire ist immer ein Buch. Dies hat auch Carine Roitfeld, die langjährige Chefredakteurin der französischen Vogue, erkannt: »Was eine Frau gelesen hat, mach sie attraktiver und eleganter als das, was sie trägt.« In Nietzsches Worten: »Den Stil verbessern – das heißt die Gedanken verbessern.«
    HALTUNG: Seit über fünfzig Jahren gibt es ein Haarspray, das »perfekten Halt« bei Regen, Wind und Sonne verspricht: ein unerlässliches Produkt, besonders für die moderne Businessfrau, die von Flughafen

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