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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Plotek.
    »Wissen Sie, wo sie steckt?«
    Plotek zuckte mit den Schultern.
    »Scheiße.«
    Der Junge ließ Plotek stehen und rannte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
    Es schneite. Es war dunkel. Plotek fror. Die Enten auf der Tepl schnatterten wieder. Das Grandhotel erschien unwirklich, eingehüllt vom Licht. Plotek machte seine Cordjacke zu, schlug den Kragen hoch und lief hinter dem Hotel den Goethepfad entlang. Es war kurz vor elf. Jetzt aber schnell, schnell, hätte man denken können. Aber vergiss es. Plotek schlenderte fast gemächlich über den schneebedeckten Weg. Von Eile keine Spur. Das kleine Luder kann warten, dachte er, blieb sogar hin und wieder stehen, blickte sich um und horchte in die Nacht. Ostalbschwäbische Stille. Außer den Enten, die jetzt immer leiser wurden, war nichts zu hören. Als er aber am Goethe-Denkmal vorbei war, vernahm er doch noch ein Geräusch, das er zunächst gar nicht genau zuordnen konnte. Er blieb ein paar Minuten reglos stehen und horchte. Das Geräusch kam näher. Es klang wie Schuhe im Schnee. Es waren Schuhe im Schnee. Die jetzt so nah waren, dass mit ihnen aus der Dunkelheit eine schwarze Silhouette auftauchte. Sie stand jetzt keine drei Meter von Plotek entfernt. Es war. . . Eduard von Alten!
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Plotek.
    »Spazieren. Und Sie?«
    »Spazieren.«
    »Na dann noch viel Spaß!«
    »Ihnen auch.«
    Eduard von Alten verschwand wieder in der Dunkelheit, während Plotek elf metallene Schläge von einer Kirche hörte. Der Schneefall wurde dichter, so dass er die Kunsthalle erst bemerkte, als er schon davor stand. Hier gegenüber, dachte er, drehte sich um und sah nichts als Dunkelheit. Er ging über eine kleine Brücke, überquerte die Straße und stand nun vor einem schmalen Weg, der steil einen kleinen Anhang hinaufführte. Über dem Anhang erkannte er einen kleinen Pavillon.
    Auf einer Bank saß jemand.
    »Marie-Louise?«
    »Ich bin’s«, sagte eine Stimme verwundert.
    »Mascha!«
    Was will die denn hier von mir?, dachte Plotek, nun ebenfalls verwundert, steckte sich eine Zigarette an und setzte sich außer Atem neben Mascha auf die Bank. Sie öffnete die Handtasche, holte ein Kuvert heraus und legte es Plotek auf die Knie.
    Plotek nahm noch zwei Züge von seiner Zigarette, öffnete dann das Kuvert und zog ein Bündel Scheine unterschiedlicher Währungen aus dem Briefumschlag.
    »Was soll das?«
    »Für dich. Für Hilfe, dass du bringe mich nach Munichen.«
    »Hat Hans-Hermann das auch für Geld gemacht?«
    Sie schluchzte wieder.
    »Hans nix Geld. Hans heirate mich.«
    Plotek steckte das Geld wieder zurück in den Umschlag und legte ihn zurück in Maschas Hand. »Ich auch nix Geld.«
    Die polnische Nutte staunte. Sie steckte das Kuvert wieder in die Handtasche.
    »Du heirate mich?«
    Plotek schüttelte vehement den Kopf. »Nix heirate.«
    Mascha schluchzte wieder, griff nach Ploteks Arm und hielt ihn so fest, dass es ein bisschen wehtat. »Du mir nicht helfe wolle!«
    »Doch, doch.«
    Mascha guckte skeptisch.
    Sie nahm seinen Arm, den sie die ganze Zeit über festgehalten hatte, und schob ihn unter ihren Pelzmantel. Plotek spürte ihre nackten, warmen Brüste.
    »Du gehöre mich?«
    Sie meint wohl, sie gehört mir, dachte Plotek, schüttelte wieder vehement den Kopf und zog die Hand aus der wohligen Wärme.
    »Mir fällt schon was ein«, sagte er und hatte keinen blassen Schimmer, was.
    Noch ehe Plotek aufstehen konnte, küsste ihn Mascha auf die Wange.
    War das jetzt Verzweiflung, Dankbarkeit oder geschäftliche Routine?, dachte Plotek, als er schon wieder, mit dem rutschigen Untergrund und seinen Mokassinschuhen kämpfend, auf dem schneebedeckten Weg vom Dorotheen-Altan nach unten war. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hatte er jetzt ein Problem mehr am Hals.

17
    Im Prospekt wirkte alles größer. Das Relaxations-Center im Stil eines römischen Bades sah auf dem Foto viel größer aus, als es in Wirklichkeit war. Der Whirlpool, die finnische Sauna und die Dampfsauna waren für die Größe des Hotels im Prinzip viel zu klein. Wurde da gespart? Oder war der Luxusgast weniger am Relaxen interessiert? Selbst der Umkleideraum war so klein, dass nur wenige Personen Platz darin hatten. Dafür wurde aber nach Geschlecht getrennt. Das war Plotek nur recht. So konnte er seine Nacktheit wenigstens während der paar Minuten des Ausziehens noch vor anderen verbergen. Der Umkleideraum war leer. Er schloss die Kleider in einem Schließfach ein

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