Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
t sche Oper dicht?“
„Das ist dein ultimativer Eiertest?“
„Ja.“
Sie dachte kurz nach.
„Ich hab noch einen anderen, aber das können wir nach Dienstschluss in deiner Unterhose besprechen.“
„Zu Befehl.“
Der Rest des Tages entwickelte sich zur Routine. Xenon wurde als Narkotikum fast ausschließlich an Krankenhäuser geliefert, keines der in Berlin und Umgebung gab an, etwas zu vermissen. Man erklärte aber auch, dass es immer wieder Diebstähle gab – ob es nun gewisse Drogen waren oder Ger ä te, in Kliniken wurde genauso geklaut wie überall sonst. Und es wurde nicht überall sorgfältig Buch geführt. Außerdem gab es wohl auch andere Quellen, in Berlin gab es einen Schwar z markt für so gut wie alles, von Designerdrogen zu Mädchen, die man auspeitschen durfte.
„Manchmal denke ich, ich würde lieber irgendwo in der Provinz arbeiten“, stöhnte Lisa zwischendurch, „ich glaube, da ist Kriminalistik viel einfacher.“
„Ja, aber dafür muss man seine Cousine heiraten oder die Weinkönigin oder was halt übrig bleibt, wenn man mit Mitte zwanzig noch nicht verheiratet ist . Auf dem Land leben ist fast, als wäre man im Iran “, meinte Fabian.
„Ich dachte immer, du hasst Berlin?“
„ Ach, ich hab mich jetzt d och langsam arrangiert mit di e ser Asozialen-Grube. Ich glaube, wer Berlin nicht mag, hat nur Angst vor dem wirklichen Leben, weil man hier die menschl i che Natur ständig vor den Latz geknallt kriegt. Sie pisst einen hier praktisch täglich an die Haustür.“
„Na, wenn du’s so formulierst“, grinste Lisa, „dann muss man Berlin ja lieben. Du solltest für das Stadtmarketing arbe i ten.“
„Mir würde sicher was Besseres einfallen als ‚be berlin‘. Zum Beispiel ‚mach gefälligst die Hundescheiße weg‘ oder ‚der 1. Mai ist für Arbeiter und nicht für gewaltbereite Arschl ö cher ‘.“
„Hmmm, da würde ich noch an der Griffigkeit arbeiten.“
„Du bist griffig genug.“
L amprecht hatte seinen Schlussbericht fertig, in dem noch mal alles haarklein drin stand. Abgesehen von dem Xenon war vor allem natürlich die Gesichtsmaske aus menschlichem Saatgut von Bedeutung. Die Kriminaltechnik hatte bereits eine prophylaktische DNA-Analyse eingeleitet – für den Fall, dass man einen Verdächtigen fand . Des weiteren gab es eine detai l lierte Aufzählung von allem, was die Spurensicherer eingetütet hatten und diverse Fingerabdrücke, die zu nichts führten – Thomas Sieber pflegte keinen Umgang mit Vorbestraften.
Er war offenbar auch in der Schwulenszene wenig b e kannt. Das war erstaunlich, seine Promiskuitivität war wohl doch nicht so ausgeprägt wie gedacht. Sie wussten ja auch, dass er Partner gerne im Netz kennenlernte. Technobeats und Lederklamotten wurden ja nicht automatisch dadurch erträ g lich, dass man gerne dann und wann mal einem anderen Mann am Sack leckte .
„Ich Provinzelse hatte auch so meine Vorurteile“, gab Lisa zu. „Ich dachte, das ist das Gesetz: Du stellst fest, dass du schwul bist – ab ins Piercing-Studio, aber flott!“
„Viele Leute definieren ihre ganze Identität über das, was sie mit ihren Genitalien anstellen “, stimmte Fabian zu. „Die f ü gen sich in ihr Schicksal und leben das Leben, das ihnen die Gesellschaft vorgibt. Dein Musikgeschmack, Kleidung, Filme etc. muss unbedingt auf deine Bumsgewohnheiten abg e stimmt werden. Du bist kein Individuum mehr, sondern Teil einer Gemeinschaft, was im Endeffekt jeder sein will.“
„Von welcher Gemeinschaft bist du denn ein Teil?“ fragte Lisa, denn sie wusste es tatsächlich nicht.
„Ich hab meine noch nicht gefunden“, erklärte Fabian. „Vielleicht muss ich meine eigene gründen.“
„Ich definiere mich über meinen Job, schätze ich“, schät z te Lisa.
„Tust du nicht. Du weißt ganz genau, worüber du dich d e finierst.“
„Tu ich das?“
„Ja, und ich wünschte, du würdest damit aufhören. Dein Gewicht ist nicht der wichtigste Aspekt deiner Persönlichkeit. Und ich fühle mich nicht wohl, wenn du mir das Gefühl gibst, du wärst nicht in meiner Liga oder so’n Scheiß. Ich fahre de r maßen auf dich ab, dass mir die Haare weh tun.“
Lisa genoss es, ein bisschen dahinzuschmelzen. Für Fab i ans Verhältnisse war das geradezu ein Shakespeare-Sonett.
„Ich sag nicht, welche Haare“, ergänz t e er.
Und das Sonett war beendet.
Aus den Internetkontakten hatte sich nichts mehr erg e ben, die andere n waren überprüft worden. Der Charakter
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