Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Schmargendorf.“
„Gibt’s da was umsonst?“
„Ja, eine Leiche.“
„ Was ? Wir haben doch schon eine , was sollen wir denn mit noch einer? “
„Anscheinend ziemlich ähnliche Szenerie. Nackter junger Mann auf dem Bett, keine äußeren Zeichen. Abmarsch!“
Fabian stand noch unter der Dusche und seifte sich ger a de voller Inbrunst seine geschundenen Genitalien ein, als Lisa den Vorhang zurückzog .
„Noch ’n Toter, diesmal in Schmarg i .“
„Na und? Die haben da ein Durchschnittsalter von 103. Die Schmargendorfer sterben wie die Fliegen.“
„Diesmal scheint’s ein junger Mann zu sein. So ähnlich wie bei unserem Früchtchen in Schöneberg.“
„Das ist schlecht.“
Für Lisas Geschmack hatte sie für 7 Uhr morgens bereits viel zu viel Konversation machen müssen. Sie fütterte Katze, dann fütterte sie sich selbst. Fabian aß nie etwas vor 10 Uhr, was sie furchtbar ärgerte. Es war nicht hilfreich bei ihrem B e streben, kein schlechtes Gewissen zu haben , wenn sie sich die dritte Nutella-Schnitte reinlutschte .
Lisa setzte sich ans Steuer ihres Polo, Fabian lümmelte sich in den Beifahrersitz und döste noch ein bisschen. Schwe i gend ging die Fahrt durch Kreuzberg und Schöneberg in Ric h tung Wilmersdorf, wo Schmargendorf lag.
Komisch, wie b unt Berlin tatsächlich ist. Für die meisten zählen nur die angesagten Stadtteile rund um Mitte dazu, aber die sind sehr homogen. Wer wirklich für Vielfalt ist, muss auch die bürgerlichen Viertel in sein Herz schließen.
Erst im Bereich Berliner Straße sprachen sie wieder.
„Wieder ein Serienkiller, hmm?“ brummte Fabian.
„Ja, kaum zu fassen, was? Der zweite innerhalb eines Ja h res. Als würden wir in Amerika leben. Da sind Serienkiller ja das Äquivalent zum Fernsehkoch – sie sind überall und jeder hasst sie, aber sie dienen prima als billige TV-Unterhaltung.“
„Vielleicht ist das ja gar kein weiteres Opfer. Vielleicht hat der Typ sich nur an irgendwas verschluckt oder so. So wie du letzte Nacht beinahe. “
Diese Hoffnung hielt nicht lange an. Als sich Lisa und F a bian durch die Spurensucher in der Wohnung im dritten Stock des Altbaus durchgekämpft hatten, waren die Übereinsti m mungen schwer zu leugnen: Nackt in Bauchlage erstreckte sich auf dem Bett der glänzend saubere Körper eines jungen Mannes. Er war mittelgroß , dunkelblond gelockt und hatte keinerlei Narben oder Tätowierungen. Spuren von Gewalt w a ren nicht zu erkennen . Diesmal jedoch sahen sie es sofort: Das getrocknete Sperma klebte diesmal nicht auf dem Gesicht, sondern auf dem Rücken.
„Kennst du den schon?“ fragte Lisa. „Wie täuscht ‘n Schw u ler einen Orgasmus vor?“
„Er spuckt dir auf den Rücken“, grinste Fabian. „Ja, kenn ich. Also, den Witz kenne ich.“
„Diesmal ist die Körperhaltung irgendwie nicht so k o misch“, fand Lisa. „Wenn er nicht genau so hübsch und adrett da läge wie Thomas Sieber…“
„Das macht keinen Sinn“, fand Fabian. „Wieso schrubbt der seine Opfer so schön ab, lässt aber seinen Liebeskleister auf ihm kleben? “
„Vielleicht soll das so was wie eine Signatur sein. Amer i kanische Serienmörder machen so was .“
„Vielleicht ist es ein Amerikaner. Rein statistisch eigen t lich naheliegend.“
So plauderten sie, während sie sich umsahen. Natürlich war die Spurensicherung dafür zuständig, alles Verwertbare zu sichern, aber die Ermittler sollten sich natürlich ihr eigenes Bild machen. Es sah anders als als bei Thomas Sieber: Altm o discher, gediegener, aber nicht spießig. Statt Erotik herrschte hier Kunst vor: Echte Gemälde hingen nicht nur im Schlafzi m mer an den Wänden, sondern überall. Sie waren nicht einhei t lich, es gab Landschaften und Porträts, aber auch Abstraktes. Skulpturen gab es freilich nirgendwo.
„Wenn wir jetzt eins von Warburgs Bronzedingern hier finden würden, wäre der Tag gerettet“, philosophierte Fabian.
„Was würde das beweisen?“
„Nix, aber das würde reichen für einen Durchsuchungsb e fehl, und er müsste uns eine DNA -Probe geben. “
Sie schauten sich überall um und gaben dem Fotografen die Anweisung, alles in der Wohnung, was entfernt nach Kunst aussah, zu fotografieren.
Lisa ging auf die Knie und inspizierte das Bettlaken. Dabei kam sie dem Körper des Toten sehr nahe.
„Der war viel im Fitnessstudio, schätze ich. Er ist zwar nicht Herr Kules, aber die Muskeln sind sehr fein definiert. Kaum Fett, alles sehr gut proportioniert. Ein
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