Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Kohlegrube, können auch diese 10 % aktiviert werden. Was würdest du denn machen, wenn du auf einer Insel nur mit vollbusigen Frauen gefangen wärst, und die einsamen Nächte immer länger werden?“
Weder Lisa noch Rosemarie wollten das beantworten. Christiane grinste.
„Ich bin übrigens Polizeibeamtin, und kann als solche durchaus aus euren Gesichtern gewisse Signale herausfiltern.“
„Was für Signale?“ tönte Rosemarie.
Christiane wollte es nicht vertiefen. „Ich will das gar nicht weiter aufs Tapet bringen, wenn ihr es nicht wollt. Ich bin zwar fast ein bisschen eifersüchtig, aber wenn wir das noch weiterführen, könnte das hier in ein sapphisches Gelage au s arten, und irgendwie glaube ich nicht, dass wir danach noch dieselben Freundinnen sind.“
Lisa lachte. „Gut gesprochen. Es war auch weiter nichts.“
„Nur einmal ganz kurz“, murmelte Rosemarie. „Nicht, dass es nicht nett war.“
„Würde ich nie behaupten“, sagte Lisa höflich.
Sie gingen zum Kaffee über.
„Ich lasse es dabei aber nicht bewenden“, erklärte Lisa entschlossen, „ich will es genau wissen. Ich werde mich mit Warburgs Verwandten und Freunden unterhalten. Ich will ei n fach mehr über ihn wissen. Das ist auch von kriminalistischem Interesse. Was hat ihn dazu getrieben? Es war so kaltblütig. Ein schweres Betäubungsmittel organisieren, seine Opfer au s wählen, sie einschläfern, Gott weiß was mit ihnen zu treiben, sie vollspritzen, die ersticken, sie waschen...“
Während sie sprach, wurde ihr auf einmal bewusst, wie absurd das alles war.
Wie falsch.
Wie offensichtlich nicht wahr.
Da klingelte ihr Handy.
„Ja?“
„Frau Becker?“ Es war Professor Lamprecht. „Ich konnte Juhnke nicht mehr erreichen. Ich habe Ihnen etwas mitzute i len. Sie werden staunen.“
Lisa atmete tief durch. „Er hat Xenon im Blut, nicht wahr?“
Lamprecht ließ einen gutturalen Krächzer hören.
„Verdammt, woher wissen Sie das? Ich dachte, sie plum p sen aus allen Wolken!“
„ Ist schon gut, Professor“, sagte Lisa leise, „aber das ist eigentlich nicht sehr überraschend.“
„Aber Sie haben doch schon groß und breit erklärt, Wa r burg wäre der Täter gewesen! Er kann sich unmöglich selbst betäubt und dann aufgehängt haben! Bei der Konzentration steht fest, dass er das Zeug voll abgekriegt hat, nicht so als Nebeneffekt, als er es bei seinem letzten Opfer angewendet haben soll. Er ist selber das Opfer!“
„Ich habe verstanden. Ich werde die Pressesprecherin i n formieren. Wir werden morgen wahrscheinlich wie Deppen aussehen, aber das hatten die ja sowieso geplant.“
Sie legte auf. Christiane und Rosemarie hatten sie die ganze Zeit erstaunt angeglotzt.
„Mädels, der Abend ist gelaufen. Ab in die Heia. Und zwar jede in ihre eigene.“
Zweiundzwanzig
Und die Hölle brach herein.
Die Pressesprecherin hatte es noch geschafft, eine Eilme l dung an alle Agenturen und wichtigen lokalen Redaktionen abzuschicken. Was zur Folge hatte, dass ein Shitstorm galakt i schen Ausmaßes über dem LKA wütete.
„Guten Morgen, ihr Lieben“, krähte der Moderator von Kiss FM , des drittblödesten privaten Radiosenders Berlins, w o bei er Lisa Becker aufweckte, „ da hat sich die Berliner Polizei ja mal wieder was geleistet. Da macht einer sein drittes Opfer in einer Woche schräg, und die schieben es einfach dem Toten in die Schuhe! Ist ja sehr bequem. Was kommt als nächstes? Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen?“
Auf dem Weg zum LKA ging es im selben Stil weiter, diesmal beim seriösen inforadio . „Anders als gestern verla u t bart sind die Sexual morde an zwei jungen Männern in Sch ö neberg und Wilmersdorf noch nicht aufgeklärt. Der erhängt aufgefundene Künstler, der als Täter ausgemacht war, wurde höchstwahrscheinl ich selber zum Opfer des Täters .“
In Juhnkes Büro knallte der Insasse einen Stapel Zeitu n gen auf den Tisch und funkelte Lisa und Fabian an, die geho r sam vor seinem Schreibtisch Haltung annahmen.
„Ich sollte längst in Rente sein!“
„Ja, Herr Juhnke.“
„Hab ich das verdient?“
„Nein, Herr Juhnke.“
„Können Sie sich vorstellen, wie der Chef mich vorhin am Telefon genannt hat?“
Sie ließen ihn ein bisschen toben. Es hatte keinen Sinn, ihn darauf hinzuweisen, dass es streng genommen seine Schuld war. Er hatte die Pressekonferenz anberaumt, bevor Lamprechts Bericht vorlag. Fabian musste sich sein arrogantes Benehmen bei der PK vorhalten lassen, die
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