Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Mord. Er hatte Sex mit Sieber, welcher Natur, weiß ich nicht. Aber es scheint mir wahrscheinlich. Und anschließend hat Warburg ihn b e täubt und erstickt. Dann hat er ihn gesäubert, was vielleicht irgendwie rituell war, vielleicht wollte er aber auch nur Spuren beseitigen. Sein Sper ma ließ er allerdings wo es war .“
Fabian nahm den Faden auf. „ Er war auch nachlässig bei den Silikonkrümeln, die er wohl noch irgendwie am Körper gehabt hat. Als wir ihn dann aufgesucht haben, hat er vie l leicht gar nicht erst kapiert, dass das den Verdacht auf ihn lenkte. Beim Mord an Ralph Schubert gab es jedenfalls nichts mehr davon.“
„ Wieso Ralph Schubert, frage ich mich. Und wieso erst als zweiten, ihn kannte er schließlich schon, den brauchte er nicht extra suchen.“
„Frag mich was Leichteres.“
„ Wie viel ist drei mal zwölf?“
„Sechsunddreißig.“
„Sehr gut. Wo waren wir?“
„Er hatte sich kein Alibi für den ersten Mord besorgt“, fuhr Fabian fort, „aber für den zweiten.“
„Das dachte er zumindest, aber leider war dein Schät z chen mit dem Mösenmuff doch etwas akkurater als man es erwarten sollte.“
„Vielleicht hat er sie sogar betäubt“, spekulierte Fabian. „Rausfinden können wir es nicht, Lamprecht hat gesagt, Xenon ist nach 24 Stunden nicht mehr nachweisbar.“
Wenn man vom Gerichtsmediziner spricht, kommt er auch gleich die Treppe raufgestampft, so wie jetzt auch. Er hatte wie immer seine beiden reizenden Assistentinnen im Schlep p tau. Weder Fabian noch Lisa hatte sie je ohne ihre Schutzma s ken gesehen, aber sie hatten beide nicht das Gefühl, dass dies ein Verlust war.
„Warum gibt es nie einen Mord am Vormittag?“ beschwe r te sich Lamprecht bei den beiden Kommissaren, deren Schuld das offensichtlich war. „Ständig muss man morgens Leichen anfassen. Sie glauben vielleicht, wir von der Gerichtsmedizin machen das gerne?“
„Eigentlich schon“, gab Fabian zu.
„Ja“, sagte auch Lisa, „das war immer mein Eindruck.“
„Und Sie haben Recht.“
Lamprecht plus Zwei steuerte das Warburgsche Atelier an, und Fabian und Lisa waren wieder allein. Natürlich sahen sie, wie Menschen durch das Treppenhaus huschten, und sie hö r ten Stimmen und Geräusche und die Musik aus Agatha Ko h lers Raum, aber im Moment waren sie nur zwei Menschen, die aufeinander angewiesen waren.
„Hätten wir das verhindern können?“ fragte Lisa.
Fabian setzte sich auf die oberste Treppenstufe, sie nahm neben ihm Platz.
„Wir hatten nichts gegen ihn in der Hand“, meinte Fabian. „Wir konnten ihn ja nicht festnehmen, nur weil er mit Silikon gearbeitet hat. Der Richter hat auch einen Durchsuchungsb e fehl abgelehnt. In einem anderen Land, zu einer anderen Zeit, kann man einen Verdächtigen vielleicht aufs Revier schleifen und ihn tagelang unter Druck setzen, ihm den Schlaf entzi e hen, vielleicht foltern. Aber willst du in so einem Land leben?“
„Wir hätten ihm mehr auf den Zahn fühlen können. Ich vor allen Dingen. Ich war viel zu sanft mit ihm.“
„Ich enthalte mich jeden Kommentars “ , kommentierte F a bian.
„Er hat mir leid getan, und das war falsch. Ich habe ve r gessen, dass er der Hauptverdächtige war. Du und die and e ren , ihr wusstet das. Wir hätten ihn einkesseln müssen.“
Fabian schüttelte den Kopf. „Ultimativ hast du genau das getan, als du ihn dazu gebracht hast, die Speichelprobe abz u geben.“
„Ja, das ist doch das Mysterium hier“, fand Lisa, „wieso hat er da getan? Wir konnten ihn nicht zwingen, und ihm musste klar sein, dass er damit geliefert war.“
„Er wollte vielleicht, dass wir ihn stoppen. Weil er selbst es nicht konnte.“
Sie dachten eine Weile nach. Irgendwie schien Fabian spontan das Richtige gesagt zu haben.
„Hallo, wir sind’s!“
Die Stimme von Sabine Lott brachte sie zurück. Sie und Alfie Hoffmann kamen die Treppe herunter. Die anderen be i den standen auf.
„Keiner hat irgendwas mitgekriegt“, sagte Alfie Hoffmann.
„Die meisten waren nicht hier“, ergänzte Sabine, „und die anderen sagen, s ie sind zwischen elf und ein s eingeschlafen. “
„Na gut“, sagte Fabian. Er holte sein Handy hervor und rief Juhnke an. Er gab einen kurzen Bericht ab.
„Wir machen die Pressekonferenz um 14 Uhr“, sagte Juh n ke anschließend. Sie und Becker.“
„Alles klar, Chef.“
„Der Fall gilt noch nicht als abgeschlossen, Zonk. Wir müssen vorsichtig sei n, Sie kennen ja das
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