Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
lassen, dann haben Sie Ihren Mann.“
Oder meine Frau , dachte Lisa.
„Ich würde nicht sagen, dass das auf Warburg zutrifft“, sagte sie, „aber vielleicht auf jemand anders. Ich danke Ihnen.“
„Gern geschehen.“
Lisa trommelte mit den Fingern beider Hände auf der Tischplatte herum. Ihre Umgebung, bestehend aus einem halbleeren Großraumbüro, in dem die verbliebenen Ermittler Telefonate führten und auf ihre Tastaturen eindreschten, blendete sie komplett aus.
Verrenn st du dich da jetzt wieder, Becker ?
Trommeltrommeltrommel.
Du konntest sie von Anfang an nicht leiden.
Trommeltrommeltrommel.
Du hast ja gleich lostrompet et , dass sie es war. Ohne j e den Grund.
Trommeltrommeltrommel.
Und jetzt glaubst du das wieder?
Trommeltrommeltrommel.
Fabian wird dich auslachen.
Trommeltrommeltrommel.
Du sagst ihm besser erst mal nix.
Trommeltrommeltrommel.
Da musst du schon alleine mit klar kommen.
Trommeltrommeltrommel.
Hör auf zu trommeln! W er bist du ? Das Tier aus der Mu p pet-Show ?
Dreiundzwanzig
Fandango war der Name eines spanischen Tanzes, so viel wusste Fabian. Warum Xaver Stolz diesen Namen für seine d e pressive Künstlerdeponie gewählt hatte, wusste er nicht, aber heute machte es Sinn: Es herrschte sehr viel Bewegung, sehr viel Krach, und es hätte ihn gar nicht gewundert, wenn jemand Kastagnetten rausgeholt hätte, um das Chaos musikalisch zu begleiten.
Mehrere Volkswagen-Kompaktvans standen auf dem Hof und wurden permanent beladen: Kollegen mit und ohne Un i form schleppten Kisten mit Dokumenten, aber auch Kunstg e genstände und Utensilien. Um Missverständnissen vorzube u gen: D ie Polizeibeamten ohne Uniform trugen stattdessen Z i vilkleidung. Sie waren nicht nackt.
„Hallo, Fabian!“
Alfie Hoffmann hatte ihn gesehen und kam aus dem Ei n gangsbereich auf ihn zu.
„Das ist mal ein Betriebsausflug , was?“ grinste er. „Wo ist denn deine Perle?“
„Du meinst deine Mama?“ gab Fabian zurück. „Keine A h nung, liegt vielleicht immer noch auf dem Küchentisch.“
Sabine Lott, die gerade aus dem Haus kam, hatte es g e hört und brach in schallendes Gelächter aus. Als sie dann A l fies Gesicht sah, der seine Mutter abgöttisch liebte, entschu l digte sie sich.
„Kommt Lisa noch?“ fragte sie.
„Vielleicht, sie kümmert sich erst noch um was anderes. Hier sind ja auch wirklich genug Leute.“
Sabine senkte die Stimme. „Stimmt es, dass Lisa geweint hat gestern?“
Fabian runzelte die Stirn und log völlig überzeugend. „Was? Wer erzählt denn so einen Quatsch? Das ist das idi o tischste, was ich je gehört habe.“
Sabine wurde rot. „Sorry, natürlich, ich wusste, das kon n te nicht stimmen.“
„Fein, dann erzähl das auch jedem.“
Sie gingen zu dritt hinein. Die Eingangshalle war angefüllt mit aufgebrachten Menschen, die sich bei einigen Beamten bitter über den Ausverkauf ihrer Menschenrechte, den Polize i staat und den Mangel an Kunstsinn beklagten, über das Ende der zivilisierten Welt, dass die Philister über sie hergefallen seien, dass alle „cops“ im übrigen die Bezeichnung ‚bastards“ verdienten (das war so ziemlich jeder zweite Satz, wobei die Bezeichnung „ Mantra “ wohl eher zutraf), und wenn irgendwas zerstört würde bei dieser Aktion, würden sie das Land Berlin auf hunderte Millionen verklagen.
Xaver Stolz stand im Zentrum der Ereignisse. Er war nicht mehr ganz so glücklich wie zuletzt. Ob es der Schock über den Tod von Mike Warburg war oder die groß angelegte Durchsuchungsaktion, war schwer zu sagen. Vielleicht ärgerte er sich auch nur, dass noch keine Presse da war.
„Warten Sie nur, bis die Presse da ist!“ schrie er gerade e i nen jungen Oberkommissar an. „Da können Sie sich morgen in der Zeitung bewunder n , in der Abendschau , und bei RTL R a dio !“
„Oh toll, darf ich auch?“ Fabian klopfte ihm auf die Schu l ter. „Ich hab mich heute ausnahmsweise rasiert.“
Stolz funkelte ihn verächtlich an.
„Zonk! Was zum Teufel soll das hier?“
„Ähmmm...“, Fabian zuckte mit den Schultern, „dreifacher Mord? Böse Sache? Mörder finden? Etwas in der Richtung, schätze ich.“
„Kommen Sie mir nicht so! Es gibt überhaupt keinen Grund, hier alles auf den Kopf zu stellen und haufenweise Kunstwerke wegzuschaffen?“
„Es gibt eine richterliche Genehmigung, hier so ziemlich alles zu machen, was wir wollen.“
„Ja, den Wisch hab ich gesehen, aber...“
„Das beinhaltet auch die Verhaftung
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