Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
und vorläufige Inha f tierung von jedem, der sich nicht kooperativ oder gar verdäc h tig verhält.“
Stolz schwieg abrupt. Fabian lächelte freundlich, oder zumindest bewegte er seine Lippen auf eine Art, die Freun d lichkeit vermitteln sollte. Aus seinen Augen konnte er die G e ringschätzung für seinen Gesprächspartner und das gesamte Etablissement nicht tilgen.
„Herr Stolz, dies ist nicht nur ein Tatort, sondern auch das Epizentrum der gesamten Mordserie. Es ist wahrscheinlich, dass es in diesem Haus wertvolle Hinweise gibt, die zum Mö r der weisen, eventue ll sogar den Mörder selbst. Sel bstverstän d lich wird jeder beschlagnahmte Gegenstand protokolliert und so schnell wie möglich zurückgegeben. Ich entschuldige mich für jede Unannehmlichkeit.“
Stolz gab auf, und auch die anderen Insassen um sie he r um hatten zugehört und fügten sich nun in ihr Schicksal. Alfie und Sabine waren froh, dass Fabian da war, der zwar auch nur ein paar Jahre älter war als sie, aber diese lässige Cowboy-Autorität hatte, die jeden Widerspruch sinnlos erscheinen ließ.
Die drei Kommissare suchten sich eine ruhige Ecke in der Nähe der Treppe.
„ Wir haben nochmal alle befragt , aber diesmal gründlicher als gestern, als wir noch dachten, es war Selbstmord “, sagte Sabine, „aber es bleibt dabei , dass kaum jemand ein Alibi hat. Die meisten waren zu Hause, allein.“
„Es scheint so, als wäre es unstatthaft für Künstler, ve r heiratet oder fest liiert zu sein“, brummte Alfie. „Alles Singles, und weil es mitten in der Woche ist und man sich ja auch mal eine Pause gönnen muss von durchzechten Nächten und Nackt-Partys, waren diesmal fast alle in der Heia.“
„Fast alle?“
„Tim Stewart gibt zu, hier übernachtet zu haben“, sagte Sabine, „hat aber nichts zu berichten. Mustafa weigert sich, uns zu sagen, wo er war.“
„Hmm“, machte Fabian.
„Sollen wir ihn zur Vernehmung mitnehmen?“ fragte Alfie.
Fabian dachte kurz nach.
„Ja.“
Seine beiden Kollegen sahen ihn mit einem gewissen E r staunen an, enthi elten sich aber jeden Kommentar s. Alfie machte sich auf den Weg in Richtung Mustafas Atelier und nahm dabei vorsichtshalber einen Uniformierten mit.
„Was ist mit Agatha Kohler?“ fragte Fabian ohne bestim m ten Grund, wie er glaubte.
„Oh richtig“, sagte Sabine und wurde missmutig. „Sie war sehr mitteilsam. Anscheinend habe ich einen deformierten Körper, keinerlei Esprit und sollte mir dringend die Nase m a chen lassen. Und außerdem war sie des Nachts zu Hause.“
„Allein?“
„Ja. Madame mag sich selbst für unwiderstehlich halten, und dennoch schläft sie allein. “
„Das überrascht mich nicht, sie ist bei der Wahl ihrer Partner sehr wählerisch.“
„Oooch“, tönte Sabine, wobei sie sich über ihren eigenen Mut wunderte, „sind wir abgeblitzt?“
Fabian grinste. „Du guckst dir ein bisschen viel von Lisa ab.“
„Sorry...“
„Nein, wieso, sie ist ein gutes Vorbild. Und sie weint ni e mals im Dienst, um das nochmal klarzustellen. Sie ist eine knallharte Polizeischwester mit dem Magen einer Elefante n kuh!“
Er merkte, dass das kein so schmeichelhafter Vergleich war, aber Sabine lachte und verstand.
„Ich mach mal einen Rundgang“, erklärte Fabian, „aber lange halte ich mich hier nicht auf. Dieses Haus ist verflucht!“
Er ließ Sabine zurück und stapfte nach oben. Alfie kam ihm auf der Treppe entgegen, in Gesellschaft des Polizisten und von Mustafa, der nicht die Frohnatur war, als die Fabian ihn kennengelernt hatte.
„Arschloch!“ begrüßte er den Kommissar. „Hurensohn!“ ergänzte er, und: „Schwanzgesicht!“
„Das solltest du dir nicht gefallen lassen, Alfie“, lachte F a bian, und zog fröhlich weiter.
Er war kaum im ersten Stock angekommen, da hörte er bereits die vertrauten Klänge, komponiert von Carl Orff. Ag a tha Kohlers Tür stand offen. Fabian nahm das als Einladung.
„Frau Kohler?“
Sie saß auf dem Bett und las in einer Modezeitschrift. D a bei hielt sie einen Edding-Stift in der Hand und schien irgen d welche Kritzeleien anzufertigen.
„Fabian!“ lächelte sie ihn ungewohnt friedfertig an. „Ich meine, Herr Zonk.“
Er kam herein und setzte sich in sicherer Entfernung auf den Ottomanen.
„Wie geht es Ihnen?“
„Eigentlich gefällt mir Ihr Name jetzt sogar“, sagte sie o h ne sich eine Antwort auf die Floskel zu überlegen, „er ist so deutsch und gleichzeitig irgendwie sexy.“ Fabian kam nicht
Weitere Kostenlose Bücher