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Schöne Neue Welt

Schöne Neue Welt

Titel: Schöne Neue Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aldous Huxley
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Normung?«
    »Sigmund, du sagst so grauenhafte Sachen.«
    »Möchtest du nicht frei sein, Lenina?«
    »Ich verstehe dich nicht. Ich bin frei. Frei, um mich herrlich zu unterhalten. Jeder ist heutzutage glücklich.«
    Er lachte bitter. »Ja, jeder ist heutzutage glücklich. Bei den fünfjährigen Kindern fangen wir damit an. Aber möchtest du nicht frei sein, um auf irgendeine andere Art glücklich sein zu können, Lenina? Auf deine eigene Art etwa, nicht auf
    jedermanns Art?«
    »Ich verstehe dich nicht«, wiederholte sie. Dann wandte sie sich ihm zu und flehte: »Bitte, fliegen wir heim, Sigmund! Hier ist es gräßlich.«
    »Bist du nicht gern bei mir?«
    »Aber natürlich, Sigmund! Nur diese Gegend ist furchtbar.«
    »Ich dachte, wir würden hier - einander näher sein.
    Nur wir beide und das Meer und der Mondschein. Einander
    näher als zwischen den vielen Leuten, näher sogar als in meinem Zimmer. Verstehst du das nicht?«
    »Gar nichts verstehe ich«, widersprach sie entschieden, fest entschlossen, sich ihre Verständnislosigkeit nicht rauben zu lassen. »Ganz und gar nichts. Am allerwenigsten«, fügte sie in verändertem Ton hinzu, »warum du nicht Soma nimmst, wenn du diese schrecklichen Gedanken hast. Du würdest sie vergessen und wärst vergnügt statt unglücklich. Und wie vergnügt!«
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    wiederholte sie mit einem Lächeln, das trotz der angstvollen Ratlosigkeit in ihren Augen sinnliche Verheißung zeigen sollte.
    Unbewegt und sehr ernst sah er sie schweigend lange und
    aufmerksam an. Nach einigen Sekunden irrten Leninas Augen ab, sie lachte nervös und suchte vergeblich nach irgendeiner Bemerkung. Das Schweigen dauerte an.
    Endlich begann Sigmund mit leiser, müder Stimme wieder zu sprechen. »Gut also«, sagte er, »fliegen wir zurück!« Heftig gab er Gas, der Hubschrauber schoß raketengleich empor. In
    viertausend Meter Höhe setzte er den Propeller in Gang.
    Schweigend flogen sie ein paar Minuten. Plötzlich lachte Sigmund auf. Recht sonderbar zwar, aber es war immerhin ein Lachen.
    »Fühlst du dich jetzt wohler?« wagte sie zu fragen.
    Als Antwort nahm er eine Hand vom Schaltbrett, legte den Arm um sie und begann, ihre Brüste zu liebkosen.
    »Ford sei Dank«, sagte Lenina im stillen, »er ist wieder bei Sinnen!«
    Eine halbe Stunde später waren sie in seiner Wohnung.
    Sigmund schluckte vier Somatabletten auf einmal, schaltete Radio und Fernsehen ein und begann sich zu entkleiden.
    »Nun«, fragte Lenina ihn kokett, als sie sich am nächsten Nachmittag auf dem Dach trafen, »war es gestern nicht ein großer Spaß?«
    Sigmund nickte. Sie stiegen ins Flugzeug. Ein kleiner Ruck, und sie flogen ab.
    »Jeder sagt, ich sei so unerhört pneumatisch«, meinte Lenina nachdenklich und tätschelte ihre Schenkel.
    »Ganz unerhört.« Aber in seinem Blick lag Schmerz.
    »Wie ein Stück Fleisch«, dachte er.
    Sie sah ihn ein wenig betroffen an. »Aber du findest mich doch nicht zu dick, nicht wahr?«
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    Er schüttelte den Kopf. Ganz wie ein Stück Fleisch!
    »Also findest du alles in Ordnung?« Wieder ein Nicken.
    »In jeder Beziehung?«
    »Vollkommen«, antwortete er und dachte: »Sie selbst denkt von sich nicht anders. Es macht ihr nichts aus, ein Stück Fleisch zu sein.«
    Lenina lächelte triumphierend. Aber sie freute sich zu früh.
    »Und doch«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »wollte ich fast, alles hätte anders geendet.«
    »Anders?« Konnte es denn auch anders enden?»Nicht im Bett geendet«, erklärte er.
    Sie war überrascht.
    »Nicht gleich, nicht schon am ersten Tag.«
    »Aber was sonst -?«
    Nun begann er eine Menge unverständliches, gefährliches Zeug zu schwatzen. Lenina tat ihr möglichstes, sich im Geist die Ohren zuzuhalten, aber manchmal drang doch der eine oder andere Satz ein. »- versuchen, meine Triebe zu zügeln«, hörte sie ihn sagen. Diese Worte schienen einen Mechanismus in ihrem Kopf auszulösen.
    »Was dir heute Freude macht, das verschieb nicht über
    Nacht«, sagte sie ernst.
    Er antwortete darauf nur: »Zweihundert Wiederholungen
    zweimal in der Woche von vierzehn bis sechzehneinhalb.« Der tolle, verruchte Wortschwall brauste weiter.
    »Leidenschaft will ich kennenlernen!« hörte sie ihn ausrufen.
    »Ich will Gefühle in ihrer ga nzen Macht!«
    »Wenn der einzelne fühlt, wird das Ganze unterwühlt«,
    deklamierte Lenina.
    »Nun, und warum soll das Ganze nicht ein bißchen
    unterwühlt werden?«
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    »Sigmund!«
    Aber er ließ sich nicht

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