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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Walter
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Marla, 22. Es herrscht Halbdunkel; das Publikum kann zwar die Gestalten sehen, aber ihre Gesichter nicht richtig erkennen.]
    Marla: Hah.
    Pat: Mm. Das war toll. Danke.
    Marla: Oh. Ja. Klar.
    Pat: Hör zu, das soll jetzt nicht blöd klingen, aber wäre es möglich, dass wir uns anziehen und von hier verschwinden?
    Marla: Oh. Dann … war das alles?
    Pat: Was meinst du damit?
    Marla: Nichts. Es ist bloß …
    Pat: [lacht] Was?
    Marla: Nichts.
    Pat: Sag schon.
    Marla: Es ist bloß … so viele Mädchen in der Bar haben erzählt, dass sie mit dir geschlafen haben. Ich dachte schon, mit mir ist was nicht in Ordnung, weil ich es noch nicht mit dem großen Pat Bender gemacht habe. Und als du heute Abend allein reingekommen bist, da dachte ich, jetzt, das ist meine Chance. Wahrscheinlich hab ich einfach erwartet … ich weiß nicht … dass es anders ist.
    Pat: Anders … als was?
    Marla: Ich weiß auch nicht.
    Pat: So mache ich es eigentlich immer.
    Marla: Nein, es war schon in Ordnung.
    Pat: In Ordnung? Das wird ja immer besser.
    Marla: Nein, ich bin wohl zu sehr auf diese ganze Aufreißernummer abgefahren. Ich dachte, du hast ein paar Sachen drauf.
    Pat: Was für … Sachen?
    Marla: Keine Ahnung. So was wie … Techniken.
    Pat: Techniken? Was zum Beispiel? Freies Schweben? Hypnose?
    Marla: Nein, aber nach dem ganzen Gerede dachte ich irgendwie, ich habe … du weißt schon … vier oder fünf.
    Pat: Vier oder fünf was?
    Marla: [ wird verlegen ] Du weißt schon.
    Pat: Ach so. Und wie viele hattest du?
    Marla: Bis jetzt keinen.
    Pat: Also, ich sag dir was. Ich schulde dir zwei. Aber jetzt müssen wir uns anziehen, bevor …
    [Hinter den Kulissen geht eine Tür. Die ganze Szene spielt fast im Dunkeln, das einzige Licht fällt durch eine offene Tür. Umrisshaft ist zu erkennen, wie Pat die Bettdecke über Marlas Kopf zieht.]
    Pat: O Scheiße.
    [ Lydia, in den Dreißigern, kurze Haare, Cargohose, Leninmütze, tritt ein. Sie zögert in der Tür, das Licht aus dem anderen Zimmer fällt auf ihr Gesicht. ]
    Pat: Ich dachte, du bist bei der Probe.
    Lydia: Bin schon früher gegangen. Pat, wir müssen reden.
    [ Sie kommt herein und streckt die Hand nach dem Nachttisch aus, um das Licht einzuschalten. ]
    Pat: Ähm, können wir das Licht vielleicht aus lassen?
    Lydia: Schon wieder Migräne?
    Pat: Ganz schlimm.
    Lydia: Okay. Also, ich wollte mich nur entschuldigen, dass ich heute Abend so aus dem Restaurant gestürmt bin. Du hast recht. Manchmal versuche ich noch immer, dich zu verändern.
    Pat: Lydia …
    Lydia: Nein, lass mich ausreden, Pat. Es ist wichtig.
    [Lydia geht zum Fenster und schaut hinaus. Der Schein einer Straßenlaterne fällt auf ihr Gesicht.]
    Pat: Lydia …
    Lydia: Ich hab so lang versucht, dich zu erziehen, dass ich manchmal ganz vergesse, wie weit wir gekommen sind. Inzwischen bist du schon seit zwei Jahren clean, und ich bin immer noch ständig in Alarmbereitschaft. Ich sehe überall Dinge, die gar nicht da sind.
    Pat: Lydia …
    Lydia: [ dreht sich zu ihm um ] Bitte, Pat. Hör mir einfach zu. Ich habe nachgedacht. Wir sollten wegziehen. Weg aus Seattle. Nach Idaho. Damit wir bei deiner Mom sein können. Ich weiß, ich hab gesagt, wir können nicht ständig vor unseren Problemen davonlaufen, aber vielleicht nutzt es ja doch was. Ein Neuanfang. Die Vergangenheit hinter uns lassen … diesen ganzen Scheiß mit deinen Bands, mit meiner Mom und meinem Stiefvater.
    Pat: Lydia …
    Lydia: Ich weiß, was du jetzt sagen wirst.
    Pat: Ich bin mir nicht sicher, ob du …
    Lydia: Du wirst sagen, was war mit New York? Klar, das haben wir versiebt. Aber damals waren wir auch noch jünger, Pat. Und du warst auf Drogen. Wir hatten doch gar keine Chance. Der Tag, als ich in die Wohnung gekommen bin und gesehen habe, dass du unser ganzes Zeug versetzt hast – es war fast eine Erleichterung. Irgendwie hab ich die ganze Zeit nur auf den Zusammenbruch gewartet. Und auf einmal war es so weit.
    [ Lydia wendet sich wieder zum Fenster. ]
    Lydia: Danach hab ich zu deiner Mutter gesagt, wenn du deine Sucht in den Griff gekriegt hättest, wärst du berühmt geworden. Ihre Antwort werde ich nie vergessen: »Aber Liebes, das IST doch seine Sucht.«
    Pat: Herrgott, Lydia …
    Lydia: Ich bin heute früher von der Probe heimgefahren, weil deine Mom aus Idaho angerufen hat. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, also sag ich es einfach. Ihr Krebs ist wieder da.
    [ Lydia geht zum Bett und setzt sich auf Pats Seite. ]
    Lydia: Die Ärzte meinen, man

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