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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unten liegt ein verletzter Mann!«
    »Ist er gestürzt, als ihr in den Tresor eingebrochen seid, Herr?«
    Bei den Göttern, man kam einfach nicht gegen sie an. Sie bohrten hartnäckig weiter. Wenn man Polizist ist, ist alles ein Verbrechen.
    »Wachtmeister ... du bist doch Polizist, richtig?«
    »Obergefreiter Schellfisch, Herr.«
    »Gut, Obergefreiter. Könnten wir meinen Kollegen an die frische Luft bringen? Er kann kaum noch atmen. Ich werde jetzt hier unten die Tür auf schließen.«
    Schellfisch nickte dem zweiten Wachmann zu, der zur Treppe davoneilte.
    »Wenn du einen Schlüssel hast, Herr, warum bist du dann eingebrochen?«
    »Um ihn rauszuholen, was sonst?«
    »Und wie ...?«
    »Es hat wirklich alles seine Richtigkeit«, sagte Feucht. »Sobald ich draußen bin, werden wir alle darüber lachen können.«
    »Darauf freue ich mich schon, Herr«, sagte Schellfisch, »denn ich lache sehr gern.«
    Eine Unterhaltung mit der Wache war wie ein Stepptanz auf einem Erdrutsch. Wenn man geschickt war, konnte man sich aufrecht halten, aber man konnte nicht steuern, und es gab keine Bremsen, und man wusste einfach, dass die Sache irgendwie mit einem Sturz enden musste.
    Es war nicht mehr Obergefreiter Schellfisch. Er war aus dem Rennen gewesen, sobald er festgestellt hatte, dass die Taschen des Meisters des Königlichen Münzamts ein Samtbündel mit Dietrichen und einen Totschläger enthielten. Von da an hatte Feldwebel Detritus übernommen.
    Feucht wusste, dass Dietriche im Grunde nicht illegal waren. Sie zu besitzen war völlig in Ordnung. Sie zu besitzen, während man sich in einem fremden Haus aufhielt, war nicht in Ordnung. Sie zu besitzen, während man in einem aufgebrochenen Banktresor stand, war so weit davon entfernt, in Ordnung zu sein, dass es schon die Krümmung des Universums sehen konnte.
    So weit, so gut, was Feldwebel Detritus betraf. Doch das geordnete Weltbild des Feldwebels kam ins Rutschen, als ihm der Beweis vorgelegt wurde, dass Feucht der rechtmäßige Besitzer der Schlüssel zum Tresor war, in den er eingebrochen war. Für den Troll schien allein das ein krimineller Tatbestand zu sein, und er spielte eine Weile mit dem Vorwurf »Der Wache die Zeit rauben durch einen Einbruch, der gar nicht nötig gewesen wäre«. 7   Er hatte kein Verständnis für das elementare Bedürfnis, Dietriche mit sich zu führen. Trolle hatten kein Wort für Machoverhalten, genauso wie eine Pfütze kein Wort für Wasser kannte. Außerdem hatte er ein Problem mit der geistigen Verfassung und Handlungsweise des fast verstorbenen Herrn Beuge. Trolle wurden nicht verrückt, sie waren es schon. Also gab er es auf, und dann kam Hauptmann Karotte.
    Feucht kannte ihn von früher. Er war groß und roch nach Seife, und normalerweise trug er einen Gesichtsausdruck blauäugiger Unschuld zur Schau. Feucht konnte nicht hinter diese liebenswürdige Maske blicken, er schaffte es einfach nicht. Die meisten Leute konnte er durchschauen, aber der Hauptmann war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln in einem Keller mit drei Vorhängeschlössern. Und der Mann war stets höflich, auf diese ärgerliche Weise, die nur Polizisten an sich hatten.
    Er sagte höflich »Guten Abend« zu Feucht, als er in dem kleinen Büro Platz nahm, das plötzlich zu einem Verhörzimmer geworden war. »Dürfte ich damit beginnen, Herr, dich nach den drei Männern unten im Keller zu fragen. Und nach diesem großen Glas... ding?«
    »Das sind Herr Hubert Dylea und seine Assistenten«, sagte Feucht. »Sie studieren die Wirtschaftskreisläufe der Stadt. Aber mit  dieser  Sache haben sie nichts zu tun. Wenn ich genauer darüber nachdenke, muss ich sagen, dass auch ich nichts damit zu tun habe! Genau genommen gibt es überhaupt keine  diese  Sache. Das habe ich alles schon dem Feldwebel erklärt.«
    »Feldwebel Detritus findet, dass du viel zu schlau bist, Herr Lipwig«, sagte Hauptmann Karotte und öffnete sein Notizbuch.
    »Kann es sein, dass er das von den meisten Leuten denkt?«
    In Karottes Miene änderte sich rein gar nichts. »Kannst du mir erklären, warum sich unten ein Golem aufhält, der ein Kleid trägt und meinen Männern pausenlos befiehlt, sich die Stiefel abzutreten?«, fragte er.
    »Nicht ohne den Anschein zu erwecken, ich wäre wahnsinnig. Was hat das mit allem anderen zu tun?«
    »Ich weiß es nicht, Herr. Ich hoffe es in Erfahrung zu bringen. Wer ist Lady Deirdre Wagen?«
    »Sie schreibt recht altmodische Bücher über gutes Benehmen und

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