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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Jedenfalls bekomme ich schon viel mehr als das, wenn ich mich nur ein paar Monate lang um ihn kümmere.«
    »Ach ja, aber mein Angebot ist... weniger riskant.«
    »Meinst du?«
    Cosmo lächelte. »Komm schon, Herr Lipwig. Wir sind Männer von Welt...«
    »... wir beide, ja?«, führte Feucht den Satz zu Ende. »Das ist ja so  durchschaubar.  Außerdem hättest du mir zuerst mehr Geld anbieten müssen.«
    In diesem Moment ereignete sich etwas in der Nähe von Cosmos Stirn. Beide Augenbrauen verzogen sich, ähnlich wie bei Herrn Quengler, wenn er verdutzt war. Sie bewegten sich eine Weile, und dann sah Cosmo Feuchts Gesichtsausdruck, worauf er sich gegen die Stirn schlug und sein vorübergehend finsterer Blick deutlich zu verstehen gab, dass jeglicher Kommentar Feuchts sofortigen Tod zur Folge hätte.
    Er räusperte sich und sagte: »Für etwas, das ich auch gratis bekommen kann? Wir haben gute Chancen, wenn wir darauf plädieren, dass meine Stiefmutter verrückt war, als sie dieses Testament verfasst hat.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass sie völlig klar war«, sagte Feucht.
    »Mit zwei geladenen Armbrüsten auf dem Schreibtisch?«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Ja, wenn sie wirklich bei guter geistiger Gesundheit gewesen wäre, hätte sie zwei Trolle mit sehr großen Keulen angeheuert.«
    Cosmo bedachte Feucht mit einem langen abschätzenden Blick - zumindest hielt er ihn dafür - aber Feucht kannte diese Taktik. Damit sollte dem Angesehenen der Eindruck vermittelt werden, ihm stünde eine schwere Tracht Prügel bevor, aber es konnte genauso gut bedeuten: »Ich mach jetzt mal die Nummer mit dem stechenden Blick, während ich mir überlege, was ich als Nächstes tun soll.« Cosmo mochte rücksichtslos sein, aber er war nicht blöd. Ein Mann im goldenen Anzug fällt auf, und irgendwer würde sich erinnern, in wessen Kutsche er gestiegen war.
    »Ich fürchte, dass meine Stiefmutter dich in große Schwierigkeiten gebracht hat«, sagte Cosmo.
    »Ich war schon gelegentlich in Schwierigkeiten«, sagte Feucht.
    »Aha? Und wann war das?« Die Frage kam scharf und plötzlich.
    Ah. Die Vergangenheit. Kein angenehmer Ort. Feucht versuchte sich davon fernzuhalten.
    »Über dich ist sehr wenig bekannt, Herr Lipwig«, fuhr Cosmo fort. »Du wurdest in Überwald geboren, und du wurdest unser Postminister. Dazwischen ...«
    »Habe ich es geschafft zu überleben«, sagte Feucht.
    »In der Tat eine beneidenswerte Leistung«, sagte Cosmo. Er klopfte gegen die Wand der Kutsche, worauf sie langsamer wurde. »Ich vertraue darauf, dass du es weiterhin schaffst. In der Zwischenzeit möchte ich dir wenigstens das hier geben ...«
    Er zerriss den Wechsel und ließ die Hälfte, die natürlich nicht sein Siegel oder seine Unterschrift trug, in Feuchts Schoß fallen.
    »Wofür ist das?«, fragte Feucht und hob den Fetzen auf, während er mit der anderen Hand versuchte, den aufgeregten Herrn Quengler zurückzuhalten.
    »Ach, nur eine Demonstration meines guten Willens«, sagte Cosmo, als die Kutsche anhielt. »Eines Tages könntest du das Bedürfnis verspüren, mich um die andere Hälfte zu bitten. Aber versteh mich nicht falsch, Herr Lipwig, normalerweise nehme ich nicht die Mühe auf mich, etwas auf die harte Tour zu machen.«
    »Dann mach dir bitte auch meinetwegen nicht die Mühe«, sagte Feucht und drückte die Tür auf. Draußen war der Hier-gibt’s-alles-Platz, voller Karren und Menschen und geradezu unangenehm vielen potenziellen Zeugen.
    Für einen Moment machte Cosmo wieder diese ... Sache mit den Augenbrauen. Wieder schlug er sich gegen die Stirn und sagte: »Herr Lipwig, du missverstehst mich.  Das hier  war die harte Tour. Auf Wiedersehen. Grüß deine kleine Freundin von mir.«
    Feucht wirbelte auf dem Pflaster herum, aber die Tür wurde schon wieder zugeschlagen, und die Kutsche raste davon.
    »Warum hast du nicht gesagt: >Wir wissen, wo deine Kinder zur Schule gehen<, schrie er dem Fahrzeug hinterher.«
    Was jetzt? Hölle und Verdammnis, jetzt saß er ganz schön in der Tinte!
    Ein Stück weiter die Straße hinauf lockte der Palast. Vetinari hatte ihm einige Fragen zu beantworten. Wie hatte er das alles arrangiert? Die Wache sagte, Frau Üppig sei eines natürlichen Todes gestorben! Aber er war doch als Assassine ausgebildet, nicht wahr? Als richtiger, der sich auf Gifte spezialisiert hatte, hieß es.
    Er spazierte durch das offene Tor hinein, aber die Wächter hielten ihn vor dem eigentlichen Gebäude an. Feucht

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