Schöne Zeit der jungen Liebe
Serviette zusammenfaltete.
»Nett von dir, Gaylord«, sagte May entschieden. »Aber ich glaube, Miß Haldt möchte bei uns im Haushalt lernen. Nicht wahr, Christine?«
»Ja, Mrs. Pentecost. Und ich möchte auch so viel wie möglich helfen.«
»Aber du hast doch gesagt, als Au-pair-Mädchen könne sie nicht bei uns bleiben.«
»Da ist es um so wichtiger, daß sie in der kurzen Zeit, die sie bleibt, so viel wie möglich lernt«, erwiderte May mit einem liebenswürdigen Lächeln.
Christine war schon dabei, das Geschirr abzuräumen. Sie hielt nur kurz inne, um zu fragen: »Wann wollte Roger Miles kommen?«
»Oh, das hat er nicht gesagt. Er legt sich nicht gern fest.«
Christine wirkte enttäuscht. Offenbar hatte sie kein Verständnis für derart unbestimmte Verabredungen. Sie nahm das schwerbeladene Tablett und trug es hinaus in die Küche.
Lustlos schlenderte Gaylord ins Wohnzimmer hinüber, wo Teile von Opa zu sehen waren: seine in Pantoffeln steckenden Füße und acht Finger hinter der aufgeschlagenen Times. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Beiläufig, so als hätte es nichts zu tun mit dem, was in seinen Gedanken vor sich ging, fragte Gaylord: »Du, Opa, was hältst du eigentlich von Mischehen?«
»Nichts!« brummte Opa hinter seiner Zeitung hervor.
Gaylord trat ans Fenster und blickte hinaus. »Manche Leute halten aber eine ganze Menge davon.« Er suchte nach einem überzeugenden Beispiel. »Denk an Othello!«
»Hat ja auch nicht lange gedauert«, knurrte Opa.
Gaylord spielte mit dem Schlüssel der Glastür herum. »Ich weiß nicht, was schlecht sein soll an einer Mischehe.«
Der alte Mann ließ die Zeitung sinken und sah seinen Enkel gereizt an. »Das ist doch sonnenklar! Das Heiraten ist ein Lotteriespiel, so oder so. Aber wenn du dann auch noch eine Pechschwarze mit einem Ring durch die Nase nimmst, dann ist das Risiko doch tausendmal größer!«
»Ich dachte ja auch nicht an eine Pechschwarze mit einem Ring durch die Nase. Ich dachte, wenn man zum Beispiel eine Französin heiratet. Oder eine Deutsche.«
»Alles das gleiche. Nichts geht über die englische Rose, mein Junge! Laß dir das gesagt sein. Wunderbarer Teint. Ehrlich. Gottesfürchtig. Außerdem können sie anständig kochen - nicht diesen ausländischen Schlangenfraß.« Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Verständnisvoll sah er seinen Enkel an, tief beeindruckt von seinem eigenen Scharfsinn. »Großer Gott, jetzt verstehe ich. Du hast auf Christine ein Auge geworfen!«
»Nein, hab ich nicht.«
»Na klar!«
»Nein, hab ich nicht! Es war eine rein hypothetische Frage.«
»Hypothetisch - daß ich nicht lache! Sie ist ja auch ein reizendes Mädchen, und ich gebe zu, wenn ich so alt wäre wie du... Aber du weißt ja, sie verblühen schnell.«
»Das sind die Südländerinnen, Opa.«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nein, alle Ausländerinnen. Und außerdem - merk dir gut, was ich dir jetzt sage!« Eine dramatische Pause folgte. »Eines garantiere ich dir, wenn du sie heiratest. Keine sechs Monate, und du kriegst sieben Tage in der Woche ein >Kontinentales Frühstück< vorgesetzt.«
Gaylord lächelte verträumt vor sich hin und dachte bei sich, daß eine Ehe mit Christine es vielleicht wert war, sieben Tage in der Woche ein ->Kontinentales Frühstück< vorgesetzt zu bekommen. Aber da seine Frage rein hypothetisch gewesen war, konnte er das Opa nicht gut entgegenhalten. Außerdem war Opa auch noch nicht fertig. »Und ihre Söhne«, fuhr er fort, »würde sie Siegfried und Dietrich und Ludwig und Wolfgang nennen. Stell dir das doch bloß mal vor: Siegfried Pentecost!« Aber da war noch etwas. Er grübelte - es gab noch ein schlagendes Argument. Es wollte ihm bloß nicht wieder einfallen...
Doch, jetzt hatte er es. »Die Deutschen sind ein Volk«, sagte er gemessen und in feierlichem Ton, »das weder Kricket noch Rugby spielt. Könntest du dir im Ernst vorstellen, mit einer Frau verheiratet zu sein, die nicht weiß, was eine Keule oder ein Malfeld ist?«
Und damit zog sich Opa wieder hinter seine Times zurück.
Gewöhnlich waren Gaylords Vormittage von rastloser Aktivität erfüllt. Heute trieb er sich ständig in der Küche herum, trocknete eine Tasse ab, legte eine Gabel in die Schublade - bis seine Mutter die Geduld verlor und sagte: »Geh doch um Gottes willen endlich an die frische Luft, Junge.«
»In Deutschland«, sagte Christine zu May, »sind die Jungen sehr sportlich. Sie spielen Fußball, steigen auf Berge und
Weitere Kostenlose Bücher