Schöne Zeit der jungen Liebe
Jocelyn mit ruhiger Stimme, »wagst du etwa zu behaupten, daß May es zulassen würde, wenn Charles Bunting sich hinter meinem Rücken irgendwelche Freiheiten herausnähme? Sie würde ihn doch glatt über den Zaun pusten.«
»Gewiß, gewiß, mein lieber Junge.« Er legte Jocelyn liebevoll die Hand auf die Schulter. »So, und nun denk nicht mehr darüber nach, Jocelyn.«
Hochzufrieden mit sich polterte er die Treppe hinunter. Er hatte gerade genug gesagt, um seinen Sohn nachdenklich zu stimmen, ohne ihn zu beunruhigen, dachte er.
Die Tennisspieler trennten sich. »Danke, Pentecost!« rief Roger Miles und ging mit Christine fort, um sein Fahrrad zu holen.
»Bis bald, Miles«, sagte Gaylord.
Liz beobachtete, wie er ihnen nachblickte. Sie sah die Sehnsucht und den Schmerz in seinen Zügen und wußte, wie ihm zumute war. Sie hätte ihn gern getröstet, hätte gern ihre Hand in seine geschoben und gesagt: Laß nur, Gaylord, die Welt ist weit. Und auch in England gibt’s viele Mädchen, und wenn alle Stricke reißen, bin ich auch noch da... Aber es würde nichts nützen. Wenn jemand sich nach dem Mond verzehrte, sah er die schönsten Sterne nicht und noch viel weniger das freundliche Lämpchen im Fenster.
Jetzt waren die beiden anderen nicht mehr zu sehen. Gaylord wandte sich Liz zu. »Du hast allerhand von ihr gelernt, Liz, was?«
»Meinst du?«
»Klar! Am Schluß war dein Aufschlag richtig gut. Aber sie ist fabelhaft, nicht?«
»Fabelhaft«, sagte Liz.
»Ich fand es sehr nett von ihr, daß sie dir so geholfen hat.«
»Ja.«
»Ich wünschte, wir könnten sie überreden, daß sie bleibt.«
»Ja.«
»Aber es liegt nicht nur an ihr. Meine Mutter will auch nicht, daß sie bleibt.«
Da ist sie nicht die einzige, dachte Liz. Sie nahm ihr Fahrrad. »Wiedersehen, Gaylord. Vielen Dank.«
Traurig fuhr sie durch die Abenddämmerung nach Hause. Und es war nicht nur der Schmerz um Gaylord. Daneben erhob sich jetzt die bange Frage, was ihr Vater heute nachmittag angestellt hatte. Wie hatte doch Amanda gesagt? »Mrs. Bunting hat Mummy geküßt. Mit Leidenschaft.«
Die Freundschaft mit den Pentecosts gehörte für Liz zu den wichtigsten Dingen in ihrem Leben. Nicht nur, weil sie Gaylord liebte. Sie war jedesmal glücklich, wenn Mrs. Pentecost sich mit ihr unterhielt und ihr mütterliche Ratschläge gab, wenn Mr. Pentecost sie freundlich anlächelte und Amanda sie offen anhimmelte - und vor allem natürlich, wenn sie für Gaylord dasein durfte, Sklavin und Dienerin. Das alles durfte ihr Vater ihr nicht einfach verderben.
Der Rolls-Royce stand in der Einfahrt. Sie ging ins Haus. Schweigen. »Vater?« rief sie. »Hier!« tönte es brummig aus seinem Atelier. Sie ging hinüber. Er stand vor einer Leinwand, die er wie üblich mit kurzen, bösen Pinselschlägen bearbeitete. Er blickte nicht auf. »Unterbrich mich jetzt bitte nicht«, sagte er. »Laß mich allein.«
Das war nichts Ungewöhnliches, und sie hatte Verständnis dafür. Aber diesmal gehorchte sie ihrem Vater nicht. »Ich möchte mit dir sprechen«, sagte sie. »Jetzt.«
»Und ich möchte nicht mit dir sprechen. Geh.«
Das war nun allerdings ungewöhnlich. Normalerweise wäre er stirnrunzelnd auf sie zugekommen, hätte sie bei den Schultern gepackt und sie dann mit einem entwaffnenden Grinsen zur Tür hinausgeschoben. Sie sagte: »Ich finde es schrecklich .«
»Was? « Er fuhr fort, wie ein Wilder die Leinwand zu mißhandeln.
» Stimmt e s, daß du die arme Mrs. Pentecost geküßt hast?«
Zum erstenmal sah er sie an. »Klar habe ich sie geküßt! Sie hat mich rasend gemacht. Dauernd sprang sie auf... Herrgott, das Bild ist mir furchtbar wichtig, verstehst du? Und da hab ich sie einfach gepackt und sie zurückgedrängt auf ihren Stuhl, und plötzlich war es passiert... So etwas nennt man eine Reflexhandlung.«
»Oh, Daddy.«
»Und die arme Mrs. Pentecost - von wegen! Sie hat mir eine Ohrfeige gegeben, die einen Ochsen umgeworfen hätte.«
»Oh, Daddy.« Liz fing an zu weinen.
Er war bestürzt. Die Palette fiel zu Boden. Er legte unbeholfen den Arm um sie. »Liz - was ist denn los? Hat dir Gaylord etwas getan? «
Jetzt mußte sie doch lächeln. »O nein, Gaylord nicht. Du. Was wird Mr. Pentecost dazu sagen?«
»Jocelyn? Der wird schon keinen Elefanten aus ’ner Mücke machen. Wir sind doch alte Freunde.«
»Deshalb ja gerade«, sagte sie leise.
»Hör zu«, sagte er und räusperte sich. »Soll ich dir sagen, wie es hinterher weiterging?«
Sie
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