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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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nickte und wischte sich die Augen.
    »Ich habe also weitergemalt. Nach einer Weile sagte sie: >Ich muß das Jocelyn sagen, das weißt du.< Ich sagte: >Ja, das habe ich mir gedacht.< Und malte weiter. Sie sagte: >Heißt das nun, daß du mich jedesmal so anfallen wirst, wenn wir allein sind?< Und ich sagte: >Nein, großes Ehrenwort, aber es wäre wohl richtiger zu sagen, daß du mich angefallen hast mit deiner Ohrfeige.< Ich arbeitete eine Weile weiter, und schließlich sagte ich: >May, es ist nun einmal so, daß ich dich liebe, und ich bin ein sehr einsamer Mann, und wenn ich es nur im entferntesten für möglich hielte, daß du Jocelyn um meinetwillen verlassen würdest, ließe ich dir Tag und Nacht keine Ruhe. Aber ich weiß, daß ihr beide immer noch ein Herz und eine Seele seid, und ich kann dir daraus auch keinen Vorwurf machen. Und so kann ich mir denn auch alle weiteren Worte sparen.< Darauf sagte sie: >Gut, Charles. Ich bin froh, daß nun alles ausgesprochen ist. Wir wissen jetzt, woran wir sind. Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt, und ich hoffe, wir können weiterhin gute Freunde sein, ohne weiteren Unsinn<.«
    Er legte die Hand auf Liz’ Knie. »Du siehst, mein Kleines, für uns alte welterfahrene Leute ist die Angelegenheit nicht so dramatisch, wie sie dir erscheint.«
    »Ich wollte trotzdem, du hättest es nicht getan. Nun ist alles - verdorben.«
    »Es tut mir leid«, sagte er ruhig.
    Plötzlich sah sie ihn lächelnd an. »Armer Daddy. Es ist schon mistig, zu lieben, wo man nicht geliebt wird.«
    »Ja, mistig.« Er lächelte ebenfalls. »Aber mit vierzig nicht ganz so mistig wie mit siebzehn.«
    »Laß uns bald essen, Dad.«
    »Ja, in Ordnung. Wir haben ausgemacht, daß ich nach dem Abendessen noch mal rüberfahre und mit dem Porträt weitermache.«
     

10
     
    Amanda ließ sich auch durch die Sensation mit Mummy und Mr. Bunting nicht davon abbringen, ihren Brief zur Post zu bringen. Sie schwankte nur einen einzigen Moment, als sie feststellte, daß das Porto ebensoviel kostete wie eine Tüte von den Bonbons, die man in der Poststelle von Shepherd’s Warning kaufen konnte. Aber sie erlag der Versuchung nicht. Doch als der Brief in den Kasten plumpste, stieg eine leichte Angst in ihr auf.
    Die Angst verstärkte sich in den folgenden Tagen. Wenn Christine jetzt einen Brief oder ein Telegramm von ihrer Mutter erhielt, würde es bald losgehen mit den Fragen. Und solche Fragen, das wußte Amanda aus Erfahrung, konzentrierten sich immer schnell auf sie. Jeden Tag, wenn der Briefträger kam, wurde ihr mulmig zumute.
    Eine Woche verging. Christine half May im Haushalt, und vom Heimfahren war nicht mehr die Rede. Roger Miles kam ab und zu vorbei, und Christine behandelte ihn und Gaylord stets mit der gleichen freundlich-amüsierten Erhabenheit. Amanda kam sich vor wie jemand, der eine lange, langsam brennende Zündschnur angezündet hat und weiß, daß am Ende der Schnur ein mächtiges Faß Schießpulver wartet. May und Jocelyn hatten beide das Gefühl, daß ein Sandkorn (mehr konnte es doch nicht sein?) in das Räderwerk ihrer Ehe geraten war.
    May war unglücklich. Daß Charles sie geküßt hatte, bedeutete nicht das geringste. Oder hätte jedenfalls nicht das geringste bedeutet, wenn sie es Jocelyn sofort erzählt hätte. Irgend etwas, sie wußte nicht genau, was, hatte sie daran gehindert. Wollte sie es für sich behalten, es nicht mit Jocelyn teilen? War es das Gefühl, daß sie ihm gehörte, ganz und gar, mit Körper und Seele, und daß sie dieses eine gern für sich behalten wollte? Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß es ihr unmöglich gewesen war, Jocelyn davon zu erzählen. Und daß es mit jedem Tag unmöglicher wurde. An einem gewitterschwülen Nachmittag, als die Wolken sich am Himmel zusammenballten und die Sonne sich kupfern färbte, sagte sie: »Jocelyn, der Sommer ist schon bald vorüber. Kannst du nicht einmal herauskommen und mit mir unter den Ulmen sitzen?«
    Er lächelte traurig und sagte: »May, es tut mir leid, aber ich muß dieses Manuskript abschließen.«
    »Ja, natürlich.« Sie ging hinaus in den Garten. Unter den Ulmen standen zwei Liegestühle. Auch im Schatten war es heiß. Sie ließ sich in den einen Stuhl fallen und schloß die Augen. Ihre Gedanken liefen ihr davon, verwirrten sich - sie schlief ein. Und sie rührte sich auch nicht, als sich jemand in den Stuhl neben ihr setzte. Sie öffnete auch nicht die Augen, als eine Männerstimme sagte: »Es wird ein Gewitter

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