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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Ihren Gedankenfluß nicht unterbrechen.«
    Die meisten Gedanken, dachte er, waren heute nachmittag aus dem Fenster geflogen. Jetzt fiel ihm ein, daß er für Christine irgend etwas organisieren sollte. »Haben Sie immer noch vor, gleich wieder nach Hause zu fahren?« fragte er.
    »Nein, eigentlich nicht so schnell«, meinte sie. »Roger Miles möchte gern noch ein paarmal Tennis spielen mit mir. Und er sagt, sein Onkel hätte Reitpferde.«
    »Aha«, sagte Jocelyn. Mußte er nun beim Arbeitsamt und bei Miß Ferris vorstellig werden, oder sollte er einfach so tun, als habe er gar nicht gefragt? Er entschied sich für den zweiten Weg und fragte leichthin: »Wo ist Mrs. Pentecost?«
    »Anscheinend ist sie nicht - nicht in Ordnung. Sie sagt, es ist die Hitze. Aber ich glaube, es sind die lästigen Komplimente«, erklärte Christine. Es klang wie ein düsteres Orakel.
    »Was für lästige Komplimente?« fragte Jocelyn fast drohend. Doch in diesem Moment kam Mays Stimme über die Hausleitung: »Liebling, schick doch bitte Christine runter, ihre Suppe wird kalt.«
    »May - kannst du einen Augenblick raufkommen? «
    »Jetzt - mitten beim Essen? Hat es nicht Zeit?«
    »Ja, es hat Zeit.« Und zu Christine gewandt: »Ihre Suppe wird kalt.«
    »Ja.« An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Meiner Tante Ulrike wurden auch einmal lästige Komplimente gemacht. Von einem Baron. Das hat meinen Onkel Willi sehr geärgert.«
    »Ihre Familie scheint allerhand Interessantes erlebt zu haben«, meinte Jocelyn. Christine ging.
    Was konnte er anderes tun als warten? Da er sich das Essen hatte herauf schicken lassen, konnte er jetzt nicht gut hinuntergehen. Und selbst wenn er es täte, konnte er unmöglich May vor den anderen fragen, was Charles eigentlich angestellt hatte. Nein - er konnte nur warten: ruhig, gelassen, gleichmütig, wie es sich gehörte für einen zivilisierten Menschen des 20. Jahrhunderts. Aber was dachte sich Charles eigentlich, hier einfach im Rolls-Royce vorzufahren und seine Frau zu küssen? Natürlich war es noch immer kein Grund zur Aufregung, absolut nicht. Aber es gefiel ihm nicht.
    Er spielte mit seiner Gabel. Alles war still im Haus. Erwartete. Wenn unten das Essen vorüber war, würde er hören, wie die Eßzimmertür aufging. Er würde das Durcheinander von Stimmen und das Klappern von Geschirr und bald darauf Mays Schritte auf der Treppe hören.
    Einmal meinte er, daß irgendwo eine Wagentür zugeschlagen und ein paar Worte gewechselt wurden. Dann war wieder alles still. Sie saßen heute lange bei Tisch! Doch dann endlich vernahm er die erwarteten Geräusche - das Abendessen war beendet.
    Er wartete.
    Keine Schritte auf der Treppe. May mußte beschlossen haben, zuerst in der Küche Ordnung zu machen. Er war nun doch ein bißchen gekränkt. Natürlich war alles recht, was May tat. Aber er mußte der Sache heute abend auf den Grund gehen. Und es wäre so viel leichter, wenn sie selber davon anfing.
    Einen Trost gab es immerhin. In jeder Ehe, auch in der glücklichsten, schwankte das Gleichgewicht: Mal war der eine stärker, mal der andere. Jocelyn hatte da fast nie eine Chance, denn May verstand es immer, ihn um den Finger zu wickeln. Aber diesmal, sagte er sich, hatte sie sich geirrt. Sie hatte zu lange gezögert, und wenn sie jetzt kam und ihm alles erzählte, dann konnte er sich mitfühlend, verständnisvoll und vielleicht sogar amüsiert geben. Das war für ihn eine ganz neue Erfahrung.
    Der Gedanke, daß sie vielleicht gar nicht beabsichtigte, ihm etwas zu erzählen, traf ihn wie ein Schlag. Charles wirkte ja tatsächlich sehr anziehend auf Frauen. Außerdem war er jemand (aber das würde May natürlich nicht beeinflussen).
    Was hatte sein Vater gesagt? »Tag für Tag sitzt du hier oben, allein für dich...« Jocelyn fühlte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Das Tablett - ja, das war ein guter Vorwand. Ich dachte, du würdest das gern gleich mit abwaschen, Liebes. Er nahm es, ging eilig die Treppe hinunter, stieß die Küchentür auf und prallte zurück. »Oh, Verzeihung, Verzeihung .« Das Tablett fest in der Hand, blieb er verwirrt in der Diele stehen, wo ihn Amanda fand.
    »Ich weiß Bescheid«, sagte sie verständnisvoll. »Gaylord und die Rheinnixe in der Küche und Mummy und Mr. Bunting im Wohnzimmer. Man kommt sich richtig ausgeschlossen vor, nicht?«
    Amanda hatte mit ihrem summarischen Lagebericht nicht ganz unrecht. Als die Familie fast fertig gegessen hatte, war Charles Bunting

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