Schöne Zeit der jungen Liebe
sich mit kreischenden Reifen vor ihm im Kreis. »Kannst du dich nicht vorsehen, Gaylord?« rief Charles Bunting empört.
»Entschuldigen Sie, Mr. Bunting. Ich habe Sie nicht gehört.«
»Du sollst mich auch nicht hören in diesem Wagen, verdammt! Aber du hast doch wohl Augen im Kopf, wie?«
»Ja, Mr. Bunting.« Die Straße war jetzt von Lastwagen und Autobussen verstopft. Von dem Taxi war nichts zu sehen.
»Du hast Glück gehabt, daß ich so ein guter Fahrer bin! Was machst du eigentlich in diesem gottverlassenen Nest so früh am Morgen?«
Einen Moment lang lichtete sich der Verkehr, und Gaylord sah erleichtert, daß das Taxi noch da war und daß Mrs. Haldt immer noch mit dem Portier sprach. »Verzeihen Sie, Mr. Bunting«, sagte er höflich und dringlich. Aber im gleichen Augenblick sah er noch etwas anderes: Roger Miles stand neben dem Taxi und steckte den Kopf durch das Fenster. Er sprach mit Christine. Wer weiß, vielleicht küßte er sie sogar! Und jetzt stieg Mrs. Haldt ein, der Portier schloß die Tür und grüßte, Roger zog den Kopf zurück, lächelte und winkte, und das Taxi ordnete sich in den Verkehr ein und war gleich darauf verschwunden.
»Was soll ich verzeihen?« fragte Charles Bunting.
»Oh, schon gut, gar nichts, Mr. Bunting.«
Charles sah ihn von der Seite her an. Es war ihm bisher nie aufgefallen, aber Gaylord hatte eindeutig nicht alle Tassen im Schrank. Hoffentlich war sich Liz darüber im klaren. Er sagte: »Ich bin so zeitig hergekommen, weil ich sehen wollte, wie sie meine Bilder für die Ausstellung aufgehängt haben. Bestimmt alle falsch gehängt! Unter uns, die Leute interessieren sich doch nur für die Aktbilder.«
»Tatsächlich?« Jetzt war das Taxi sicher schon am Stadtrand, und bald würde es die Schnellstraße zum Flughafen erreichen. Christine entschwand aus seinem Leben, und er konnte nichts anderes tun, als hier stehen und reden.
»Ja. Die Aktbilder hängen sie an den besten Stellen auf. Und die anderen werden dann einfach drumherum drapiert.«
»Tatsächlich?«
»Ja.« Komisch, dachte er, Gaylord war genauso abwesend und zerstreut wie Liz heute morgen - bei ihr hatte er auch den Eindruck gehabt, als hörte sie ihm gar nicht zu. »Du, Gaylord, wenn du Zeit hast, fahr doch mal bei Liz vorbei und muntere sie ein bißchen auf. Vielleicht könnt ihr ja Tennis spielen oder sonst irgend etwas unternehmen.« Er suchte in seiner Jackentasche. »Hier, nimm die fünf Pfund. Geht irgendwohin, das wird ihr Spaß machen.«
»Mr. Bunting, das kann ich nicht annehmen.«
»Komm, sei nicht albern, mein Junge.« Er schob den Schein in Gaylords Brusttasche. »So, und jetzt muß ich zwei Fahrbahnen kreuzen und in das verdammte Loch hinein, das der Schwan Wageneinfahrt nennt. Halt mir den Daumen, Junge!«
»Alles Gute, Mr. Bunting.«
»Danke.« Mr. Bunting fuhr mit einem Ruck an und nahm direkt Kurs auf das Hotel. Das Ergebnis war ein kurzes Chaos im morgendlichen Berufsverkehr, das sich jedoch schnell wieder glättete. Das exzentrische Verhalten eines Rolls-Royce kann Engländer nicht aus der Ruhe bringen - es gehört nun einmal zum englischen Erbe.
Ihr Vater war nach Ingerby, Liz Bunting war allein zu Hause. Sie hatte sich geschworen, den Pentecosts nie wieder unter die Augen zu treten. Und als sie aus dem Fenster sah und Gaylord erblickte, der mit seinem Fahrrad die Einfahrt heraufgeradelt kam, ging sie auf den Zehenspitzen die Treppe hinauf und blieb oben mit klopfendem Herzen im Flur stehen.
Es klingelte an der Haustür. Einmal. Und noch einmal. »Liz! Wo bist du, Liz?« rief Gaylord.
Sie rührte sich nicht. Er rief noch einmal. Dann hörte sie, wie er die Haustür öffnete und wieder ihren Namen rief. Die Tür fiel ins Schloß.
War er noch im Haus, oder war er fort? Sie schlich sich an ein Fenster und blickte hinaus. Da ging er! Er schob sein Fahrrad zur Straße hinunter. Mehrmals sah er sich verwirrt um.
Nur noch ein paar Sekunden, dann würde er sich auf den Sattel schwingen und davonfahren. Sie öffnete das Fenster. »Gaylord!« rief sie laut. »Gaylord, warte!«
Er hörte sie und hielt an. Sie lief nach unten, zur Haustür hinaus und den Weg hinunter. »Hallo, Gaylord!«
»Hallo! Ich dachte schon, du wärst nicht zu Hause«, sagte er.
»Doch. Tut mir leid«, sagte sie keuchend. »Ich war gerade oben im Schlafzimmer beim Bettenmachen.«
Jetzt waren sie sicher schon am Flughafen, dachte e r, in der Wartehalle, und Christine würde dasitzen, ruhig und schön, und -
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