Schöne Zeit der jungen Liebe
an Roger Miles denken, sagte er sich betrübt.
»Hier«, sagte er, »das hat mir dein Vater gegeben -fünf Pfund. Er hat gesagt, wir sollen irgendwohin gehen. Wozu hast du Lust?«
Die ganze Zeit hatte sie nur einen Gedanken gehabt: Warum ist er gekommen? Kommt er zurück zu mir, weil Christine jetzt fort ist? Sie hatte sich nicht viel Hoffnung gemacht, aber doch ein bißchen, und damit war es nun aus. Ihr Vater hatte ihm - sicher in der besten Absicht - fünf Pfund gegeben, damit er etwas mit ihr unternahm. Deshalb war er gekommen.
Sie sagte: »Du brauchst nicht mit mir auszugehen, Gaylord. Ehrlich. Nur wenn du selber Lust hast.«
Die Abflugzeit wußte er nicht. Vielleicht gingen sie jetzt gerade an Bord des Flugzeugs. »Ja. Aber irgendwas sollten wir doch unternehmen. Es war sehr nett von deinem Vater.«
Es hätte begeisterter klingen können. »Es ist nicht so wichtig, Gaylord. Ehrlich.«
Vielleicht war das Flugzeug auch schon abgestürzt - »wenige Sekunden nach dem Start’, wie es oft hieß. Er sah sich an ihrem Krankenbett sitzen. »Doch, doch«, sagte er. »Mir fällt bloß nichts ein, was fünf Pfund kosten würde.«
Sie faßte Mut und sagte: »Mit dir zusammen macht mir alles Spaß.«
Dagegen hatte er nichts einzuwenden. »Aber fünf Pfund!« gab er zu bedenken.
»Ich weiß!« rief sie plötzlich vergnügt. »Laß uns irgendwo essen gehen.«
»Also gut. Dann hol dein Rad.«
Jetzt fiel ihr etwas Schreckliches ein! »Das geht nicht, Gaylord.«
»Warum nicht?«
»Ich hab’s jemandem geliehen.« Gleich würde die gräßliche Sache zwischen ihrem Vater und seinen Eltern wieder zur Sprache kommen. »Ich weiß! Wir nehmen einfach ein Taxi. Ich wollte mich schön anziehen und ein bißchen zurechtmachen.«
Gaylord kam das alles etwas verrückt vor. Aber Liz schien der Plan zu gefallen, und wenn sie ein Taxi nahmen und irgendwo in ein teures Lokal gingen, würde jedenfalls nicht mehr viel von den fünf Pfund übrig sein.
Liz war selig. »Denk du dir schon mal aus, wo wir hingehen. Ich zieh mich inzwischen um, und dann bestellen wir ein Taxi.« Sie lief nach oben. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, legte Lippenstift und Lidschatten auf. Draußen war ein warmer Sommertag, mittags würde es sehr heiß werden. Sie zog ein frisches, geblümtes Baumwollkleid und weiße Sandalen an. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ja, das war doch etwas anderes als Jeans. Sie hatte zwar nicht den Schick des deutschen Mädchens, aber für eine »englische Rose< war sie bestimmt nicht schlecht.
Und ich wette, dachte sie, er wird mich gar nicht angucken!
Nein, er sah sie nicht an, als sie in das Zimmer kam. Er stand am Fenster und sagte: »Heute wird’s heiß werden.« Dann sah sie plötzlich, daß er ihr Kleid bemerkt hatte und daß es ihm gefiel. Würde er etwas sagen? Sie wartete mit leicht geöffneten Lippen, ein kleines Lächeln in den Augen.
»Das gleiche Muster wie unsere Sesselbezüge«, sagte er.
»Wirklich?« Sie versuchte ebenso beeindruckt auszusehen wie er. »Hast du dir überlegt, wo wir hingegen können?«
»Nein, mir fällt nichts ein. Ehrlich.«
»Hast du auch wirklich Lust?« fragte sie ängstlich.
»Klar.« Jetzt flog sie vielleicht gerade über die englische Südküste und blickte hinunter auf die Brandungswellen und die schäumende See. Vielleicht lag jetzt England schon hinter ihr... Er hätte am liebsten geheult.
»Ich weiß ein Restaurant, wo Daddy immer hingeht«, sagte Liz. »Am Fluß unten in der Nähe von Shepherd’s Warning. Bei gutem Wetter kann man draußen essen.«
»Ist es teuer?«
»Ich glaube schon.«
»Na schön«, sagte Gaylord.
Sie sagte: »Oh, Gaylord, ich glaube, du hast überhaupt keine Lust.«
Er sah die Enttäuschung in ihrem Gesicht, und er nahm sich zusammen und lachte. »Na klar hab ich Lust. Ich bestelle jetzt das Taxi. Wie heißt das Restaurant?«
Auch nach Gaylords Vorstellungen war >Der Lindenbaum< teuer genug. Auf der Terrasse über dem Fluß, beschattet von Linden und alten Weiden, standen die gedeckten Tische. Gaylord und Liz gingen etwas unsicher über den kurzgemähten Rasen auf die Terrasse zu. Ein befrackter Kellner kam ihnen entgegen. Er sah sie aufmerksam und prüfend an. Gaylord und Liz wurden bei diesem Empfang noch unsicherer.
»Kann ich Ihnen behilflich sein? « fragte der Kellner höflich.
»Wir dachten, ob wir hier vielleicht essen könnten«, sagte Liz fragend.
»Aber gern, selbstverständlich«, erwiderte der Kellner angenehm
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