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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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war also wahr. »Wo ist es?« fragte Gaylord.
    Roger deutete mit einer Kopfbewegung flußabwärts. Gaylord begann zu laufen. Amanda blieb bei Roger.
    Roger warf sich ins Gras. Amanda sah ihn unsicher an. Er war nicht so lustig wie sonst, dachte sie. Vielleicht bedrückte ihn irgend etwas. Ja, vor einer Stunde war er mit Christine im Boot weggefahren, und nun erschien er hier allein und triefend naß. »Wo ist Miß Haldt?« fragte sie.
    »In der Badewanne, nehme ich an«, gab Roger düster zur Antwort.
    Plötzlich ging Amanda ein Licht auf. Ein seliges Lächeln breitete sich in ihrem kleinen Gesicht aus. Aber sie wagte kaum zu fragen. »Du, Roger, hast du sie ins Wasser geschmissen?«
    Roger schwieg. »Man könnte es so ausdrücken«, sagte er endlich.
    Amanda warf sich vor Freude ins Gras.
    »Mann! « Sie strampelte mit den Beinen in der Luft. »Hurraa!« Dann fiel ihr etwas ein. Sie setzte sich auf und fragte streng: »Du hast sie doch nicht etwa gerettet ? «
    Roger hielt es nicht für nötig zu erwähnen, daß sich die Sache etwas anders abgespielt hatte. Er nickte und sagte: »Du bist ein kleines Biest. Ich konnte sie doch nicht ertrinken lassen!«
    Amanda sah nicht ein, wieso eigentlich nicht. Aber Männer waren eben anders als Frauen, längst nicht so entschlossen. Sie legte sich wieder ins Gras und ließ sich von der Sonne bescheinen.
    In diesem Augenblick erschien Gaylord wieder. Er setzte sich auf den Boden und sagte mit tonloser Stimme: »Auf Grund gelaufen, unterhalb vom Wehr. Vorn ist ein großes Loch drin.«
    »O Gott, das tut mir wahnsinnig leid, Gaylord«, sagte Roger niedergeschlagen.
    »Laß nur.«
    Sie schweigen eine Weile. Dann sagte Roger: »Es müßte sich doch reparieren lassen.«
    »Ja«, sagte Gaylord. Aber repariert oder nicht - es würde nie wieder dasselbe Boot sein.
    »Mit ein paar neuen Planken und einem frischen Farbanstrich wird es wieder wie neu sein, bestimmt.«
    »Ja.« Sein Boot, die Christine, ein festes, zuverlässiges, gutes Boot und dann ein zusammengeflicktes Wrack - nein, er wollte es nicht wiedersehen.
    »Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß ich für alle Unkosten...« begann Roger. »Ich meine, wenn nicht der Anruf dazwischengekommen wäre, wärst du für das Boot verantwortlich gewesen, aber unter diesen Umständen
    »Schon gut, Miles, danke.« Das Boot, sein Stolz und seine Freude, war zertrümmert, weil sein Freund und Idol versucht hatte, das Mädchen zu küssen, das er, Gaylord, liebte. Nein - es konnte nicht so gewesen sein, Christine mußte sich irren. Und doch, er wußte es: Drei Dinge, die ihm viel bedeutet hatten, waren ihm an diesem Tag genommen worden: sein Boot, sein Held und seine erste Liebe.
    »Meine Mutter lädt euch zum Mittagessen ein. Ich kann dir ein paar Sachen zum Anziehen leihen.«
    »Ja, danke. Hat Christine - hat sie was gesagt?«
    Gaylord schwieg. Dann stand er müde auf und sagte: »Los, komm, ich such dir was zum Anziehen raus.«
     

15
     
    May wollte gerade das Käsesoufflé aus dem Backofen nehmen, als sie Gaylords Stimme hörte. »Mum, Miles ist zum Essen mitgekommen. Kann ich ihm was zum Anziehen raussuchen?«
    Sie richtete sich auf und sah einen nassen jungen Mann in Hemd und Hose vor sich. Roger hatte vor der eleganten Mrs. Pentecost nicht im Lendenschurz erscheinen wollen. O Gott, der Erlkönig in Person, dachte May. »Ja, natürlich. Nimm ihn mit nach oben, und dann kommt bitte gleich wieder runter. Ebbe, Flut und Käsesoufflés warten auf niemand.«
    »Sehr gut, Mrs. Pentecost, glänzend!« sagte Roger anerkennend.
    May warf ihm einen kühlen Blick zu. Er hatte für heute genügend damit angerichtet, daß er versucht hatte, Christine herumzukriegen. Sie, May, würde er bestimmt nicht herumkriegen.
    Fünf Minuten später erschienen Gaylord und Roger im Eßzimmer. Gaylord sagte: »Ich hab Miles’ Sachen in der Waschküche aufgehängt neben Christines. In Ordnung?«
    »Ja«, sagte May. Das Haus war eine Filiale der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger geworden, dachte sie.
    Christine kam herein. Sie trug ein Kleid von May. Nach dem kalten Bad im Fluß und dem heißen in der Badewanne wirkte ihr Teint fast durchsichtig. Ihr von einem gelben Band zusammengehaltenes, noch feuchtes Haar glänzte. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen, dachte Gaylord, der sie immer wieder betrachtete. Aber Christine blickte nicht auf. Still und bescheiden und offenbar tief in Gedanken versunken saß sie am Tisch.
    May sah, wie ihr Schwiegervater

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