Schöne Zeit der jungen Liebe
ihr zusammen gekommen, oder…«
»Wir waren bei euch - wir sind mit dem Fahrrad gekommen und wollten zu dir. So — du kannst rudern, Pentecost. Christine und ich steuern.« Das strahlende Lächeln, das er so gut an- und abzuschalten verstand, begleitete seine Worte.
Wir waren bei euch. Wir wollten zu dir. Es klang, als betrachte er Christine als sein Eigentum, dachte Gaylord. Andererseits hatte sie offensichtlich die Absicht gehabt, ihn zu besuchen. Er verstand noch immer nicht und wandte sich an Christine. »Heißt das, daß du nun in England bleibst?«
Sie sah ihn freundlich und liebevoll lächelnd an, doch bevor sie antworten konnte, erschien keuchend Amanda. Mit einem Blick hatte sie die Lage erfaßt: »Darf ich mit?« fragte sie.
»Hat Mummy es dir erlaubt?« fragte Gaylord.
»Ja. Das heißt, sie hätte es mir bestimmt erlaubt. Aber ich habe sie nicht gefragt.«
»Dann tut es mir leid, Mandy.« Gaylord wollte nicht päpstlicher sein als der Papst, aber Amanda war einmal zu Beginn der Ferien ins Wasser gefallen, und seitdem waren ihr Bootsfahrten verboten. Er hatte keine Lust, ein Donnerwetter seiner Mutter zu riskieren. Im Augenblick war es besser, sie wie ein rohes Ei zu behandeln.
»Wartet ihr, wenn ich schnell hinlaufe und sie frage?«
»Ich habe leider nicht sehr viel Zeit, Mandy«, sagte Roger mit einem bedauernden Lächeln. »Ich muß nachher wieder arbeiten. <<
Gaylord ärgerte sich ein bißchen. Daß so ein Kind sich einbildete, Roger werde seine Zeit für sie verschwenden! »Nun hau ab, Mandy«, sagte er freundlich, aber fest.
»Schon gut, meinetwegen«, sagte Amanda und trottete heimwärts. Männer! Sie drehte sich um. Da lag der Fluß, kühl und verlockend. Und da waren ihre beiden Lieblingsmänner, die jetzt mit dem deutschen Mädchen den Steg hinuntergingen.
Roger und Christine scherzten und lachten. Gaylord schien sich zu fragen, warum das Schicksal, das soeben Christine aus dem Nichts hervorgezaubert hatte, sich nicht damit begnügen konnte, sondern gleich auch noch Roger Miles danebenstellen mußte. Amanda hätte am liebsten den Bohrer aus Gaylords Werkzeugkasten geholt und lauter Löcher in das Boot gebohrt, ehe die drei losfuhren. Und dann hätte sie sich ins Wasser gestürzt und hätte ihren lieben Bruder und den tollen Roger gerettet, aber der Deutschen hätte sie den Fuß auf den Kopf gesetzt. Leider jedoch ließ sich der Plan aus zwei Gründen nicht verwirklichen: Die anderen waren längst im Boot, bevor sie mit dem Bohrer wieder angelaufen kam, und sie hatte ihre Schwimmflügel verloren.
Das Schicksal bescherte ihr jedoch eine andere weit weniger dramatische Möglichkeit, einen ihrer Männer aus den Klauen der Deutschen zu befreien: Als sie am Haus ankam, sah ihre Mutter aus dem Fenster und rief: »Mandy, ist Gaylord da irgendwo? Sag ihm, er wird am Telefon verlangt.«
»Ja!« rief Amanda und fing an zu rennen. Als sie am Anlegesteg ankamen, saßen Roger und Christine schon zusammen hinten am Heck, und Gaylord wollte gerade die Ruder ergreifen.
»Gaylord!« rief Amanda außer Atem. »Da ist jemand am Telefon für dich! Mummy sagt, es ist furchtbar eilig und wichtig!«
»Wer ist es denn?« fragte Gaylord unwillig.
»Weiß ich nicht. Jemand ganz weit weg, glaube ich. Neuseeland oder so.«
»Ich kenne niemand in Neuseeland.«
»Vielleicht will dir ein Rechtsanwalt in Neuseeland mitteilen, daß irgendein alter Erbonkel dir ein Vermögen hinterlassen hat«, meinte Roger. »Geh lieber hin, Gaylord, ich kann ja inzwischen rudern.«
»Danke, Miles«, sagte Gaylord dankbar und stieg aus dem Boot. Er verdrängte den Gedanken, daß die beiden womöglich froh waren, ihn auf diese Weise los zu sein, und lief auf das Haus zu. Einmal blickte er sich um. Sein Boot lag in der Flußmitte, es trug das Mädchen, das er liebte, und den Mann, den er am meisten auf der Welt bewunderte. Und doch konnte er sich darüber nicht freuen.
Wer konnte da am Telefon sein? Neuseeland konnte es nicht sein, das war ausgeschlossen. Aber aufregend wäre es schon - mächtig aufregend. Er malte sich aus, wie er in der Schule beiläufig sagte: »In den Ferien hatte ich einen Anruf aus Neuseeland -klar und deutlich wie ein Ortsgespräch.« Er fragte Mandy, die neben ihm herlief. »War es wirklich Neuseeland, Mandy?«
»Weiß nicht«, antwortete sie keuchend. »Jedenfalls so was Ähnliches.« Dann zog sie es vor zu verduften.
Es war immerhin möglich, daß der Anruf nicht ganz so wichtig war, wie sie ihn
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