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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Mieder, aus dem ein weißes Hemd aus zartem Stoff herausschaute. In Höhe der Oberarme raffte ein goldenes Brokatband die bauschigen Ärmel und weiße Spitze bildete den Abschluss. Der Rock war weit und schlicht, aus Taft oder kräftiger Seide, und in der Mitte geschlitzt. Der Stoff des zweiten Rockes darunter war aus einem ähnlich festen Stoff in goldgelber Farbe. Belinda Stork sah aus wie eine bleiche Königin.
    Kants Blick fiel auf Heidi Busch, die mit den Leuten von der Spurensicherung zur Freilichtbühne vorgefahren war. Sie trug verschlissene Jeans, breite Joggingschuhe, die bei großer Hitze bestimmt zu dampfen anfingen, und ein ungebügeltes Hemd, das hinten länger war als vorne.
    Der Polizeifotograf machte seine Arbeit. Das Klicken der Kamera mischte sich mit den Geräuschen des Windes, der sich in den Bäumen verfing.
    Â»Ein Wanderer hat sie von oben gesehen«, erklärte Heidi Busch. »Er wunderte sich, dass da jemand ganz allein auf den Zuschauerbänken saß und sich nicht bewegte. Deshalb hat er uns angerufen.«
    Der Zeuge war noch da, ein älterer Mann in Outdoorkluft. Er hatte niemanden gesehen, kein Auto gehört und auch sonst keine auffälligen Geräusche.
    Kant vergewisserte sich, dass seine Personalien erfasst waren, und schickte den Mann nach Hause.
    Die Spurensicherer kämmten die Zuschauerränge durch, sammelten alles zusammen, was entfernte Ähnlichkeit mit einem Hinweis hatte. Über ihnen in den Bäumen saßen Amseln und schimpften.
    Â»Können wir sie jetzt mitnehmen?«
    Karlo Kant nickte. Zwei Männer packten Belinda Stork und legten sie in den Sarg.
    Kant blieb, als die Kollegen schon gegangen waren. Nun war es still im Tal. Kant erhob sich und schlug den Pfad ein, der in einem großen Bogen um die Freilichtbühne führte. Irgendetwas stellte seine Sinne scharf. Nach wenigen Schritten wusste er, was es war: Der Pfad war von Kopfweiden gesäumt. Er trat an die knorrigen Bäume heran, schob die Zweige auseinander und griff in die Krone. Als er die Hand zurückzog, war sie voll aufgeregt krabbelnder glänzender Ameisen. Die schwarze Holzameise. Lasius fuliginosus. Die Viecher, die sich im Kleid von Maja Schneider verfangen hatten.
    Hatte der Täter Maja Schneider in dieser Umgebung überfallen? Gab es hier irgendwo einen Raum, in dem man einen Menschen gefangen halten konnte? Hatte Belinda Stork das herausbekommen und deshalb sterben müssen? Nein, das war kaum möglich, dachte Kant. Die Schauspieler hatten mehrmals in der Woche geprobt, eine gefangene Frau hätte sich bemerkbar machen können, irgendwem wäre mit Sicherheit etwas aufgefallen.
    Es passt nicht, dachte Kant. Oder doch? Belinda Stork hatte ihm erzählt, dass ihre Laienschauspieler fast alle berufstätig waren. Die Proben begannen deshalb meist am frühen Abend und endeten, wenn es dunkel wurde.
    Kant nahm die Treppe zur Bühne. Das Magazin, in dem die Utensilien für die Aufführung aufbewahrt wurden, war abgeschlossen. Das war als Versteck ungeeignet, da dort ständig jemand aus und ein ging.
    Er kehrte zu den Kopfweiden zurück und suchte die Gegend nach einem Schuppen, einem Verschlag oder einer Höhle ab. Nichts. Nach einer Stunde gab er auf. Das war eine Aufgabe für eine Einsatzhundertschaft mit Spürhunden.
    Am Nachmittag befragten Akif Neumann und Dirk Weingarten die Leute, die Belinda Stork zuletzt gesehen hatten. Der Regisseur und der Pianist waren vier Tage vor der Generalprobe mit ihr zusammen gewesen und hatten letzte Details abgesprochen.
    Â»War sie anders als sonst?«, stellte Akif die Standardfrage. »Hat sie etwas von einer neuen Bekanntschaft erzählt?«
    Hatte sie nicht.
    Â»Sie war gut drauf«, erinnerte sich der Regisseur. »Der Kartenvorverkauf lief wie Bolle. Es ist eine Schande, dass man ihr das angetan hat.«
    Â»Waren Sie gut bekannt mit Frau Stork?«
    Der Pianist wand sich ein wenig. »So ein Theaterprojekt bringt die Menschen einander ziemlich nahe.«
    Â»Kennen Sie ihre Wohnung?«, fragte Weingarten.
    Der Pianist wurde rot. »Ich war ein- oder zweimal dort. Wir hatten uns für die gleiche Musik begeistert. Die Nachbarin hat einen Schlüssel.«
    Â»Ich verstehe«, grinste der Polizist.
    Die Wohnung der Toten befand sich in einer besseren Gegend der Stadt, einem Viertel, in dem Künstler und Studenten hausten. Akif suchte Storks Wagen. Kant hatte

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