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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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gut informiert. Und wenn er rausbekommt, was er geklaut hat, kriegt er kalte Füße und legt es vor irgendeine Tür.«
    Â»Dann sollte es bitte meine Haustür sein«, wünschte sich Goldstein. »Leider hat der Diebstahl von Vermeer-Bildern ja traurige Tradition. Denken Sie an den Raub des Bildes Das Konzert.«
    Â»Ja, das war damals eine tolldreiste Aktion. Hatten die Diebe sich nicht als Polizisten verkleidet?«
    Â»So war es«, nickte Goldstein. »Ich habe damals die Schätzung des Schadens vorgenommen. Insgesamt haben die Täter ja dreizehn Bilder mitgehen lassen. Ihr Wert lag vor gut zehn Jahren zwischen einhundert bis zweihundert Millionen Dollar. Allein der geklaute Vermeer dürfte heute für sechzig bis achtzig Millionen Euro zu verkaufen sein. Aber er ist trotz intensiver Suche nie wieder aufgetaucht.«
    Â»Also gibt es den kriminellen Kunstliebhaber tatsächlich, der sich in einem gepanzerten Raum an gestohlenen Bildern ergötzt?«
    Â»Einige seltene Exemplare bestimmt«, antwortete Goldstein. »Ich bin sicher, dass unser Bild irgendwann gefunden wird. Ich habe viel Vertrauen in die Überlebensfähigkeit von Bildern. Die haben ja schon schlimmere Zeiten mitgemacht als die heutigen. Kriege, Plünderungen, Feuersbrünste sowie jahrzehntelanges Verweilen in feuchten Kellern und zugigen Speichern.«
    Â»Und nun ist unser Vermeer auch weg«, seufzte Sucher wieder.
    Â»Ja. Das ist eine große Enttäuschung. Ich bin immer noch voller Jagdfieber, wie Sie sich wohl denken können. Der Vermeer-Virus. Wer ihn einmal in sich hatte wie ich, ist dauerhaft infiziert.« Goldstein ließ den Kopf hängen.
    Â»Das verstehe ich gut«, meinte Sucher. »Wenigstens haben wir die Freilegung ganz genau dokumentiert, unser Herr Meyer ist da sehr gewissenhaft. Kommen Sie mit in die Werkstatt.«
    Der Restaurator war bleich, die Arbeit der letzten Tage hatte seine Augen überanstrengt, er blinzelte ständig und tröpfelte sich eine Lösung in den Bindehautsack. Mit müden Bewegungen holte er seine Fotos hervor und drapierte einige Abzüge auf dem Tisch.
    Goldstein trat zu den Fotos und betrachtete sie lange.
    Â»Wunderbar«, freute sich Goldstein. »Alles ist eindeutig, aber nicht zu eindeutig. Schauen Sie!«
    Meyer und Sucher traten näher.
    Â»Der Faltenwurf des Kleides ist perfekt gemalt, so wie es nur Vermeer fertiggebracht hat. Er hat hell und dunkel so genial verteilt, dass eine fast dreidimensionale Ansicht entsteht. Hören Sie die Seide rascheln? Spüren Sie die Wärme des Samtes?«
    Meyer nickte. »Ja, es ist einzigartig.«
    Â»Darf ich auch die Aufnahmen der Neutronen-Autoradiografie sehen?«, fragte Goldstein.
    Meyer nickte. Die Autoradiografie war den Röntgenanalysen überlegen. Die Farbpigmente des Bildes konnten mit ihren unterschiedlichen Halbwertzeiten auf einer Abfolge von Filmen sichtbar gemacht werden: Untermalungen, Änderungen in der Komposition sowie die Technik des Farbauftrags waren dank dieser Technologie deutlich zu erkennen.
    Â»Da sitzt eine Person am Tisch«, stellte Goldstein mit der Lupe vor dem Auge fest.
    Â»Vermeer hat ein und dasselbe Motiv vielleicht zweimal gemalt«, meinte Meyer. »Die Ähnlichkeit zu der Dubliner Briefschreiberin ist nicht zu übersehen.«
    Â»Nein«, sagte Goldstein mit heiligem Ernst. »Das ist keine Frau.« Sein Herz klopfte. »Da sitzt ein Mann am Tisch. Ein Mann, der einen Brief schreibt. Einen Liebesbrief. Vermutlich an die Frau, die auf dem Dubliner Gemälde abgebildet ist. Beide Bilder gehören inhaltlich zusammen. Und – der Mann könnte Jan Vermeer höchstselbst sein. Dieses Bild zeigt vielleicht das einzige Selbstporträt des Malers. Das wäre eine Sensation, die die Kunstwelt erschüttert!«
    Â»Nur ist das Bild leider weg«, erinnerte Sucher trocken.
    Â»Sie sagen es, Herr Sucher«, meinte Goldstein. »Deshalb zeigen Sie doch bitte mal die anderen Bilder der Sammlung. Meine Firma interessiert sich auch dafür. Haben Sie eine Liste und Fotos?«
    Â»Wir stellen gerade den Katalog für die Ausstellung zusammen«, antwortete Sucher. »Die Materialien können Sie gerne prüfen. Und was eine spätere Versteigerung angeht, sollten Sie mit der Erbin von Herrn Sommerberg sprechen.«
    *
    Karlo Kant und Staatsanwalt Kemper sahen Bornemann bei der Arbeit zu.
    Der Körper von Hans

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