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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Sommerberg lag auf dem Seziertisch. Der Pathologe setzte das Skalpell an und führte den sogenannten Y-Schnitt durch. Kant wandte sich ab. Seine Gedanken waren bei Anna Stern. Er würde ihr helfen, wie er es angeboten hatte. Sie hatte viel zu regeln. Das Erbe, die Bestattung. Hoffentlich meldete sie sich bald.
    Â»Männlich, 68   Jahre, 1,80 m groß, 80   Kilo schwer, guter Ernährungszustand, keine Spuren von äußerlicher Gewaltanwendung …«
    Bornemann besprach das Diktiergerät mit monotoner Stimme. Kant hörte nicht zu, er konnte später alles im Bericht nachlesen.
    Der Arzt begann mit der Entnahme der Organe. Nach einigen Augenblicken hatte er das Herz in der Hand.
    Â»Ich glaube, hier haben wir es«, sagte der Rechtsmediziner und deutete mit dem Finger auf eine dunkel verfärbte Stelle im Herzmuskel. »Sommerbergs Herz hat nicht mehr mitgespielt. Keine Angriffe, keine anderen Verletzungen.«
    Bornemann werkelte weiter.
    Kemper verfolgte das Geschehen interessiert, Kant vermied den deutlichen Blick und sehnte sich nach einem Glas Wodka.
    Â»Bauchspeicheldrüse, Leber, Milz, Magen und Darm sind normal und in einem guten Zustand, wenn man das Alter des Mannes bedenkt«, sprach Bornemann aufs Band.
    Meine Leber sieht jetzt schon nicht mehr so gut aus, dachte Kant.
    Endlich beendete Bornemann die Obduktion, befreite sich von den Handschuhen und wusch sich die Hände.
    Â»Herzversagen. Vielleicht ausgelöst durch den Schock. Sie bekommen den Bericht morgen früh.«
    Â»Geben Sie die Leiche frei?«, fragte Kant. »Dann kann ich seine Nichte informieren, dass sie alles Nötige für die Bestattung veranlassen kann.«
    Der Oberstaatsanwalt stimmte zu.
    Kapitel 29
    MYSTERIÖSER EINBRUCH:
ALTER MANN STIRBT AN HERZVERSAGEN
    â€“ so titelte die Zeitung am Morgen.
    Â 
    Der Schrecken war für Hans S. (70) tödlich. Einbrecher suchten seine Wohnung auf, stahlen ein Gemälde aus dem 17.   Jahrhundert und verschwanden wieder. Der 70-jährige herzkranke Mann brach zusammen und starb unbemerkt. Seine Leiche wurde von seiner Nichte Anna S. entdeckt. Der Tote ist der Besitzer mehrerer Gemälde, die demnächst in der Kunsthalle Rheinburg ausgestellt werden sollen. Warum sich das Bild, dessen Wert unbekannt ist, bei Hans S. und nicht in der Kunsthalle befand, ist ein Rätsel. Der Direktor der Kunsthalle lehnte eine Stellungnahme ab.
    Anna legte die Zeitung beiseite und sah den Rest ihrer Post durch. Reklame, Rechnungen und ein Brief. Den Umschlag zierte ein schwarzer Trauerrand und er war ohne Briefmarke.
    Anna öffnete das Kuvert:
    Liebes Fräulein Stern,
    mein herzliches Beileid zum Tod Ihres Onkels. In dieser schweren Zeit kommt der Trost vielleicht mit der Erkenntnis zu Ihnen, in der Trauer nicht allein sein zu müssen. Ich biete Ihnen meine Unterstützung an und bitte Sie, es genau so zu verstehen.
    Ihr immer noch sehr ergebener Leon Fabry
    Angewidert warf sie den Brief in den Papierkorb. Warum ließ dieser Kerl sie nicht einfach in Frieden?
    Er hat den Brief persönlich vorbeigebracht, dachte sie. Wahrscheinlich steht er vor dem Haus und wartet. Nur das nicht!
    Sie schlich zum Fenster, schob die Jalousie zur Seite und beobachtete die Straße. Nichts Ungewöhnliches.
    Sie rief Kant an. »Ich muss in Hans’ Wohnung. Kommst du mit?«, fragte sie, nachdem sie von Fabrys Brief erzählt hatte. »Es würde mir helfen.«
    In der Wohnung herrschte eine merkwürdige Atmosphäre. Das Ticken der Standuhr im Flur war überlaut. Kant hielt das Pendel an und das Ticken verstummte.
    Es ist merkwürdig, in Dingen herumzukramen, die Hans gehört haben, ihm vertraut und wert gewesen waren, die noch so da liegen, wie er sie hingelegt hat, dachte Anna. Im Kühlschrank stand eine Schale mit angerührtem Müsli, das er zum Frühstück hatte essen wollen. Im Gemüsefach gammelte Salat.
    Â»Alles Verderbliche muss raus hier«, sagte sie entschlossen. Sie hatte große Mülltüten mitgebracht.
    Sie griff die Sachen, goss die Milch aus und warf die Lebensmittel in eine Plastiktüte.
    Â»Und jetzt ins Bad!«, befahl sie mit grimmigem Gesicht.
    Onkels Gebiss schwamm noch in der Reinigungslauge, als Anna den Dosendeckel öffnete.
    Â»Igitt!«, rief sie aus.
    Â»Haben wir in dem Alter auch«, meinte Kant trocken.
    Â»Ich nicht«, behauptete sie.
    Â»Wir sprechen uns dann mal wieder«,

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