Schönes Leben noch! (German Edition)
dann um Ihr Kind kümmern?“
Sie riss die Augen auf. „So ist er nicht.“
„Wir beide wissen, dass er so ist. Die Situation eskaliert allmählich. Wenn er Sie erst ein paarmal ins Krankenhaus gebracht hat, wird er auf Ihr Kind losgehen. Dann wird er Sie beide schlagen, bis irgendwann jemand zu Tode kommt.“
Er sah ihr fest in die Augen. Sie musste ihm einfach glauben. „Wir können der Sache sofort ein Ende machen. Ich kann ihn festnehmen und lange genug im Gefängnis festhalten, damit Sie ihm entkommen können. Sie können an einen Ort gehen, an dem er Sie niemals finden wird. Niemals. Verstehen Sie?“
Eine einzelne Träne stahl sich aus ihrem Auge und kullerte ihr die Wange hinab. „Sie müssen jetzt gehen“, sagte sie, ohne ihn anzusehen. „Sie müssen jetzt gehen, weil Andy manchmal zum Mittagessen nach Hause kommt, und wenn er Sie hier sieht …“
Wäre die Hölle los, dachte Mac. Mehr als die Hölle.
„Kim, bitte.“
Sie stand auf und ging zur Tür. „Gehen Sie einfach.“
Mac folgte ihrer Aufforderung. Er war wütend und fühlte sich nutzlos. Ihm war, als hätte er mit seinem Besuch nur noch alles schlimmer gemacht. Mit diesem Gefühlschaos ging er zum Auto und sah der jungen Frau zu, wie sie vorsichtig die Tür schloss.
Als Jill in ihre Kanzlei zurückkam, stellte sie überrascht fest, dass Tina hinter ihrem Schreibtisch saß. Sie kämpfte den Drang nieder, eine schnippische Bemerkung fallen zu lassen, und nickte ihrer Sekretärin stattdessen im Vorbeigehen zu.
„Sie haben um eins einen Termin“, rief Tina. „Er müsste jede Sekunde hier sein.“
Perfekt, dachte Jill, während sie sich fragte, wie sie ihr Gemüt unter Kontrolle halten sollte. Sie verstand noch immer nicht, was mit Mac los war. Okay, inzwischen konnte sie nachvollziehen,wie er ihr Gespräch mit Rudy in den falschen Hals hatte kriegen können, aber warum ließ er sie die Sache nicht richtigstellen? Und wie konnte er es wagen, ihren Beruf in den Dreck zu ziehen? Das war ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen.
Sie verspürte immer noch den Drang, auf irgendetwas einzuschlagen. Oder etwas durch die Gegend zu werfen. Die Fische boten ein verlockendes Ziel, doch noch ehe sie herausfinden konnte, welcher wohl am besten durch den Raum fliegen würde, hörte sie, wie die Eingangstür aufging und ein Mann mit Tina sprach.
Sie vertröstete sich auf später, setzte sich hinter ihren Schreibtisch und atmete mehrmals tief durch. Sie hatte gerade noch Zeit, einen Blick auf die Notiz neben dem Termin zu werfen – „will Nachbarn wegen Diebstahls verklagen“ –, da brachte Tina den Mann auch schon herein.
Er war groß, kräftig gebaut, Ende vierzig und so braun wie jemand, der im Freien lebte.
„Mr Wolcott“, sagte sie. „Das ist Jill Strathern.“
Jill erhob sich und hielt ihm die Hand hin. „Mr Wolcott. Es ist mir ein Vergnügen.“
„Nennen Sie mich Bob“, erwiderte er lächelnd. Nachdem er sich gesetzt hatte, sah er sich um. „Tolles Büro.“
„Ähm, angeln Sie?“
„Klar. Aber nicht so. Was für ein Prachtstück.“
Er zeigte auf einen besonders großen, hässlichen Fisch unbekannter Herkunft. Da Jill nichts davon hören wollte, wie fantastisch es war, so viele Musterexemplare zu fangen, zog sie einen Notizblock hervor und nahm einen Stift zur Hand.
„Soviel ich weiß, haben Sie ein Problem mit einem Nachbarn.“
„Was? Ach ja. Diese Schlampe. Sie lebt ein Stück die Straße runter und war schon immer scharf auf meinen Hund. Sie wissen schon.“ In einer Fistelstimme fuhr er fort. „Wenn Bucky jemals Welpen bekommt, möchte ich unbedingt einen haben.“ Mr Wolcott verzog das Gesicht. „Der Hund heißt Buck. Wer zum Teufel nennt seinen Hund schon Bucky?“
Jill befahl sich, ruhig zu bleiben. Das war bestimmt anders, als es zunächst den Anschein machte. Bob würde bestimmt gleich zum Punkt kommen. Es konnte unmöglich um seinen Hund gehen.
„Ihre Nachbarin heißt?“
„Sissy Dawson. Was zum Teufel ist das für ein Name? Sissy? Wahrscheinlich kann sie den Namen meines Hundes deshalb nicht richtig aussprechen. Sie ist echt eine Schlampe.“
„Das haben Sie bereits erwähnt.“
Er legte die kräftigen Hände auf den Tisch. „Sie hat Buck entführt.“
Nun kamen sie allmählich weiter … oder auch nicht. „Ihren Hund?“
„Ja, verdammt. Die verfluchte Schlampe hat ihn drei Tage bei sich behalten. Als er nach Hause kam, war er völlig fertig, wenn Sie verstehen, worauf ich hinaus
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