Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Titel: Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
Vom Netzwerk:
Ostafrika zurück und gehen nach Mosambik.
2. 12.
Beginn von Friedensverhandlungen zwischen Deutschland und der neuen bolschewistischen Regierung.
9. 12.
Alliierte Truppen marschieren in Jerusalem ein.

126.
    Donnerstag, 4. Januar 1917
    Angus Buchanan wohnt bei Behobeho dem Begräbnis seines Kompaniechefs bei
     
    Am Anfang sieht es wie ein weiteres missglücktes Einkreisungsmanöver aus. Schon vor dem Morgengrauen waren sie auf den Beinen, die 25   th Royal Fusiliers – oder richtiger gesagt, die knapp zweihundert Mann, die von den ursprünglichen eintausendzweihundert noch übrig sind. Sie stehen in dem Ruf, einer der zuverlässigsten und beweglichsten britischen Verbände zu sein, und sie sind wieder einmal vorausgeschickt worden, um ein Zangenmanöver auszuführen. Das Ziel für sie und die Haupttruppe ist Behobeho. Während die anderen Einheiten sich dem Dorf von Osten nähern, sollen Buchanan und seine Kameraden um Behobeho herumschleichen und von Westen kommen, um so die deutsche Einheit im Dorf daran zu hindern, sich wie gewohnt aus dem Staub zu machen. Sonnenschein. Glühender Himmel. Duftendes Grün.
    Nach zwei Stunden vorsichtigen Marschierens durch den Busch erreichen sie schließlich den Punkt, wo sie den zurückweichenden Gegner erwarten. Vor ihnen liegt ein kleiner Weg, der vom Dorf herführt. Die warme Luft hallt wider vom Geräusch anhaltenden Gewehrfeuers. Die Haupttruppe hat angegriffen. Die Männer der 25   th Royal Fusiliers schwärmen aus und bilden eine weit auseinandergezogene Schützenlinie, sie gehen im Schutz des Baumschattens in Deckung und – warten. Der Kampflärm in der Ferne hält an. Eine gewisse Ungeduld breitet sich unter den wartenden Männern aus. Wird auch dieses Unternehmen scheitern?
    Die Operationen in Deutsch-Ostafrika dauern also an. Die britischen Kolonnen bewegen sich in Sprüngen von Tal zu Tal und drängen dabei die schnellen, schwer fassbaren Kompanien der Schutztruppe langsam nach Süden. In Kürze wird man den Rufijifluss erreichen.
    Auf dem Papier sieht es wie ein Erfolg aus. Der größte Teil der deutschen Kolonie ist jetzt in den Händen der Alliierten. Aber der Preis ist hoch. Kein anderer Konflikt hat diesen Teil Afrikas so sehr in Mitleidenschaft gezogen. Bis Kriegsende werden allein die Briten eine Million schwarzer Träger rekrutiert haben (nahezu alle Versorgungsgüter werden zumindest für einen Teil der Strecke auf dem Rücken der Afrikaner transportiert), und jeder Fünfte von ihnen wird den Strapazen zum Opfer fallen.
    Was die alliierten Befehlshaber mit Smuts an der Spitze nicht verstehen, ist die Tatsache, dass ihrem hartgesottenen, intelligenten und zynischen Widersacher Lettow-Vorbeck die Kolonie im Grunde gleichgültig ist. Dieser Meister des Guerillakriegs hat es von Anfang an als seine Aufgabe betrachtet, so viele feindliche Truppen wie möglich zu binden. Denn jeder Mann, jede Kanone und jede Patrone, die nach Ostafrika verschifft wird, bedeutet einen Mann, eine Kanone und eine Patrone weniger an der Westfront. Und das ist ihm erstaunlich gut gelungen. Smuts hat jetzt zwar fünfmal so viele Soldaten wie Lettow-Vorbeck – ist aber dennoch weit davon entfernt, den Deutschen zu besiegen.
    Einige erregte Kundschafter kommen in der Hitze gelaufen. Sie haben den Feind im Anmarsch gesehen. Befehl ergeht: Die in Linie liegenden Männer bewegen sich mit ihren Gewehren im Anschlag zum Weg hinunter. Buchanan übernimmt das Kommando über ein paar schwere Vickers-Maschinengewehre und bringt sie in Feuerstellung. Und tatsächlich: auf dem Weg nähern sich deutsche Askaris, die gerade das Dorf verlassen haben. Buchanan berichtet:
     
Wir eröffneten sogleich das Feuer aus Gewehren und Maschinengewehren, überraschten sie und fügten ihnen schwere Verluste zu. Trotzdem schossen sie zunächst zurück, was imponierend war, doch bald konnten wir sie bezwingen, und die, die noch übrig waren, stellten ihr Feuer ein und flohen in den Busch.
     
    Ein großer Teil der neuen Militärtechnik funktioniert im afrikanischen Gelände und im dortigen Klima nur mit Einschränkungen. Fahrzeuge bleiben oft stehen, schwere Artillerie fährt sich fest, Flugzeuge finden in der dichten Vegetation selten ein Ziel. Das Maschinengewehr hat sich jedoch als ebenso tödlich effektiv erwiesen wie auf den anderen Kriegsschauplätzen. (Was Leute mit Erfahrung aus früheren Kolonialkriegen schon wussten.) Bei Gewehrfeuer im Busch und im Dschungel wird aus irgendeinem Grund meist zu hoch

Weitere Kostenlose Bücher