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Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Schwärmen Rückschlüsse auf die Entwicklung primitiver Intelligenzformen ziehen.
    Es ist wahrscheinlich, dass sich ein immer größerer Teil unserer wissenschaftlichen Arbeit von der realen in simulierte Welten verlagern wird - in »unendliche Weiten, die nie zuvor ein menschliches Auge erblickt hat« sozusagen.
    Vielleicht ist dies auch eine mögliche Erklärung für das sogenannte Fermi-Paradoxon. Enrico Fermi, einer der Entwickler der ersten Atombombe, formulierte eines Tages sinngemäß folgende Frage: »Wenn es irgendwo da draußen im Weltall intelligentes Leben gibt, warum sehen wir es dann nicht?«
    Die Frage ist weniger hypothetisch, als sie vielleicht auf Anhieb klingt. Zwar sind Entfernungen im Weltraum so groß, dass wir sie mit der heute erkennbaren Technik nicht überwinden können, doch wir haben bereits gesehen, wie schnell sich diese Technik entwickelt. Selbst wenn man nicht von einer exponentiellen Weiterentwicklung der Technik ausgeht und die Lichtgeschwindigkeit als unüberwindliche Grenze für interstellare Reisen annimmt, müsste es eigentlich von Außerirdischen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nur so wimmeln.
    In unserer Galaxis gibt es etwa 100 Milliarden Sterne, von denen vermutlich ein großer Teil ein Planetensystem besitzt. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für Leben auf einem dieser Planeten sehr klein ist, müsste es dennoch viele bewohnte Planeten geben. Wie ich darzulegen versuchte, ist die memetische Evolution, und damit die Entwicklung von Technologie, eine Zwangsläufigkeit, die früher oder später eintreten wird, wenn es auf einem Planeten Leben gibt.
    Der entscheidende Punkt ist, dass unsere Galaxis sehr viel älter ist als unser Sonnensystem, nämlich mindestens doppelt so alt. Auf der Erde ist schon nach in geologischem Maßstab kurzer Zeit Leben entstanden, sobald die Voraussetzungen dafür (eine hinreichend abgekühlte Oberfläche und Wasser, das von Kometeneinschlägen stammt) gegeben waren. Selbst wenn man davon ausgeht, dass in der noch jungen Galaxis Leben weniger wahrscheinlich war, müsste es Planeten geben, auf denen schon 1 Milliarde Jahre früher Leben entstanden ist als bei uns. Und selbst wenn nur auf sehr wenigen davon intelligentes Leben entstanden ist, müssten uns einige dieser Zivilisationen mindestens einige Millionen Jahre voraus sein.
    Betrachten wir die Entwicklung des Menschen, so sind zwischen der Erfindung der Schrift und der Mondlandung höchstens 50000 Jahre vergangen. 1 Million Jahre ist 20-mal so viel Zeit. Es erscheint kaum plausibel, dass wir nicht in der Lage wären, eine Technik zu entwickeln, mit der wir fremde Planetensysteme besiedeln können, wenn wir 1 Million Jahre dafür Zeit hätten. Und wenn wir es könnten, würde es bei exponentiellem Bevölkerungswachstum und annähernd lichtschnellen Raumschiffen »nur« ein paar weitere Millionen Jahre dauern, bis wir jeden bewohnbaren Winkel unserer Galaxis erobert hätten. Dabei haben wir die übrigen etwa 1 Billion Galaxien noch gar nicht berücksichtigt.
    Wo also sind die Aliens?
    Es gibt eine große Zahl möglicher Erklärungen, die sowohl von interessierten Amateuren als auch von ernstzunehmenden Wissenschaftlern diskutiert werden. Sie reichen von abenteuerlichen Verschwörungstheorien (sie sind längst hier, aber das wird von der Regierung geheim gehalten) über mathematische Modelle (sie breiten sich nicht schnell genug aus) bis zur »Rare Earth Hypothesis«, die davon ausgeht, dass intelligentes Leben viel weniger wahrscheinlich ist, als viele Wissenschaftler glauben, und wir einfach ein äußerst seltener Glücksfall sind.
    Eine im Sinne der memetischen Evolution nicht unplausible Hypothese ist, dass sich intelligente Zivilisationen bald nach der Erfindung der Raumfahrt »virtualisieren«, sich also statt im Weltraum in künstlichen Universen ausbreiten. Dafür spricht einerseits, dass solche simulierten Welten sehr schnell leistungsfähiger, realistischer und damit attraktiver werden, siehe oben. Andererseits ist die Kolonisation des Weltraums, wie wir schon diskutiert haben, vor allem für »Schwellenzivilisationen« wie unsere äußerst aufwendig, riskant und teuer. Vielleicht sind die
    Kosten, diese Schwelle zu überspringen, einfach zu hoch, die Attraktivität zu niedrig, so dass intelligente Zivilisationen generell darauf verzichten. Es könnte sein, dass virtuelle Welten dauerhaft viel »interessanter« sind als die Realität, so dass entsprechend weit entwickelte Wesen

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