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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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voran, die Kinder und ich. Maddie hing heute auf meinem Arm, während Oliver sich zunächst an mein Bein klammerte. Als wir schließlich an der Reihe waren, drückte er sein Gesicht wie angeklebt gegen die glänzende Glasscheibe. Hygienisch war das kaum, und so versuchte ich, ihn dabei zu ignorieren, doch die freundliche Bäckerin schien inzwischen an uns gewöhnt zu sein. Sie lächelte nur nachsichtig, während sie meine köstlichen croissants aux amandes in eine leuchtend weiße Tüte gleiten ließ und die pains au chocolat für die Kinder hinzufügte. Dann schloss sie die Tüte mit einem gekonnten Zwirbeln. Ich drehte mich um und stieß mit der Nase an die Brust des Geschäftsmannes. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass er so dicht hinter mir gestanden hatte. Jetzt war es mir allerdings umso bewusster. Er fühlte sich warm und fest an und lächelte, wobei sich in seinen Augenwinkeln kleine Fältchen bildeten. Wenn die Ähnlichkeit mit George Clooney auch nur einen Hauch stärker gewesen wäre, hätte ich Wiederbelebungsmaßnahmenmit 360er Elektroschocks gebraucht, denn mir wäre garantiert das Herz stehengeblieben.
    Mir hat George in den frühen ER-Folgen immer am besten gefallen, bevor er sich nach Hollywood abgesetzt hat, und nein, ich weiß nicht, was die 360 bedeuten – Volt vielleicht? Oder Watt? Joules? Ich habe nicht den leisesten Schimmer, aber George dürfte mir davon so viele verpassen, wie er wollte, und zwar jederzeit. Gleiches galt für diesen Geschäftsmann. Ich hätte keinProblem damit, wenn er George bei meiner Wiederbelebung vertreten würde. Nein, das ginge für mich durchaus in Ordnung.
    Inzwischen schien er förmlich mit dem Vorderteil meiner Wildlederjacke verschmolzen zu sein. Wenn ich direkt geradeaus schaute, sah ich nichts als teuren Nadelstreifenzwirn, roch nichts als den Hauch von Limetten seines köstlichen Rasierwassers und fühlte nichts als ein Erschauern an Stellen, die um diese Tageszeit eigentlich noch schliefen. Ich hob den Blick. Großer Fehler. Meine Augen weiteten sich unfreiwillig, als sie seinen begegneten. Diese Augen waren wirklich umwerfend. Bis zu diesem Moment hatte ich geglaubt, sie seien einfach nur hübsch braun, doch in Wirklichkeit waren sie haselnussfarben mit kleinen, fast orangefarbenen Sprenkeln. Seine Pupillen wurden größer, sein Lächeln breiter, und ich kam mir sofort total lächerlich vor: wie ein großer, dicker, ungeschickter, von Lust überwältigter Tollpatsch, der ihm im Weg stand. Das passierte ihm sicher andauernd. Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, und drückte Maddie dabei so fest an mich, dass sie quäkend protestierte.
    Da griff mich mein Gegenüber einfach vorsichtig an den Schultern und hob mich sanft zur Seite, als sei ich Trudies unterernährte jüngere Schwester. Sofort fühlte ich mich ganz zerbrechlich und dringender Zuwendung bedürftig. »Pardon, Madame, es tut mir leid, dass ich Ihnen im Weg herumstehe«, sagte er lächelnd. Er hatte nicht nur einen unwiderstehlichen Maurice-Chevalier-Akzent, sondern nahm auch ganz ritterlich die Schuld auf sich. Ich fiel beinahe ohnmächtig in meine Croissanttüte.
    DasGanze kann nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert haben, doch als ich es später noch einmal durchlebte – meine Tasse Kaffee wurde darüber lauwarm, kalt und schließlich schlicht untrinkbar –, schien mir die Begebenheit so viele Drehungen und Wendungen zu haben wie ein Liebesroman. Selbst als Tom in die Küche platzte, der Croissanttüte einen Schubs versetzte und murrte: »Ich habe dir doch gesagt, du sollst keine mehr für mich kaufen. Ich habe sowieso nie Zeit, sie zu essen, und außerdem sind sie extrem schlecht fürs Cholesterin«, wachte ich kaum aus meinem schönen Tagtraum auf.
    »Hm?«, erwiderte ich und machte mir nicht die Mühe, ihm die auf der Hand liegende Tatsache zu erläutern, dass ich trotz seiner strikten Anweisungen immer noch ein Croissant für ihn besorgte, weil dann, ups, eines übrig war, das, wenn er es nicht aß, genauso gut ich verspeisen konnte, bevor es schlecht wurde. Also genoss ich täglich nicht ein, sondern gleich zwei göttliche croissants aux amandes. Ehrlich, manchmal fragte ich mich, wie gut er mich eigentlich kannte. Oder ob ich ihn überhaupt interessierte. Dieser Geschäftsmann wiederum ... der wirkte im Gegensatz dazu wie ein Mann, der alles über seine Frau herausfinden würde ...
    »Bella? Hast du mich gehört? Ich bin heute Abend verabredet – zum Essen.«
    »Du lädst

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