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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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dahinter ist doch, alles so lange zuverkomplizieren, bis man im Ausland das Interesse an jeglichem Ärger vergisst, den man eigentlich anzetteln wollte. Und dasselbe gilt für Journalisten«, erklärte Sally herablassend. Ich lächelte sie freundlich an, doch es fiel mir ganz schön schwer. Schließlich hatte ich mit Regierungsbeamten in letzter Zeit reichlich Konflikte gehabt, um von der Bagage möglicherweise für den Rest des Lebens genug zu haben. Ich wollte Sally wirklich gerne mögen, aber offenbar war sie der lebende Beweis, dass Beamte des Außenministeriums noch nerviger sein konnten als die des Innenministeriums.
    Zum Glück bewies Stanley in diesem Moment, dass seine Lunge so kräftig war wie sein äußeres Erscheinungsbild, und während Rachel sogleich in die Nebenkammer stürzte, nutzte ich die Gelegenheit, aufzustehen und mich neben eine aparte Frau mit friedlich schlummerndem Baby im Tragetuch zu setzen. »Schenk Sally nicht zu viel Beachtung«, flüsterte sie mir zwinkernd zu. »Ihr macht das sehr zu schaffen, aus der Arbeitswelt vertrieben zu sein und mit den Zwillingen zu Hause zu sitzen. Ihre Karriere war genauso vielversprechend wie die von Giles, aber im Außenministerium ist es schwierig, zwei Pferde am Start zu halten, vor allem wenn man Kinder bekommt. Ich bin übrigens Paula.«
    »Klingt, als wüsstest du gut Bescheid. Und wirst du wieder arbeiten?«, fragte ich.
    »Ich denke schon. Die belgischen Schulen machen es einem da viel einfacher. Wie alt ist deine Kleine denn?« Sie zeigte auf Maddie, die alles mit großen Augen verfolgte und dabei eifrig an einem von Trudies Teelöffeln herumlutschte. Olli hätte in diesem Alter niemals stillzugesehen, doch Maddie schien zu begreifen, dass sie hier viel lernen konnte. Den ganzen Morgen schon hatte sie schamlos alle meine Unterhaltungen belauscht und würde sich zweifellos sofort einschalten, falls ein wirklich wichtiges Thema aufs Tapet kam, wie zum Beispiel Süßigkeiten für Unterzweijährige oder ob große Brüder eingesperrt gehörten.
    »Madeleine? Sie ist etwas über ein Jahr, aber mein Sohn – den ich übrigens schon länger nicht mehr gesehen habe, hoffentlich verarbeitet er nicht alles zu Kleinholz – wird bald drei.«
    »Na, dann kannst du ihn schon zur Schule anmelden. Die fängt hier ab zweieinhalb an. Ich mache keine Witze«, fügte sie lächelnd hinzu, als sie mein Gesicht sah. »Die Belgier zahlen enorme Steuern, also fangen die Frauen alle so schnell wie möglich wieder an zu arbeiten, um die Schulen zu bezahlen, die ihnen dabei helfen, wieder zu arbeiten ... ein etwas seltsames System. Viele von uns nutzen das aus, während sie hier sind.«
    »Aber was um alles in der Welt kann man denn mit ihnen in dem Alter in der Schule anstellen? Meiner kann ja noch nicht mal alleine seine Hose anziehen.«
    »Ich nehme an, dass sie ihnen genau solche Sachen beibringen. Aber egal, es wird jedenfalls auf Französisch oder Holländisch unterrichtet. Und so lernen sie eine neue Sprache.«
    »Hmmm«, machte ich nachdenklich. Das klang in der Tat nach einem guten Konzept. Doch falls sich mein kleiner Plan in die Tat umsetzen ließ, würden meine beiden Französisch lernen, während ich sie trotzdem den ganzen Tag um mich hatte.
    »Kennst du zufällig ein Geschäft namens ChocolatChaud de Clara? Gar nicht weit von hier?«, lenkte ich die Unterhaltung in eine neue Richtung.
    »Nein, nie gehört. Warum?«
    »Ach, dort gibt es einfach die beste heiße Schokolade, die ich je getrunken habe. Vielleicht wäre es nett, sich irgendwann mal dort zu treffen.«
    »Klar, warum nicht. Aber du bist ja noch nicht lange da – wahrscheinlich findest du's deshalb so besonders toll. Bald wirst du feststellen, dass jedes zweite Geschäft Schokolade verkauft, und zwar immer die beste Schokolade der Welt.«
    »Vielleicht hast du recht, aber ich glaube trotzdem, dass Claras unschlagbar ist.«
    »Claras? Dieses Café mit den gestärkten weißen Spitzendecken und den großen Sesseln? Nicht weit vom Park? Ich hab gehört, das macht zu«, mischte sich Sally ein und knallte dabei ihre Tasse auf den Tisch. Trudie würde körperliche Qualen leiden, wenn sie die Kaffeepfütze auf ihrem makellosen Tisch entdeckte. Ich sah Sally direkt in die Augen.
    »Nein, sie macht garantiert nicht zu«, sagte ich langsam.
    »Ach nein?« Sally schien Widerspruch nicht gewohnt zu sein.
    »Nein, das hat sie mir neulich gesagt«, gab ich leichthin zurück und verschwieg vorsorglich die Tatsache,

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