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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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deshalb habe ich beschlossen, einen Job anzunehmen…«, packte ich meinen Trumpf aus.
    »Gott sei Dank. Ich hätte ja nichts da gegen, dass du zu Hause bei den Kindern bleibst, aber … Hauptsache, du bist glücklich. Welche Zeitung?« Toms Stimmlage war nun wie der normal, und er lud sich Kartoffeln auf die Gabel.
    »… in einem Schokoladengeschäft«, beendete ich meinen Satz.
    »In einem was?« Tom hätte nicht fassungsloser klingen können, wenn ich angekündigt hätte, in eiem Bordell arbeiten zu wollen. »Bist du verrückt?«
    »Ganz und gar nicht. Ich glaube, das ist ein Geschäftszweig, der es noch zu etwas bringen wird …«
    »Ein Schokoladengeschäft? Weißt du, wie viele von diesen Läden es hier gibt? Wir sind schließlich in Brüssel! Da gibt es an je der Ecke Schokolade. Chocolaterien wie Sand am Meer. Wenn du schon arbeiten willst, dann doch wenigstens etwas, das du kannst. Oder worin du zumindest ausgebildet bist.«
    Das war’s. Ich warf meine Serviette auf den Tisch, doch es war Tom, der sauer aus dem Zimmer stürzte. Ich würde nie einen Tisch verlassen, solange noch Essen da rauf stand. Nachdenklich leerte ich meinen Teller. Dann machte ich mich über seinen her. Schließlich lag mir eine auf geräumte Küche sehr am Herzen.
    Hm, dachte ich, das war nun wirklich nicht besonders gut gelaufen. Aber wenigstens hatte ich die Wahrheit mal ausgesprochen. So konnte Tom nicht behaupten, ich hätte irgendwelche Geheimnisse vor ihm. Früher einmal, zuFulham-Zeiten, hätten wir es mit Versöhnung im Bett probiert. Nicht so hier in Brüssel. Als ich die Spülmaschine fertig beladen hatte und nach oben kam, lag Tom bereits demonstrativ mit dem Rücken zu mir unter der Decke und schien zu schlafen. Ich beschloss, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, und verbrachte die Nacht im Gästezimmer. Diesen Luxus hatten wir in London nicht gehabt. Eigentlich sollte man sich das gar nicht erst angewöhnen, dachte ich noch, während ich mich in wunderbar glatte Laken kuschelte und mich auf der kühlen, versöhnlichen Matratze ausstreckte.
    Am nächsten Morgen war ich schrecklich aufgeregt wegen meines Debüts als Verkäuferin – nachmittags um zwei sollte ich anfangen – und außerdem so sehr damit beschäftigt, alle Gedanken an Tom und die Nacht im Gästezimmer zu verdrängen, dass ich den göttlichen Monsieur Clooney fast vergaß. Zumindest bis wir die Bäckerei erreichten. Da stand er nämlich, ganz vorne in der Schlange. Na gut, heute also weniger Nähe, dachte ich und rief mir wieder den gestrigen Moment in Erinnerung, als Maddie und ich kurzzeitig mit seiner edlen Hemdbrust in Berührung gekommen waren. Ich schloss die Augen und träumte vom leicht rauen Gefühl seines Anzugstoffs auf meiner Haut. Zum Glück konnte er von dort vorne nicht sehen, wie meine Ohren allein bei der Erinnerung gefährlich warm wurden. Wenn er mir auch nur ein Stück näher käme, würde ich womöglich spontan in Flammen aufgehen. Bei diesem Gedanken wechselte ich Maddie rasch auf den anderen Arm, während Olli brav beobachtete, wie die Verkäuferin mittels einer Zange mit Rosinen gespickte süße Stückchenauftürmte. Da ließ Maddie ihren geliebten Igel Fred fallen. Er war so gründlich eingespeichelt, dass er mit einem ekligen Platsch-Geräusch auf den Fußboden klatschte. Ich seufzte. Fred musste nun gewaschen werden, was meist zu lang anhaltenden Heulund Schmollanfällen führte, weil er in keimfreiem Zustand nicht so interessant war wie sonst. Also verlagerte ich Maddies Gewicht auf die eine Hüfte, um mich nach dem verlorenen Tierchen zu bücken. Auf etwa halber Strecke schob sich plötzlich eine gebräunte Hand mit langen Fingern zwischen mich und den Igel. Ohne das leiseste Anzeichen von Ekel reichte der Geschäftsmann das widerlich feuchte Vieh einer glückseligen Maddie, die ihn daraufhin mit so verklärtem Blick anhimmelte wie ich selbst es gerne getan hätte. »Merci, merci beaucoup. Das ist wirklich sehr freundlich.« Ich versuchte, nicht doof zu grinsen oder mit den Wimpern zu klimpern – ich gebe zu, mit wenig Erfolg.
    »Keine Ursache«, er blinzelte zurück, wobei der feine Linienkranz um seine Augen sich nach oben bog. Ich konnte mir gerade noch einen tiefen Seufzer verkneifen, als er zur Tür schlenderte und aus meinem Leben entschwand. Zwangsläufig wandte ich mich den anstehenden Aufgaben zu – nicht vergessen, Croissants waren hier eine äußerst ernste Angelegenheit – und stellte amüsiert fest, dass die

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