Schokoherz
Pounce verwandelt. Auch nicht in eine Trudie. Ich war immer noch die alte prachtvolle, üppige, So-bin-ich-eben-Bella. Und trotzdem schien ich auf einmal irgendwie unwiderstehlich zu sein.
Na toll. Zum ersten Mal war ich ziemlich froh, dass Pete und ich nicht mehr im selben Land wohnten. Pete küsste Olli und Maddie auf die Stirn, warf ein Bündel Geldscheine auf den Tisch und hatte sich, bevor ich begriff, was los war, an Lous heiße Fersen geheftet.
»Tja, meine Süßen, da bleiben wohl nur wir drei übrig«, sagte ich zu den Kindern, die verdattert auf die plötzlich leeren Plätze starrten. In diesem Moment erschien der Kellner, beladen mit den fünf Desserts, die wir bestellt hatten. Verwirrt betrachtete er die verlassenen Stühle.
»Ich nehme zwei wieder mit, ja?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.
»Nein, nein.« Ich bedeutete ihm, sein Tablettabzustellen. »Wir kümmern uns schon darum«, beteuerte ich. Letztlich hatten wir uns alle für dasselbe entschieden, so dass nun fünf Weiße Damen vor mir standen, jede mit ihrem eigenen hübschen kleinen Kännchen Schokosauce. In Gedanken rieb ich mir die Hände. Meine besten Freunde schienen in seltsame Angelegenheiten verwickelt zu sein, aber die Kinder und ich waren nur allzu bereit, das alles mit Hilfe dieser Leckereien ein Weilchen zu vergessen. Zumal ich ja nun so schlank war. Es würde ein herrlicher Nachmittag werden.
Als Tom ausnahmsweise nicht so spät wie sonst nach Hause kam, litt ich unter diesem klebrigen Völlegefühl, das zu viel Schokolade mit sich bringt. Das passierte mir zwar nicht oft, höchstens alle Schaltjahre einmal, doch bei ein oder zwei Gelegenheiten hatte das Angebot tatsächlich die Nachfrage übertroffen. Ich gebe es offen zu, Lous Bemerkung über meinen Gewichtsverlust war mir zu Kopf gestiegen. Irgendwie hatte ich angenommen, ich sei plötzlich immun gegen die Wirkung von Schokolade. Fünf Kännchen Schokosauce belehrten mich eines Besseren. Nachdem ich das abendliche Bettgehritual der Kinder mühsam geschafft hatte, lag ich nun auf dem Sofa, fühlte mich aufgedunsen und rührte mich kaum, als ich den Schlüssel im Schloss hörte.
Anscheinend war Tom zur Abwechslung mal bester Laune, fast so wie früher. Er spazierte direkt in die leere Küche und von dort aus ins Wohnzimmer, wo er wie angewurzelt stehen blieb, als er mich auf dem Sofa entdeckte.
»Oh, hallo, ich dachte, du bist vielleicht schon oben«, sagte er zögernd. Mit höchster Kraftanstrengung hob ichden Arm und sah auf die Uhr. »Sei nicht albern, es ist gerade mal halb zehn«, erwiderte ich. »Hast du Hunger?«
Tom kramte grinsend in seiner Aktentasche herum.
»Was? Ach so, keine Sorge. Ich hab vorhin schnell was gegessen.«
»Aber doch hoffentlich nicht mit Vanessa?« Mein Ton war recht scharf, denn es gab mir vor Eifersucht jedes Mal einen kleinen Stich, wenn ich mir vorstellte, wie Tom und die bildschöne Blondine in dem winzigen Büro zusammengepfercht saßen. Darüber hatten wir uns nämlich immer noch nicht unterhalten. Was natürlich zum Teil daran lag, dass ich vermeiden wollte, im Gegenzug über Fabrice ausgefragt zu werden.
»Was? Nein, nein. Ganz bestimmt nicht.« Er schüttelte den Kopf und lächelte weiter vor sich hin.
»Weshalb bist du so gut gelaunt?«, wollte ich wissen und richtete mich ein Stück auf. »So glücklich habe ich dich seit langem nicht mehr erlebt.« Ich lächelte.
»Wirklich? Ach, es ist nichts«, meinte Tom und wurde auf einmal ganz ernst. »Nun, vermutlich liegt es an dieser Korruptionsgeschichte, an der ich mit Vanessa gearbeitet habe, du weißt schon. Das ist ganz gut gelaufen.«
»O prima! Ich freu mich drauf, sie zu lesen.« Es war schön, ihn ausnahmsweise so fröhlich zu sehen. Seit unserem Umzug schien er dauernd furchtbar gestresst gewesen zu sein. »Wann bringt ihr sie?«
»Bringen? Ach so. Ganz bald, denke ich. Du, ich bin völlig erledigt. Ich glaube, ich geh ins Bett«, verkündete er. »Bleib nicht zu lange auf.«
»Warte mal«, rief ich seinem Rücken hinterher. »Willst du nicht wissen, wie das Mittagessen lief? Mein Treffen mit Lou und Pete?«
Erblieb wie angewurzelt stehen, den Fuß schon auf der ersten Treppenstufe. »Doch, klar. Wie war's?« Ich ließ mich wieder auf die Couch zurücksinken.
»Hm, ehrlich gesagt ein bisschen seltsam. Sie scheinen beide total in ihrer Arbeit gefangen zu sein.«
»Na, das ist doch völlig normal, oder?«, entgegnete Tom munter. »Schön. Freut mich, dass es ihnen
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