Schokolade des Schreckens
seine Brust und machte sich immer schwerer und schwerer. Dem Jungen blieb die Luft weg! „Aufhören, bitte aufhören“, keuchte er jämmerlich und versuchte den Angreifer wegzutauchen. Doch der Mann hockte schwer wie ein Amboß auf ihm und bewegte sich keinen Millimeter. Axel spürte, wie die Kraft aus seinen Armen und Beinen wich.
Lügt Monsieur Schwertli?
„Wang, was tust du da?“ Die Stimme von Monsieur Schwertli drang wie aus weiter Ferne zu Axels Ohren. Der Druck auf seiner Brust verschwand, und er begann vorsichtig und mit kleinen Atemzügen wieder Luft in seine Lunge zu pumpen. Jede Bewegung seines Brustkorbes schmerzte ihn dabei sehr.
„Er ist in Ihr Zimmer eingebrochen, Monsieur Schwertli“, plapperte Wang aufgeregt und verneigte sich immer wieder vor dem beleibten Mann. „Er ist Spion! Er will es haben!“
Eine dicke, rote Hand wurde Axel hingestreckt, um ihm auf die Beine zu helfen. Der Junge zögerte einen Augenblick. Möglicherweise war Monsieur Schwertli klar, daß die vier Knickerbocker von seinem Doppelleben wußten. Vielleicht reichte ihm gerade der Killerhai höchstpersönlich die Hand. „Was ist, willst du hier übernachten?“ fragte der Schriftsteller mit bemüht ruhiger Stimme. Axel sprang in die Höhe und krümmte sich gleich wieder vor Schmerzen zusammen. Er preßte die Arme gegen den Körper und ächzte. „Ihr... Ihr Karate-Wachhund hätte mich fast umgebracht“, japste der Junge, als er wieder aufrecht stand. „Der Kerl ist gefährlicher als jeder Bluthund!“
„Ich verbiete dir, in diesem Ton von meinem Koch und Butler Wang zu sprechen“, sagte Monsieur Schwertli barsch. „Und darf ich nun erfahren, was du in meinem Arbeitszimmer zu suchen hast? Wang hätte dich bestimmt nicht überfallen, wenn du nicht unerlaubterweise eingetreten wärst.“ Wieder versuchte Axel die Ausrede mit der nicht gefundenen Toilette anzubringen. Aber auch diesmal klappte sie nicht.
„Das ist schlichtweg gelogen“, fuhr ihn Schwertli an. „Du hast die Toilette im Erdgeschoß heute schon zweimal benutzt. So vergeßlich kannst du nicht sein.“ Das sonst eher sanftmütige Gesicht des Mannes wirkte nun angespannt. Schwertli schien krampfhaft zu verbergen, was in ihm vorging. „Also, raus mit der Sprache: Was hast du hier getan?“ fuhr er Axel an.
Der Knickerbocker schwieg eisern. Ihm fiel keine passende Ausrede ein. Er konnte doch nicht seinen Verdacht äußern, daß Monsieur Schwertli und der Killerhai dieselbe Person waren.
„Raus da!“ kommandierte der Schweizer. „Geh hinunter zu deinen Freunden und setz dich an den Tisch. Ich komme sofort nach!“
Wie ein geschlagener Hund schlich Axel aus dem Zimmer. Wang hatte wieder seine Angriffsposition eingenommen und stemmte drohend die Fäuste in die Hüften. Der Junge war froh, als er an ihm vorbei war, und hastete die Treppe hinunter zu seinen Freunden.
„Was hast du entdeckt?“ Mit dieser Frage überfielen Lilo, Dominik und Poppi ihren Kumpel sofort, als er das Eßzimmer betrat. Der Junge sah sich hastig um, ob Monsieur Schwertli schon hinter ihm aufgetaucht war. Als er erkannte, daß die Luft rein war, flüsterte er: „Der Schwertli hat ziemlich sicher jede Menge Dreck am Stecken, aber mehr kann ich jetzt nicht sagen. Er hat mich nämlich beim Schnüffeln erwischt.“
In diesem Moment schob sich der pralle Kugelbauch des Schriftstellers in den Raum. Das Gesicht des Mannes glühte, und auf seiner Glatze standen die Schweißperlen. Er zog ein Taschentuch heraus und wischte damit hastig über seinen Kopf. Eine merkwürdige Unruhe hatte Monsieur Schwertli befallen, und er schien auf einmal sehr in Eile zu sein.
„Hat euch unterwegs jemand angesprochen?“ fragte er. Die vier Knickerbocker blickten sich erstaunt an. Wie war diese Frage zu verstehen?
„Hat euch jemand etwas über mich erzählt und gebeten, in meinem Zimmer zu stöbern! Sagt schon“, bohrte Monsieur Schwertli weiter.
„Nei... nein“, stotterte Lieselotte. „Wieso?“
„Warum hast du dann meine Unterlagen aus dem Tresor genommen?“ Der Mann hatte Axel an den Schultern gepackt und schüttelte ihn, als wollte er auf diese Art die Antwort aus dem Jungen herausbeuteln.
„Aufhören... aua... – meine Rippen – sie tun weh!“ jammerte der Junge.
„Raus!“ schnauzte der Auftraggeber der Bande wütend. Schon in der nächsten Sekunde bremste er sich allerdings ein und lächelte verlegen. „Ich wollte sagen, leider muß ich mich von euch verabschieden.
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