Schokolade für dich (German Edition)
Aufzug peinlich.
„Ich frage gar nicht erst, wie es dir geht“, sagte Pat, „denn ich weiß es. Es tut mir so leid, dass du das jetzt ein zweites Mal durchmachen musst.“
Muriel spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten, doch sie versuchte, tapfer zu sein, und bedankte sich murmelnd.
Cecily stand in der Ecke des Zimmers. Sie war sich nicht sicher, ob sie gehen oder bleiben sollte. „Möchtest du einen Tee?“, fragte sie Pat.
„Ja, gern“, erwiderte Pat und setzte sich auf die Couch. Sie klopfte neben sich auf das Kissen, und Muriel nahm Platz. Dabei wurde immer klarer, wie sehr ihre Aufmachung gegen die von ihrer Freundin abfiel.
„Es wird noch eine Weile dauern, bis du wieder klar denken kannst“, sagte Pat tröstend, und Muriel wünschte, auch ihre Töchter würden das begreifen. „Und dann hast du noch die ganze Aufregung wegen des Festivals am Hals.“
Eine Aufregung, die man sich hätte sparen können. Und zwar dadurch, dass sie eine bessere Geschäftsfrau gewesen wäre und dafür gesorgt hätte, dass ihre Firma nicht in so einen Schlamassel geriet.
„Aber ich hoffe, dass ich dich dazu überreden kann, zu einem Essen mitzukommen.“
Muriel starrte ihre Freundin an. Gerade Pat sollte doch verstehen, wie wenig ihr im Moment der Sinn nach Gesellschaft stand. Und nach dem Fiasko mit Del neulich Abend hatte sie die Nase erst recht gestrichen voll. „Oh, ich glaube nicht …“
Pat unterbrach sie. „Es handelt sich dabei nicht um einen gesellschaftlichen Anlass.“
Eben brachte Cecily zwei dampfende Teetassen ins Wohnzimmer und lauschte schamlos.
Muriel fühlte sich in die Ecke getrieben. „Ich habe kein Interesse an einem mehrlagigen Geschäftsplan“, meinte sie tonlos.
Pat lachte leise. „Du meinst mehrstufigen, und darum geht es auch gar nicht. Olivia und ich haben vor anderthalb Jahren, nachdem sie George verloren hatte, eine kleine Gruppe gegründet.“
„Einen Buchclub.“ Natürlich. Pat besaß einen Buchladen. Aber Muriel hatte keine Zeit, um einem Buchclub beizutreten. Die Mädchen brauchten Hilfe, und sie war beschäftigt – sie saß in ihrem Pyjama herum und schaute sich Fotos an.
„Nein, nein, nichts dergleichen“, sagte Pat. „Es ist eine Art Selbsthilfegruppe.“
Muriel wollte keine Hilfe. Sie öffnete den Mund, um abzulehnen, doch Pat war schneller. „Ein Witwenclub“, fügte sie offen hinzu. „Dot gehört auch dazu.“
Dot, die Kettenraucherin, hatte eine scharfe Zunge und war nicht unbedingt jemand, mit dem Muriel engeren Kontakt haben wollte. „Danke, aber ich bin nicht interessiert.“
„Ich möchte einfach nur, dass du uns mal ausprobierst. Komm morgen mit uns zum Essen.“
„Pat, ich bin noch nicht so weit“, erklärte Muriel fest.
„Du warst auch nicht bereit für Waldos Tod“, konterte Pat, doch der sanfte Ton, in dem sie das sagte, milderte die brutale Wahrheit. „Wir sind für vieles im Leben nicht bereit. Trotzdem passiert es. Los, was meinst du? Ich lade dich auch ein.“
„Warum gehst du nicht einfach mal mit, Mom?“, drängte Cecily.
Muriel konnte sich gerade noch beherrschen. Fast hätte sie gefragt: Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Angelegenheiten?
„Komm wenigstens ein Mal“, drängte Pat sie. „Zumindest gibt es dir die Gelegenheit, deine Erinnerungen mit Waldo mit jemandem zu teilen.“
Das wäre nett. Ihre Töchter waren zu sehr mit dem Festival beschäftigt, als dass sie Zeit für Reisen in die Vergangenheit hätten. Vielleicht würde es ihr helfen, im Leben wieder Fuß zu fassen, wenn sie mit Frauen sprach, die das gleiche Schicksal erlitten hatten wie sie.
„Na gut.“
Ihre Töchter liebten sie wirklich, aber im Augenblick waren sie, was das Emotionale anging, keine Stütze. Als Einzelkind hatte sie leider keine Schwestern. Konnten Freundinnen diese Lücke schließen? Vielleicht sollte sie das jetzt mal herausfinden.
12. KAPITEL
Am besten begegnet man Unerfreulichem mit Humor. Muriel Sterling, Die Verbindung von Arbeit und Vergnügen: Wie man Arbeit und Liebe erfolgreich miteinander verknüpft
A m Dienstagabend war Muriel also wieder bei Zelda’s. Olivia, grauhaarig und pummelig, hatte sich in einen paillettenverzierten schwarzen Pullover und ihre Lieblingshose (mit Gummizug) geworfen und umarmte Muriel zur Begrüßung. „Süße, ich bin so froh, dass du dich entschieden hast, zu uns zu stoßen.“
Zu ihrer eigenen Überraschung freute sich auch Muriel darüber, jetzt wo sie hier war. Sie
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