Schokolade für dich (German Edition)
Muriel anlächelte. „Wir müssen auf unser neuestes Mitglied anstoßen.“
Neuestes Mitglied? Muriel hatte doch noch gar nicht zugesagt. Sie hatte nur gesagt, dass sie mit zum Essen kommen würde. „Na ja, wir werden sehen“, murmelte sie. Jetzt zu gehen wäre wohl ziemlich unhöflich gewesen. Sie würde auf einen Drink bleiben, ihnen alles Gute wünschen und dann gehen.
Während sie auf den Sekt warteten, drehte sich die Unterhaltung um belanglose Themen wie die Heldentaten von Pats Enkeln, die in der Grundschule waren; die neue Diät, die Olivia gerade ausprobierte – sieben Tage nur Gemüse, gefolgt von sieben Tagen, an denen es nur Proteine gab. Dann begannen die Frauen, über ihre Betriebe zu reden, und Muriel kam sich vor wie ein Fisch auf dem Trockenen. Diese Frauen waren allesamt kompetente Geschäftsfrauen. Und sie war … ahnungslos. Noch ein Grund, zu gehen.
Maria brachte den Sekt und füllte die Gläser.
Pat hob ihres und sagte: „Auf Muriel. Mögen schöne Erinnerungen dich begleiten, während neue Anfänge dich leiten.“
„Auf starke Frauen“, sagte Dot und prostete Muriel zu. „Kräftige Winde können uns biegen, doch wir brechen nicht.“
„Und auch wenn du jetzt auf dich gestellt bist, mögest du nie vergessen, dass du nicht allein bist“, sagte Olivia zum Schluss. „Auf Mäll.“
„Auf Mäll“, wiederholten die anderen.
Während sie an ihrem Sekt nippten, grübelte Muriel über die Worte nach, die die drei Frauen ihr mit auf den Weg gegeben hatten. Vielleicht sollte sie doch zum Essen bleiben. Es wäre wirklich unhöflich, einfach abzuhauen.
Cecily war überrascht, als sie den Duft von gebratenem Schinken roch, als sie aufwachte. Mom war doch wohl nicht etwa schon auf und machte Frühstück? Als sie in die Küche ging, staunte sie noch mehr: Ihre Mutter machte nicht nur Frühstück, sondern war sogar schon angezogen. Ihre roten Augen verrieten, dass sie heute Morgen heimlich ihrem Kummer freien Lauf gelassen hatte. Aber sie war auf und schien wieder zu funktionieren. Das zu sehen war ermutigend.
Cecily gab ihr einen Kuss. „Das duftet wunderbar.“
Ihre Mutter tätschelte ihr die Wange. „Du hast heute sicher tausend Sachen zu erledigen. Da kannst du ein gutes Frühstück gebrauchen, oder?“
„Du hast recht“, erwiderte Cecily und schenkte sich einen Kaffee ein.
Mom schob eine Scheibe Weißbrot in den Toaster. „Was liegt denn heute an?“, fragte sie zum ersten Mal, seit Cecily angekommen war.
„Ich muss Fotos von den ganzen Männern ausdrucken, die sich für den Traummann-Wettbewerb angemeldet haben. Die werden dann im Laden ausgehängt. Und bevor Bailey und ich heute Nachmittag skypen, sollte ich mir mal ein Motto für den Ball überlegen und mir Details dazu ausdenken.“
Mom nickte und schlug Eier in eine Pfanne.
„Ich könnte ein bisschen kreative Hilfe gebrauchen“, meinte Cecily vorsichtig.
Sie hatte Mom schon gefragt, ob sie ein paar Fragen beisteuern könnte, die sie den Traummann-Kandidaten stellen könnten. Dabei hatte sie auf die schriftstellerischen Fähigkeiten ihrer Mutter gehofft. Gleichzeitig hatte sie sie auch ein bisschen von ihrer Trauer ablenken wollen, jedoch nur eine höfliche, aber klare Absage kassiert. Sie wusste eigentlich gar nicht, warum sie überhaupt noch mal fragte.
„Vielleicht fällt mir ja etwas ein“, sagte Mom vage.
Abgesehen von der Brainstorming-Session, zu der sie mehr oder weniger gezwungen worden war, war das heute das erste Mal seit Waldos Tod, dass ihre Mutter Interesse an dem Leben zeigte, das um sie herum weiterging. Cecily wusste nicht, ob ihr Essen mit Pats Selbsthilfegruppe am Abend vorher etwas damit zu tun hatte – Mom hatte nichts erzählt, als sie nach Hause gekommen war –, aber wenn ja, dann schuldeten sie Pat lebenslang Schokoladenvorräte.
„Das wäre toll“, sagte sie. Und Samantha war bestimmt richtig glücklich, wenn sie mitbekam, dass Mom wieder am Leben teilnahm.
„Ich will nicht, dass ihr Mädchen meint, ihr müsst das allein stemmen“, sagte Mom. Sie ließ ein Spiegelei auf einen Teller gleiten, fügte eine Scheibe Toast hinzu und reichte Cecily den Teller.
„Wir alle haben eine Menge zu bewältigen“, fuhr ihre Mutter fort, „aber zusammen sind wir stark genug, um alle Hindernisse zu überwinden. Wir schaffen das.“
Wenn es darum ging, die richtigen Worte zu finden, war Mom immer noch die Meisterin. Sie konnte Sätze sagen, die einen wie eine tröstende Decke umhüllten.
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