Schokolade für dich (German Edition)
wirklich“, meinte Samantha, „aber wir müssen. Am besten treffen wir uns gegen eins im Büro. Vielleicht hat sich bis dahin der Kater, der sich in meinem Kopf breitgemacht hat, verzogen.“
Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, saß Cecily am Küchentisch, spielte mit einer Haarlocke und stellte sich Fragen über Fragen: Was war am Abend zuvor wirklich passiert? Und wieso wollte ihre Schwester ihr nichts davon erzählen?
Kurz darauf kam Mom in die Küche und schenkte sich eine Tasse Tee ein. „Ist gestern Abend alles gut gelaufen?“
„Hörte sich so an.“ Warum nur hatte sie trotzdem so ein schlechtes Gefühl?
Mom setzte sich an den Tisch und musterte Cecily. „Alles in Ordnung?“
„Ja, ich glaube schon.“ Da ihre Mutter besorgt aussah, fügteCecily hinzu: „Ich bin sicher, dass alles gut ist.“
Darauf erwiderte Mom nichts weiter. Sie stand einfach auf, gab Cecily einen Kuss auf den Scheitel und verschwand wieder in ihrem Schlafzimmer.
Cecily blieb allein in der Küche zurück. Als sie vor ein paar Wochen angeboten hatte, nach Hause zu kommen, um bei den Festivalvorbereitungen zu helfen, hatte sie die vage Vorstellung gehabt, dass sie von ihrer Familie gebraucht wurde und ihr Schicksal hier in Icicle Falls auf sie warten würde.
Bisher hatte ihr Schicksal darin bestanden, ihre Schwester zu verärgern und unwichtige Botengänge zu erledigen. Und Mom brauchte eigentlich nichts anderes als Zeit. Etwas, das Cecily ihr nicht geben konnte.
„Warum bin ich hier?“, murmelte sie.
Die Kuckucksuhr, die an der Küchenwand hing, schlug zur vollen Stunde, und der kleine Kuckuck schoss aus der Tür, als wollte er Cecily sagen, was er von ihr hielt. Noch bevor er geendet hatte, verließ sie die Küche.
Blake hatte an diesem Morgen einiges zu erledigen, aber ganz oben auf der Liste stand ein Besuch bei seiner Großmutter. Janice Lind war eine der Alteingesessenen von Icicle Falls. Als der Ort sich ein neues Image – das eines Alpendorfs – aufgebaut hatte, um nicht zu einer Geisterstadt zu werden, war sie eine junge Frau gewesen. Tom, Blakes Großvater mütterlicherseits, den alle nur den alten Schweden nannten, war jahrelang der einzige Automechaniker in der Stadt gewesen. Ihm gehörte die Tankstelle, wo Blakes Vater als Teenager gearbeitet hatte. Nachdem er Blakes Mutter geheiratet hatte, war er dann Autoverkäufer geworden. Sogar Blake hatte den einen oder anderen Sommer auf der Tankstelle gejobbt. Er war der einzige Junge in der Familie, und deshalb hatten sowohl sein Vater als auch sein Großvater große Pläne mit ihm gehabt. Gramps hatte ihn dazu auserkoren, die Tankstelle weiterzuführen, sobald er seinen Abschluss hatte. Dad hatte gewollt, dass Blake zu ihm nach Seattle kam, um mit ihm zusammen Autos zu verkaufen. Hätte er sich für eines von beidem entschieden, hätte er Samantha unter anderenUmständen besser kennenlernen können. Vielleicht wären sie dann jetzt schon ein Paar. Bei dem Gedanken runzelte er die Stirn, während er den Weg hinauf zum gemütlichen Holzhaus seiner Großmutter ging.
Offenbar hatte sie ihn kommen sehen, denn sie öffnete schon die Haustür, als er erst halb die Einfahrt hochgekommen war. Sie war eine moderne Granny. Die mehlbestäubte Schürze trug sie über ihrer langen Hose, und ihre Brille mit Tigermuster hing ihr an einer Kette um den Hals. „Was für eine nette Überraschung!“, begrüßte sie ihn.
Eine Überraschung? So wie sie ihn mit der Anmeldung für den Traummann-Wettbewerb überrascht hatte?
„Ich backe gerade Haferkekse.“
„Mhm, meine Lieblingssorte. Anscheinend hast du gewusst, dass ich komme.“
„Na ja, es sind fast deine Lieblingskekse. Ich probiere ein neues Rezept aus“, sagte sie und führte ihn in die Küche. „Für die hier benutze ich Schokolade von Sweet Dreams. Ich dachte, es kann nicht schaden, wenn ich versuche, die Juroren ein bisschen zu beeindrucken.“
Wenn es doch so einfach wäre. Er wünschte, selbst gebackene Kekse würden ausreichen, um Samantha Sterling zu beeindrucken. Nachdem er sich an den alten Tisch mit der roten Resopalplatte gesetzt hatte, schnupperte er. In Grams Küche duftete es immer köstlich, und heute Morgen roch es nach unterschiedlichen Gewürzen und dem Aroma von frischem Kaffee. Aber es duftete nicht nur gut, es sah auch so aus, als würde hier gleich eine Kochshow gedreht werden. Abgesehen vom Tisch war alles auf dem neuesten Stand der Technik, angefangen vom Kühlschrank mit der
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