Schokoladenzauber - Roman
Garten eines lange verlassenen Klosters bildete. Aber diese Karte hier wurde später gezeichnet, nachdem die erste Pestwelle das Land heimgesucht hatte, und man sieht ganz deutlich, dass das Gebiet als ›Pestfriedhof‹ bezeichnet wird.«
»Pestfriedhof? Heißt das, da waren Massengräber für die Pestopfer?«, fragte ich verblüfft. »Na ja, wahrscheinlich mussten die Toten damals rasch beerdigt werden.«
»Ganz genau. Aber das geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit, bis das Gebiet schließlich zu einem beliebten Picknickplatz wurde, den der Gemeinderat als öffentlichen Grund vom Besitzer von Badger’s Bolt pachtete.«
»Wenn man bedenkt, was dort einmal war und nun ganz vergessen ist …«
»Das kann das Gelände durchaus vor der Bautätigkeit retten – Häuser auf Massengräbern, wie alt sie auch sein mögen, werden wohl weder die Bevölkerung vor Ort noch potenzielle Käufer gutheißen.«
»Das sicher nicht!«, bestätigte ich.
Inmitten der ersten Besichtigung, als David davon schwafelte, Wände einzureißen und neue Badezimmer zu bauen, erklärte ich ihm, dass ich künftig keine Zeit mehr für die Haussuche hätte. Leider verstand er das als Ausdruck meiner Verstimmung darüber, dass er eine andere Frau zu Mann-Drakes Dinner mitgenommen hatte.
War das Lied »You’re So Vain« für ihn geschrieben worden? An ihm perlte alles ab.
»Nein, David, ehrlich , es macht mir nichts aus. Warum um alles in der Welt sollte es? Wir sind Freunde. Aber meine Wunschschokolade läuft so gut, dass ich mir in Zukunft nicht mehr viele Tage freinehmen kann, und wenn das Museum erst einmal öffnet, muss ich noch mehr arbeiten.«
Er lachte nachsichtig, und dafür hätte ich ihn schlagen können. Dann sagte er auch noch, ihm sei durchaus bewusst, dass er warten müsse, bis Jake auf die Uni gehe, ehe sich unsere Beziehung weiterentwickeln könne.
Offen gestanden, weiß ich wirklich nicht, wieso mir seine Nähe einmal angenehm war! Aber die Dinge spitzten sich erst richtig zu, als wir das zweite Haus besichtigten und er versuchte, mich zu küssen, während die Maklerin diskret unten wartete.
Ich wies ihn mit mehr Entschiedenheit als Taktgefühl zurück, und er reagierte ziemlich beleidigt … nachdem er wieder zu Atem gekommen war.
»Was sollte das gerade?«, fragte er, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Das war doch bloß ein kleiner Kuss.«
»Ein Kuss zu viel, und außerdem hast du mir vorgeworfen, ich hätte keinen Sinn für kultivierte Unternehmungen, falls du dich erinnerst«, wies ich ihn zurecht. »Schieb es also darauf. Deine coolen Freunde haben sicher nichts gegen einen kleinen Flirt.«
»Du bist eifersüchtig!« Die Erleuchtung zeichnete sich auf seinem attraktiven Gesicht ab, und dieses Missverständnis besserte seine Stimmung gewaltig. Da ich mir aus Rücksicht die Bemerkung verkniff, dass er mich zu Tode langweilte, zeigten meine Versuche, ihm seine Illusionen zu rauben, keinerlei Wirkung.
Im Anschluss fuhr David auf den Parkplatz des Green Man, als wäre zwischen uns alles bestens, was es aus seiner Sicht wohl auch war. Ich hingegen war wild entschlossen, den schnellsten Drink meines Lebens einzunehmen, besonders als mir David beim Betreten des Pubs erzählte, dass einige seiner Freunde am Wochenende kommen wollten und vielleicht schon in der Bar seien. Und das waren sie – die selbstsicheren Stimmen und das grölende Gelächter schlugen mir schon an der Tür entgegen.
Einige erkannte ich wieder, aber ich hatte vergessen, wie entsetzlich sie waren – und mich hatten sie offenbar ganz vergessen.
Mel Christopher – besagte Dame mit falbem, blondem Haar, braunen Augen und Superfigur – war ebenfalls im Pub, und binnen Sekunden war mir klar, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte und David mit ihr nach Badger’s Bolt gefahren war.
Sie schickte mir deutliche Signale, dass sie mir David jederzeit ausspannen könnte, wenn sie nur wollte, und ich versuchte ihr zu bedeuten, dass sie meinen Segen hätte. Doch offenbar konnte sie nur senden, nicht empfangen.
Sie gab mir auch zu verstehen, dass meine Nase glänzte und mein Haar völlig zerzaust war, und so ging ich auf die Damentoilette, um einen kritischen Blick auf mein Spiegelbild zu werfen. Dafür musste ich den hinteren Bereich des L-förmigen Raums durchqueren, wo sich die Ortsansässigen versammelten.
Und dort entdeckte ich Raffy, der mit den Gärtnern von Winter’s End Darts spielte, Hebe Winters Großnichte Sophy und ihrem Mann
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