Schokoladenzauber - Roman
gaben wir uns beide ein wenig mehr Mühe, wenn wir abends ausgingen.
»Ich bin gerade kurz bei Jake reingesprungen«, erklärte er ein wenig befangen, da er das für gewöhnlich nicht tat. »Deshalb bin ich so spät dran.«
»Aha …«, sagte ich. »Vermutlich hast du ihm vorgeschlagen, dass er die Kunde von Mann-Drakes Party verbreitet?«
»Nun ja … so was in der Art«, gab er zu.
»Poppy hat mir gerade von eurer Sitzung erzählt – ich will aber nicht, dass Jake Ärger bekommt.«
»Keine Sorge – ich habe ihm nicht gesagt, was er tun soll«, erwiderte Felix. »Aber Jake kennt wohl jemanden im College, der eine Million Facebook-Freunde hat und nichts für sich behalten kann. Da kann man nur hoffen, dass Jake diesem Kerl nicht aus Versehen von der Party erzählt.«
»Gut«, sagte ich nur, obwohl ich immer noch wütend war, dass Mann-Drake meinen kleinen Bruder in seinen Dunstkreis locken wollte (was er heftig bereut hätte, wenn ihm das gelungen wäre!).
»Das mit dem Pestfriedhof ist eine großartige Neuigkeit«, sagte Felix vergnügt.
»Ja, absolut. Brummbart hat es mir heute Morgen erzählt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass dort jetzt Häuser gebaut werden. Das ganze Dorf würde auf die Barrikaden gehen.«
»Dazu noch die Überschwemmungen, das macht aus den beiden Grundstücken kein besonders interessantes Bauland«, meinte Felix.
»Vielleicht bekommt das Dorf die Grundstücke doch noch zurück«, sagte Poppy hoffnungsvoll.
Mrs Snowball war an diesem Abend nicht zu sehen, daher durften wir bei Molly etwas Stärkeres als Kaffee bestellen, und es war ein schöner Abend, wie so viele zuvor … Allerdings änderte sich die Dynamik unseres kleinen Trios allmählich, und ich fühlte mich zunehmend … einsam.
Zu Hause fragte ich Jake, was er wegen Felix’ Ansinnen unternehmen wolle, doch zu meinem Verdruss lächelte er nur geheimnisvoll und erwiderte, ich solle mich da raushalten, allerdings hätte er aus Versehen auf »Allen antworten« gedrückt, als er Kat eine E-Mail wegen der Party geschickt hätte, und damit wüsste nun sein ganzer Verteiler Bescheid.
Dann wies er mich vorsichtshalber darauf hin, dass aus dem Museum komische Gesänge und ein seltsamer Geruch dringen würden, und falls ich mit dem Gedanken spielen sollte, zu Zillah zu gehen, sollte ich es lieber lassen oder außen um das Haus herumgehen.
Brummbarts Zirkel hatte sich in letzter Zeit so oft getroffen, um der Bedrohung durch Mann-Drake zu begegnen, dass ich mich daran gewöhnt hatte. Nur Jake fand die Vorstellung, dass der singende Rentnerclub pudelnackt hinter der Tür im Kreis stand, ziemlich krass.
Als am Dienstagvormittag die Vertreter von Mango Homes und Mann-Drake am Strandbad eintrafen, stand das Empfangskomitee, zu dem auch Felix, Poppy und ich gehörten, schon mit Plakaten bereit. Hebe Winter, die alles organisiert hatte, bildete mit Raffy die Speerspitze, flankiert von Reportern und einem Fotografen der Lokalzeitung.
Auf den Schildern standen Sprüche wie »Ehre unseren Toten!«, »Frieden unseren Vorfahren!« und »Sakrileg!«.
Auf meinem Plakat stand »Geldgräber!«. Ich war ziemlich stolz auf mich.
Hebe schnappte sich die Bauunternehmer gleich, als sie aus dem Auto stiegen, kündete ihnen in ihrer schrecklich klaren und tragenden Stimme vom Pestfriedhof und von den Überschwemmungen und ließ sich auch durch Mann-Drakes Versuche, sie zu unterbrechen, nicht beeindrucken.
Dann mischte sich Raffy ein und sagte, das gesamte Dorf wünsche, dass das Strandbad unberührt bliebe und die Totenruhe nicht gestört werde, und alle applaudierten.
Dass die Vertreter von Mango Homes danach nicht mehr lange blieben, kam nicht wirklich überraschend – ein Neubaugebiet auf einem Pestfriedhof ließ sich nicht gut verkaufen. Namen wie Pustel-Platz oder Beulen-Boulevard hatten auch nicht das richtige Flair, vor allem, wenn die Häuser am Flussufer auf Stelzen stehen mussten.
Mann-Drake änderte seine Taktik und versuchte, die Anwesenden zu bezirzen, doch als das nicht fruchtete, ließ auch er sich von einem schlaksigen, ausgelaugten jungen Mann davonfahren – entweder sein Assistent oder Zauberlehrling oder eine seltsame Mischung aus beidem.
Hebe fuhr mit einigen anderen Dorfbewohnern nach Merchester, um vor dem Rathaus zu demonstrieren, die Reporter auf den Fersen. Felix, Poppy und ich kehrten zurück an die Arbeit, und Raffy musste angeblich zu einem wichtigen jährlichen Kirchentreffen, denn er raste ebenfalls
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