Schokoladenzauber - Roman
erster Linie seinen eigenen Bemühungen und denen seines Zirkels zuschrieb.
Wenn man mit jemandem zusammenlebt, der Jakes Humor hat, wird man am ersten April mit dem Wissen wach, dass man auf den Arm genommen, überrascht – oder zu Tode erschreckt wird.
In diesem Jahr hatte er sich selbst übertroffen, denn als ich die Augen öffnete, saß auf meinem Kissen die größte Spinne, die ich je gesehen hatte. Noch im Halbschlaf gab ich einen markerschütternden Schrei von mir und sprang aus dem Bett.
Von dem Schrei wurde Jake nicht wach, wohl aber vonmir persönlich . »Wie konntest du so etwas tun? Ich wäre vor Schreck beinahe gestorben.«
»Sieht ziemlich echt aus, was?«, sagte er mit einem schläfrigen Grinsen.
»Absolut – aber musstest du sie unbedingt auf mein Kissen setzen? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen.«
»Ich habe sie nicht auf dein Kissen gesetzt«, sagte er und sah mich an, als wäre ich irre.
»Hast du wohl.«
»Du hattest einen Alptraum – meine ist im Bad.«
Sicherheitshalber sah ich nach, und da saß tatsächlich eine riesige Gummispinne in der Badewanne, also scheuchte ich Jake aus dem Bett und in mein Zimmer, aber natürlich war die Spinne spurlos verschwunden.
»Sag ich doch. Das hast du dir eingebildet«, bemerkte er bloß, doch genau in dem Moment stolzierte die Spinne aus meinem Bettbezug. Sie war so groß, man hätte auf ihr reiten können.
Natürlich schrie ich wieder und rannte aus dem Zimmer, und als Jake mich kurz darauf bat, das Badezimmerfenster zu öffnen, sah ich aus sicherer Entfernung zu, wie er den Eindringling nach draußen warf.
»Wie kannst du die bloß anfassen?«, fragte ich schaudernd. »Und jetzt hol auch die aus dem Bad.«
Er wollte noch Kat mit der Spinne erschrecken, und ich hoffte inständig, sie machte ihm dafür die Hölle heiß.
Ostern nahte mit Riesenschritten – und damit die Eröffnung des Museums. Für Brummbart war diese Jahreszeit immer mit großen Festlichkeiten verbunden, weil Ostern seiner Meinung nach die Feier der angelsächsischen Fruchtbarkeitsgöttin Eostre war – daher die Hasen und Eier. Diese These vertrat er auch in einer Museumsbroschüre, und natürlich besaß er zahlreiche Exponate, die eine Überschneidung christlicher und heidnischer Feste zum Thema hatten.
Nachmittags klopfte es an die Tür, als ich gerade ins Museum gehen und Brummbart helfen wollte. Vor mir stand David, ganz Reue und Scham.
»Hallo, Chloe, darf ich reinkommen?«, fragte er demütig. »Ich wollte mich entschuldigen, dass ich nicht auf deinen Rat gehört und mich auf der Party derart zum Narren gemacht habe.«
Er sah so elend aus, dass ich ihn hereinlassen musste, obwohl ich nach all den Medienberichten Mühe hatte, eine ernste Miene zu wahren.
»Die Flucht von dir und Mel hat es in die Tageszeitungen, das lokale Wochenblatt und ins Fernsehen geschafft. Offenbar war in dieser Nacht sonst nichts los«, bedauerte ich ihn.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie entsetzlich peinlich das war – und immer noch ist, Chloe! Ich weiß nicht, wie … Ich will nichts entschuldigen , aber ich bin mir sicher , dass in dem letzten Drink, bevor wir in die Scheune gegangen sind, irgendetwas drin war. Dann hat Mann-Drake eine große Schale herumgereicht, aus der wir alle trinken mussten. Und eine von diesen fernöstlichen Pfeifen haben wir auch geraucht.«
»Eine Wasserpfeife?«, kam ich ihm zu Hilfe.
»Meine Erinnerung an das, war danach passiert ist, ist ein wenig verschwommen, aber als die Eindringlinge kamen, war alles schon ein wenig …« Er ließ den Satz unbeendet und wurde rot.
»Enthemmt?«, schlug ich vor.
»Nun, ja, das könnte man sagen«, gab er zu. »Aber als ich wieder an der Luft war und einen klaren Kopf hatte, bin ich mir so dumm vorgekommen. Mel hat mich überredet, die Robe anzuziehen«, ergänzte er nachtragend, »und als wir endlich wieder ins Cottage gehen konnten, war meine Brieftasche verschwunden, all unsere Kleider lagen auf einem Haufen und … waren in einen untragbaren Zustand versetzt.«
»Du meinst, da hat jemand drauf gepinkelt ?«, fragte ich ungläubig, denn das war mir noch nicht zu Ohren gekommen.
»Wir müssen ja nicht ins Detail gehen«, sagte er rasch. »Die Autoschlüssel waren immerhin noch da, und so haben wir es wenigstens nach Hause geschafft. Zum Glück erkennt man vor allem Mel auf den Bildern. Es haben wohl alle die Linse auf sie gerichtet.«
»Ja, das kann man wohl sagen.«
»Mich haben nur wenige erkannt
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