Schokoladenzauber - Roman
die Ergebnisse des zweiten Vaterschaftstests: Carr Blackstock ist mein biologischer Vater.«
Ich hatte vergessen, dass Raffy von alledem nichts wusste, aber Poppy klärte ihn rasch auf.
»Felix und ich waren der Meinung, dass sie sich ähnlich sehen. Wir wollten es nur nicht sagen, weil Chloe so gehofft hatte, es wäre Chas.«
»So etwas hat deine Mutter getan?«, fragte Raffy an mich gewandt. »Zwei Männer erpresst, damit sie ihr Unterhalt zahlen?«
»Ja. Irgendwie ist es eine Erleichterung zu wissen, dass es wirklich einer von den beiden ist; sie hätte ja auch in dem Punkt lügen können, und dann hätte ich womöglich niemals herausgefunden, wer mein Vater ist.«
»Ich kenne eine von Carr Blackstocks Töchtern«, sagte Raffy. »Ihr Mann ist im Musikbusiness.« Er sah mich prüfend an. »Jetzt, wo du es sagst, erkenne ich tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit – du hast die gleiche Augenfarbe wie sie –, obwohl die Blackstock-Mädchen alle groß sind – das kommt von der mütterlichen Seite.«
»Sie stammt aus einer berühmten Schauspielerfamilie, oder?«, sagte ich. »Ich habe ein wenig recherchiert, auch wenn ich nicht vorhabe, ihn jetzt offiziell zu meinem Vater zu erklären. Ich musste es nur wissen.«
»Selbstverständlich«, bestärkte mich Raffy. »Das ist doch vollkommen normal.«
»Chas – also Chas Wilde, den ich bisher für meinen Vater gehalten habe – sagt, Carr Blackstock sei bereit, sich mit mir zu treffen. Aber will ich das? Er fürchtet scheinbar immer noch, ich würde heimlich ein Mikrofon tragen und das Gespräch an eine Zeitung verkaufen!«
»So berühmt ist er doch gar nicht, oder doch?«, fragte Felix. »Mir war er vorher kein Begriff.«
»Ich finde, du solltest dich mit ihm treffen, wenigstens ein einziges Mal«, sagte Poppy.
»Poppy hat vermutlich recht, und – na ja, soll ich das Treffen für dich organisieren?«, schlug Raffy vor. »Ich könnte als Vermittler agieren und währenddessen bei dir bleiben, wenn du willst. Vielleicht beruhigt ihn ja die Anwesenheit eines Geistlichen.«
»Das ist keine schlechte Idee«, sagte Felix.
»Oh, das würdest du tun?«, fragte ich dankbar. »Er hat Chas seine E-Mail-Adresse gegeben. Eine andere Kontaktmöglichkeit habe ich nicht.«
»Wenn du sie mir gibst, werde ich ihn diskret ansprechen. Meine Wohnung in Notting Hill ist noch nicht verkauft, das wäre ein geeignetes neutrales Terrain für diese Begegnung. Ich habe ein paar Möbel dagelassen, die meiner Meinung nach nicht zum Pfarrhaus passen. Ich könnte dich hinfahren, du könntest sogar dort übernachten, und wir würden am nächsten Morgen zurückkommen. Ich bleibe bei einem Freund in der Nähe.«
»Aber du hast im Moment so furchtbar viel zu tun«, wandte ich ein.
»Wenn es Anfang nächster Woche klappen würde, wäre es kein Problem. Wir könnten nach der Morgenandacht aufbrechen, und Mike könnte die Abendandacht bestreiten, falls er Zeit hat, sonst kommen die Gläubigen einfach nur zum Gebet. Am nächsten Tag wären wir wieder hier. Aber wenn es nicht Anfang kommender Woche geht, muss es wohl nach Ostern sein.«
»Danke, das würde es mir sehr viel leichter machen«, sagte ich, denn ich wollte den Mann kennenlernen, der mich gewissermaßen nebenher gezeugt hatte, schon aus reiner Neugierde, selbst wenn ich wahnsinnige Angst davor hatte.
Raffy brachte mich nach Hause und kam noch kurz mit rein, um sich Carr Blackstocks E-Mail-Adresse zu notieren. Ich schenkte ihm ein Glas Schoko-Ingwer-Aufstrich. Meine Vorräte reichten, weil ich vergessen hatte, dass Jake wegfahren wollte, und der Aufstrich ist nicht lange haltbar.
Ich hoffte nur, dass Maria Minchin deswegen nicht mit einem Steakmesser auf mich losging, aber Mordlust war wohl nicht erblich, und außerdem war Salfords Verbrechen ein crime passionnel und kein Streit über ein Glas Brotaufstrich.
Raffy kam schon am nächsten Tag wieder – er hatte Brummbart besucht, und Zillah ließ ihn durch die Zwischentür ins Cottage.
»Herrenbesuch!«, rief sie wie beim letzten Mal.
»Hi«, sagte ich vom Schreibtisch aus. Ich beendete gerade die Abschrift von Brummbarts neuestem Kapitel. Wenn er der Geschichte nicht wieder eine neue Wendung gab, sollte das morgige das letzte sein.
Ich tippte den letzten Satz, drückte auf »Speichern«, dann wandte ich mich um. »Fertig! Komm mit ins Wohnzimmer. Tee? Kaffee? Heiße Schokolade?«
»Ich wollte dich aber nicht stören.«
»Ich muss gleich die Bestellungen verpacken, aber vorher
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