Schokoladenzauber - Roman
Jugendstil-Kacheln umgeben war, und in einer Ecke führte eine Wendeltreppe nach oben, verborgen hinter einer Tür, die ich erst für einen Schrank gehalten hatte.
Die Küche war zu einem späteren Zeitpunkt an die Rückseite des Hauses angebaut worden, wie auch das eher zweckdienliche weiße Badezimmer darüber – obwohl ich dankbar war, dass es überhaupt eins gab und nicht bloß eine Außentoilette! Brummbart hatte erwähnt, die Frintons hätten das Cottage vor langer Zeit einmal vermietet, und da hatten sie das Haus vermutlich ein wenig renoviert.
Im Obergeschoss, neben dem Badezimmer, lagen die beiden Schlafzimmer und eine kleine Trockenkammer samt Wassertank und altem Tauchheizkörper – ein Haus mit allem Komfort! Und obwohl die Luft im Cottage abgestanden roch, wirkte es nicht feucht. Die dicken Steinwände hielten im Winter sicher die Wärme im Haus und sorgten dafür, dass es im Sommer schön kühl blieb.
Zu guter Letzt ging ich durch die Küche in den Garten, der von einer hohen Mauer aus Ziegelsteinen umgeben und von glitschig ungepflegten Wegen in passendem Fischgrätmuster durchzogen war. An der Mauer lagen große, halbmondförmige Beete, und in der Mitte befand sich ein rundes Beet mit einem Baum – einer Pflaume wahrscheinlich. Sie sah halb tot aus, aber Pflaumenbäume täuschen einen gerne.
Es war alles sehr verwildert, und um diese Jahreszeit ließ sich schwer sagen, was dort wuchs. Ich freute mich jedenfalls schon darauf, dass im Frühling was auch immer aus der Erde kommen würde, ich den Garten durchforsten und neu bepflanzen konnte. Für all meine Töpfe und mein kleines Gewächshaus war genug Platz – sogar für ein weit größeres, sobald ich es mir leisten konnte.
Ich war vollkommen begeistert – mein Geheimer Garten – und beschloss in diesem Moment, dass ich das hintere Schlafzimmer mit Blick auf den Garten haben und Jake das vordere Zimmer überlassen wollte, auch wenn es etwas größer war.
Als ich schließlich auf die Uhr schaute, war es fast Mittag. Ich war schon seit Stunden dort, dabei kam es mir wie Minuten vor! Eilig brach ich auf, ging auf demselben Weg zurück, auf dem ich gekommen war, und schloss sämtliche Türen, der Reihe nach, hinter mir ab.
Als ich auf die Straße trat, war niemand zu sehen, obwohl zur rechten Seite das Ladenschild von Marked Pages schaukelte. Der Buchladen bildete den Auftakt der High Street von Sticklepond. Die Zahl der Läden nahm stetig zu: Neben dem Spar, dem Green Man und einer alteingesessenen Sattlerei waren ein Café mit Galerie für Kunsthandwerk (der Hexen-Laden), ein Delikatessengeschäft sowie einige Geschenkeshops entstanden. Ein weiterer Teesalon wurde gerade renoviert.
Der Shakespeare-Fund hatte dem Dorf neues Leben eingehaucht, und Brummbart konnte sich glücklich schätzen, dass er die Alte Schmiede bekommen hatte, vor allem zu einem offenbar sehr vorteilhaften Preis. Wie mochte ihm das gelungen sein?
Von Felix oder Poppy war nichts zu sehen, doch als ich die Straße in Richtung Pub überquerte, winkten sie mir vom Erkerfenster des kleinen Nebenraums zu. Hinter den dicken Bullaugenfenstern hätte ich sie kaum erkannt, von außen wirkten sie wie abenteuerliche Meereskreaturen, die tief in grünen Wassern lauerten.
Wie üblich versuchte ich, beim Hereingehen nicht auf das sauber geschrubbte Viereck zu treten, denn das brachte sicher Unglück. Mrs Snowball saß mittlerweile hinter der winzigen Rezeption unter der Treppe (der Falling Star vermietete auch Zimmer, meist an Geschäftsreisende), strickte ein gewaltiges Etwas in Rosa und flauschigem Weiß und schaute auf einen tragbaren Fernseher. Sie sah zu mir auf, beschrieb mit einer Nadel eine verstörend Pentagramm-ähnliche Form in der Luft und zeigte mir ihr lückenhaftes Grinsen.
O Gott, sie etwa auch? So etwas hatte sie doch früher nie getan!
Leicht erschüttert ging ich in den Nebenraum. Felix stand schon an der Bar und bestellte mir ein Damengetränk, ein kleines Radler (ich musste schließlich noch fahren). Er drehte sich zu mir und umarmte mich – ein großer, schlaksiger Kerl mit sanften, hellbraunen Augen, schlaffem Haar und Höckernase. Er hatte ein auf seine Weise nettes Gesicht, aber attraktiv war es wirklich nicht.
»Hi, Chloe – gut siehst du aus«, sagte er herzlich, obwohl meine Jeans voller Spinnweben und Spuren von Grünschleim waren. Vermutlich hatte er Poppy mit den gleichen Worten begrüßt. Er war einfach viel zu nett. Deshalb dachte ich auch
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