Schokoladenzauber - Roman
dafür hatte ich keine Zeit. Die Sonnenenergie musste reichen, um meine Batterien wieder aufzuladen.
Aufgrund einiger wundersamer Wandlungen (so zumindest nannte es Brummbart) wollten sich die Käufer unseres Heims noch zwei Wochen mit dem Einzug gedulden. So konnten wir die Alte Schmiede gründlich reinigen und von innen wie außen anstreichen lassen. Warum sich ein reizendes Paar mittleren Alters, Antiquitätenhändler aus den Staaten, in unseren schäbigen Klotz viktorianischer Neogotik, noch dazu neben einem Friedhof, verliebt hatte, war mir ein Rätsel. Aber ich wollte keine schlafenden Hunde wecken und fragte nicht nach dem Grund.
Felix hatte uns die Maler und Dekorateure empfohlen, die er seinerzeit angeheuert hatte, als er seinen Buchladen von Merchester nach Sticklepond verlegt hatte, und er vermittelte uns eine örtliche Reinigungsfirma namens Dolly Mops – wahre Putzteufel. Brummbart hatte wohl bei Rekordtempo einen unwiderstehlichen Bonus versprochen, denn als ich nur wenige Tage nach meinem ersten Besuch mit Poppy zum Ausmessen der Fenster zurückkehrte, waren die Arbeiten bereits in vollem Gange.
Brummbart suchte die Schmiede nicht wieder auf. Er bestellte alles von ferne, wählte Wandfarben aus dem düsteren Spektrum der Palette und beschied, dass die originale William-Morris-Tapete erhalten bleiben müsse. Zillah hatte freie Hand bei der Gestaltung von Küche, ihrem Wohnraum und Schlafzimmer, das künftig von einer Tapete mit einem erstaunlichen Muster aus riesigen roten Päonien vor einem blauen Spalier beherrscht würde.
Zu seinem Glück war Brummbarts neues Heim im Stil unseres alten erbaut, und so würden sich die meisten seiner Möbel und Vorhänge dort perfekt einfügen. Selbst die ungeheure Menge an Bücherregalen passte in den Raum, der sein neues Studierzimmer werden sollte.
Das Noch-Zuhause von Jake und mir war ein Anbau aus späteren Zeiten, eingerichtet mit einer Mischung aus billigem modernem Zeug – der Geschmack meiner Mutter – und Sachen, die ich in Trödelläden aufgetrieben hatte. Nur wenig davon würde in unser neues Heim passen, und außerdem war das Cottage so hübsch und klein, dass es mich zu Chintz und Altrosa zog.
Natürlich wollte Jake sein neues Schlafzimmer genau wie sein derzeitiges ganz in Schwarz streichen und rastete teenagergemäß aus, als ich ihm erklärte, dass das ganze Haus cremefarben mit einem Hauch Altrosa oder Flieder, oder welche Farbe den Kacheln am Kamin auch immer nahekam, gehalten würde. Doch im Interesse geschwisterlicher Harmonie einigten wir uns: Er durfte eine Wand dunkelviolett streichen, neue schwarz-violette Vorhänge aufhängen und würde eine dazu passende Tagesdecke bekommen – alles sehr retro. Ich fand es abscheulich, aber es würde sich leicht beseitigen lassen, wenn Jake diese Phase hinter sich hatte … sollte das jemals der Fall sein.
Brummbart hatte sich entschieden, seine Möbel von einer Umzugsfirma ein- und wieder auspacken zu lassen, aber Jake und ich wollten unseren Umzug selbst in die Hand nehmen: Jake, weil er in dem Alter war, in dem man verschlossen ist und nicht will, dass die geliebten Schätze von fremden (oder selbst schwesterlichen) Augen fehlinterpretiert werden, und ich, weil ich kaum etwas besaß … abgesehen von den Gerätschaften für die Schokoladenproduktion, den Schokoladenbeständen sowie einer Million Engelsfiguren und Dutzenden von Geranien. Und um die musste ich mich so oder so selbst kümmern, denn die Umzugsfirma weigerte sich, das Mini-Gewächshaus und die vielen Töpfe und Kübel in meinen neuen Garten zu transportieren.
»Poppy und ich haben gestern in einem Wohltätigkeitsladen in Ormskirk rosa gemusterte Laura-Ashley-Vorhänge für das Cottage gefunden«, berichtete ich Brummbart, als ich das neueste Kapitel von Teufelsbrut und einen mehrseitigen Brief voller kaum verhohlener, aber mysteriöser Drohungen abholte. Er war an einen Buchrezensenten adressiert, der es gewagt hatte, einige weniger höfliche Worte über Brummbarts letzten Roman, Der lüsterne Luzifer , zu äußern. »Und einen hinreißenden Beistelltisch – im Grunde ein Messingtablett auf knorrigen hölzernen Stativbeinen.«
Brummbart hatte mir großzügigerweise einen Scheck gegeben, damit ich mein neues Heim ausstatten konnte, und ich versuchte, den Betrag so weit wie möglich zu strecken. Es machte sowieso viel mehr Spaß (und ökologisch sinnvoller war es auch), in Trödel- und Wohltätigkeitsläden herumzustöbern, auch
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