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Schokoladenzauber - Roman

Schokoladenzauber - Roman

Titel: Schokoladenzauber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trisha Ashley
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wenn ich nur wenig Zeit hatte. Glücklicherweise war es bei Stirrups um diese Jahreszeit ruhig, so konnte mir Poppy hin und wieder helfen.
    Ich hatte nicht erwartet, dass mir Brummbart zuhören würde, umso erstaunter war ich, als er mit seinen Kritzeleien aufhörte, zu mir aufsah und sagte: »Ich meine mich zu erinnern, dass auf dem Dachboden noch das eine oder andere Möbelstück steht. Vielleicht ist da etwas für dich dabei. Irgendjemand sollte ohnehin entscheiden, was wir davon mitnehmen oder den Meerlings überlassen wollen.«
    »Marlings«, korrigierte ich ihn. »Okay, ich kümmere mich darum, Brummbart. Und wo du schon davon sprichst – ich habe Mums Sachen ebenfalls nach oben gebracht, die sollte ich bei der Gelegenheit auch gleich durchsehen, oder? Ihre Kleider wird sie wohl kaum haben wollen, wenn sie zurückkommt, die sind ja jetzt alle aus der Mode, aber ihre persönlichen Dinge sollte ich wahrscheinlich aufbewahren.«
    Der Tag, an dem ich ihre Sachen auf den Dachboden gebracht hatte, war kein glücklicher gewesen. Aus irgendeinem Grund war Jake damals fest davon überzeugt, Mum würde am ersten Jahrestag ihres wundersamen Verschwindens wieder erscheinen, und als das nicht geschah, war er entsprechend außer sich – so außer sich, wie es nur wütende Dreizehnjährige sein können, was sich darin äußerte, dass er sein Fahrrad mit einem Schraubenschlüssel demolierte und dann stundenlang verschwand. Während er weg war, hatte ich all ihre Besitztümer in alte Koffer und Kartons gestopft und jegliche Spur ihrer Anwesenheit aus unserer Wohnung getilgt.
    »Beschrifte doch alles, was Lou möglicherweise noch haben will, dann kann es auf den Dachboden in unserem neuen Haus«, schlug Brummbart vor.
    »Okay, viel dürfte es nicht sein.« Ich machte eine Pause. »Glaubst du, sie kommt irgendwann tatsächlich zurück? Es ist lange her.«
    »Das wirst du Zillah fragen müssen, aber mir wäre bedeutend lieber, sie bliebe fort. Ohne sie ist es wesentlich einfacher, und Zillah hat mir versichert, dass sie am Leben und bei guter Gesundheit ist.« Brummbart streckte mir das Papier, das er zuvor mit seiner schwarzen, unleserlichen Schrift überzogen hatte, entgegen und fügte hinzu: »Die alte Zauberformel der Maya, die ich dir gegeben habe, war, wie du dich vermutlich erinnerst, unvollständig. Ich glaube, es ist mir mithilfe meines Freundes in Cordoba gelungen, ein wenig mehr zu übersetzen. Er hat mir heute Morgen einige mögliche Formulierungen geschickt. Gewiss möchtest du den Spruch nun ein Stück weit ergänzen, wenn du deine Schokolade machst.«
    »Da die Maya keine Schrift hatten, ist es mir ohnehin ein Rätsel, wie eine alte Zauberformel für Schokolade überliefert werden konnte, Brummbart!«
    »Es gibt so etwas wie mündliche Überlieferung, Chloe, und keinen Grund, warum einer der frühen Konquistadoren so etwas nicht hätte aufschreiben und nach Spanien bringen sollen.«
    »Ja, aber …«
    »Hab Vertrauen. Die erste Fassung hat doch gewirkt. Dein Geschäft floriert.«
    »Die Umsätze sind gestiegen«, gab ich zu, obwohl ich nach wie vor davon überzeugt war, dass das an der hervorragenden Qualität meiner Schokolade samt dem Reiz des Neuen lag und nicht an einer vermutlich gefälschten Zauberformel, die ich über dem Temperiertopf aufsagte.
    Doch da es Brummbart nun gelungen war, den gesamten Spruch zu entziffern, sollte ich wohl schon aus reiner Neugierde eine Blindverkostung machen, mit Felix und Poppy als Versuchskaninchen. Vielleicht hatte die Formel ja doch Einfluss auf den Geschmack.
    Zwischen eingerollten, von Motten zerfressenen Teppichen und kaputten Möbeln fand ich auf dem Dachboden auch einige Schätze – einen weißen Lloyd-Loom-Sessel mit einer passenden kleinen Ottomane, die sich hervorragend in meinem neuen Schlafzimmer machen würden. Ich beschriftete beides für die Umzugsfirma und stellte es an die Seite zu einem kleinen Spiegel, dessen Rahmen einst ein viktorianisches Fräulein mit Muscheln verziert hatte. Einige der Muscheln waren beschädigt oder fehlten, aber sie ließen sich leicht ersetzen, denn ich besaß eine alte Bonbonniere voller Meeresschätze, die ich vor Jahren mit Jake gesammelt hatte.
    Ansonsten wartete dort nur der traurige Haufen mit Mums Sachen: wenige Dokumente und kein einziges Buch (wie Zillah las auch Mum nur Zeitschriften). Als sich abgezeichnet hatte, dass Mum in absehbarer Zeit nicht zurückkommen würde, hatte Brummbart ihre Kontoauszüge und

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