Schokoladenzauber - Roman
dem Rücksitz laut darüber beklagte.
Als ich Jake später auf dem Handy anrief, um zu hören, wie es lief, schraubten er und Felix angeblich gerade die Betten zusammen (das hieß, ich musste sie vor dem Schlafengehen auf ihre Stabilität hin überprüfen) und legten die Matratzen auf, während Zillah schon den Herd in ihrer neuen Küche in Gang gesetzt hätte und Tee und Kekse reichen würde.
»Außerdem hat sie Butter auf Tabithas Pfoten gestrichen, bevor sie die Katze aus dem Haus gelassen hat.«
»Ich glaube, das macht man, damit die Katzen zu einem neuen Heim zurückfinden, Gott weiß, wieso«, erklärte ich. »Sagst du mir Bescheid, wenn das Festnetz funktioniert? Hoffentlich bekommen wir bald den Breitbandanschluss, ich will mein Geschäft nicht von der Bibliothek oder einem Internetcafé aus betreiben.«
»Mach ich, aber Felix hat auch Breitband, du kannst sicher seinen Computer benutzen … Ach, da kommen meine Sachen, ich muss Schluss machen«, sagte Jake und legte auf. Wahrscheinlich wäre er die nächsten Stunden ausschließlich damit beschäftigt, sein Schlafzimmer einzurichten, aber zum Glück war Felix da. Er würde dafür sorgen, dass alle Kartons in die entsprechenden Zimmer gestellt wurden.
In unserem alten Zuhause hatte Brummbart bis zuletzt in seinem immer leerer werdenden Arbeitszimmer gesessen und geschrieben, so dass sein großer, neogotischer Stuhl und der passende Schreibtisch als Letztes in den Umzugswagen kamen – und auch als Erstes wieder entladen würden. Brummbarts Wahnsinn hatte eindeutig Methode.
Zu guter Letzt fuhr ich ihn im Saab nach Sticklepond. Brummbart hatte sich der Kälte wegen in einen nachtblauen Samtmantel gehüllt und einen bestickten Fes auf sein langes, silbergraues Haar gestülpt. Ich setzte meinen Großvater vor der Tür ab, wendete und fuhr gleich wieder zurück, um einen letzten Blick in unser altes Heim zu werfen und mich davon zu verabschieden. Das schien mir vor dem Neuanfang nötig.
Meine Schritte hallten, die Zimmer wirkten seltsam verlassen, besonders die Küche, ohne Zillahs bunte Kissen, Überwürfe und Vorhänge. Ich wanderte durchs Haus und rief mir vor allem glückliche Erinnerungen ins Gedächtnis, Oma und unsere seltsamen Weihnachtsfeiern mit ihrer Kombination aus heidnischen und christlichen Traditionen, das Gesicht meines Bruders, wenn er dann seine Geschenke auspackte (das Weihnachtsgeschenk von Mum hatte immer ich gekauft, weil sie keine Ahnung hatte, was sich Jake wirklich wünschte), und der Abend, an dem Poppy und ich die Engelin gesehen hatten …
Die Erinnerungen an schlechte Zeiten wollte ich nicht in meine Gedanken dringen lassen, die Momente von Schmerz und Verzweiflung, aber es tat immer noch weh. Allerhöchste Zeit, nach vorne zu schauen, und vielleicht würde es mir ja gelingen, die Vergangenheit wie eine alte Haut abzustreifen und in eine passendere Zukunft zu schlüpfen.
Eigentlich brauchten wir alle einen Neuanfang an einem neuen Ort – die Engelkarten hatten es mir noch diesen Morgen gesagt. Zillah hatte sich bei den Tarotkarten ganz bestimmt geirrt, die einzigen Besucher aus meiner Vergangenheit, die mich heimsuchen sollten, waren die Geister, die ich gerade gebannt hatte.
In der Küche stellte ich einen großen Tulpentopf auf die Fensterbank, als Willkommensgruß an die neuen Eigentümer unseres Heims. Dann brachte ich die Schlüssel bei Conrad vorbei und fuhr los nach Sticklepond.
Jake war, wie erwartet, immer noch oben in seinem neuen Zimmer, aber Felix hatte den Kamin im Wohnzimmer angemacht und räumte meine Küchenutensilien in die falschen Schubladen und Schränke – im Prinzip war der Gedanke gut, außerdem war Felix so schlau gewesen, Kühlschrank und Tiefkühltruhe anzuschließen.
»Ich dachte, ich fang schon mal an«, erklärte er, »aber ich muss gleich los. Jemand sucht eine vollständige ledergebundene Dickens-Ausgabe, und ich hoffe, bei der Gelegenheit auch ein paar Thackerays loszuwerden. Soll ich dir vorher noch bei irgendetwas helfen?«
»Nein, du hast schon wahre Wunder vollbracht, Felix, ich danke dir sehr. Und euer Schild ist wundervoll!«, sagte ich herzlich und umarmte ihn. »Ich mache jetzt die Betten, alles andere kann bis morgen warten.«
Als er fort war, entdeckte ich ein neues, kleines Bücherregal mit schräger Oberfläche, das perfekt unter die steile Treppe passte. Darauf lag eine Karte. Das Regal stammte von Felix und war für meine Georgette-Heyer-Sammlung gedacht. Er war so lieb! Er
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