Schokoladenzauber - Roman
würde einen wunderbaren Ehemann abgeben, idealerweise für Poppy. Für mich sicher nicht, und jede andere Frau hätte bestimmt ein Problem mit unserer engen Freundschaft: Somit kam ohnehin nur Poppy infrage.
Die Umzugsfirma arbeitete nun gewissermaßen im Rückwärtsgang, alles wurde entladen und ausgepackt, aber die Aufgabe war so gewaltig, dass die Männer am nächsten Morgen wiederkommen mussten.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alle ein Nachtlager hatten, schlug ich vor, im Falling Star zu Abend zu essen. Wir waren alle müde, mit Ausnahme von Brummbart. Selbst Jake sah erschöpft aus, obwohl er lediglich Zillah hergefahren und den restlichen Tag damit verbracht hatte, sein Zimmer einzurichten und all seine Poster – sämtlich in den heiteren Farben Blutrot, Beerdigungsviolett und Totenschwarz und mit vielen Schädeln, Drachen und Schwertern darauf – an die frisch gestrichenen Wände zu hängen.
Als wir in den kleinen Nebenraum einmarschierten, der wie üblich leer war – die Ortsansässigen waren lieber in der Bar bei Musik, Dartbrett und Spielautomat –, spähten alle durch die Durchreiche, als wäre der Zirkus in die Stadt gekommen.
Ich zog normalerweise nicht so viel Aufmerksamkeit auf mich, aber im Verein boten wir vermutlich einen erstaunlichen Anblick: ein Beinahe-Gothic, von Kopf bis Fuß in Schwarz, dem nur die Sense fehlte, um als Gevatter Tod durchzugehen, ein ältlicher Merlin in abgewetzter Samtjacke und mit besticktem, quastenbehangenem Fes, eine kleine, rundliche Roma-Frau, in mehrere sich beißende Farbschichten gehüllt und mit einem turbanartigen Kopfputz in grellem Pink. Aber das Dorf würde sich an uns gewöhnen, nach einer Weile krähte bestimmt kein Hahn mehr nach meiner Familie.
Molly, die junge Barfrau mit den grellrosa Haaren, war die Ausnahme; sie zeigte bei unserem Erscheinen keinerlei Anzeichen von Erstaunen oder Interesse, sie checkte nur Jake kurz ab. Von Mrs Snowball, die immer morgens im Pub war, war nichts zu sehen, und das war bestimmt besser so.
Brummbart, der nur selten ein Lokal betrat, huldigte den Scampi im Korb samt Sauce Tartare im Plastiktütchen – im Gegensatz zu Zillah, die angesichts der bescheidenen Preise entsetzt war und meinte, so ein Essen könne sie für einen Bruchteil der Kosten selber machen, und besser sei es allemal. Aber sie sprach ohne ihr übliches Feuer, auch sie war müde. Ich vergaß immer, dass sie fast so alt wie Brummbart war, da ihr Gesicht schon immer wie ein gefaltetes braunes Tischtuch gewirkt hatte.
Anschließend gingen wir zurück in die Alte Schmiede, nahmen einen Weihetrank zu uns, wie Brummbart es nannte – einen guten Single Malt zu Ehren unseres neuen Heims –, und legten uns ins Bett. Es war ein sehr langer Tag gewesen.
Kapitel neun
Das Terrain wird markiert
B rummbart, der nur wenig Schlaf brauchte, hatte schon ein neues Teufelsbrut -Kapitel produziert und war bereits im Museum, als Jake endlich Richtung College loszockelte (in Brummbarts Saab und mit zahlreichen Ermahnungen meinerseits, vorsichtig zu sein und nicht zu schnell zu fahren).
Zwar war es mir gelungen, den Toaster und die Pop-Tarts ausfindig zu machen, Jakes aktuelles Lieblingsfrühstück, doch der Verbleib von Haferflocken und Honig ließ sich nicht klären. Mein Verpackungs-und-Beschriftungs-System war wohl ein wenig willkürlich geworden, ich fand die ungewöhnlichsten Kombinationen, hoffte aber inständig, dass der Honig fest verschraubt und, wo auch immer, nicht auf dem Kopf stand.
Leise schlüpfte ich durch die Verbindungstür von Cottage und Museum. Brummbart hatte mir den Rücken zugewandt und sagte: »Die Umzugshelfer sind schon wieder da und packen den Rest aus, Chloe.«
Es machte mich wahnsinnig, dass er immer wusste, wer hinter ihm stand – aber auch, dass er sich so in seine Arbeit vertiefen konnte, dass selbst eine Horde Elefanten nicht in sein Bewusstsein gedrungen wäre.
»Oh, das ist gut, Brummbart, und da das Auspacken offenbar viel schneller als das Einpacken geht, wird ja bald alles fertig sein, und du hast wieder deinen normalen Alltag.«
Sofern man bei Brummbart von normal sprechen konnte.
»Zillah dirigiert die Männer.«
Wahrscheinlicher war, dass Zillah mit Tabitha in der Küche saß, sich eine Zigarette drehte, Tee trank und die Karten legte. Daher bot ich an: »Soll ich helfen? Ich weiß auch, wo alles hingehört.«
»Danke, aber das scheint mir nicht nötig zu sein, die Männer wissen offenbar, was zu tun
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