Schokoladenzauber - Roman
könnte ihr ein Übel entweichen.
Brummbart sah ziemlich bleich aus. »Wie ich dachte!«
»Was ist es denn, Brummbart? Etwas Unangenehmes?«
»Eine Warnung – unwillkommen, wenn auch nicht ganz unerwartet. Mann-Drake ist offensichtlich im Dorf eingetroffen, denn Zillah hat das Paket heute früh vor der Tür gefunden, an mich adressiert.« Er sah mit ernster Miene zu mir auf. »Bis ich Schritte unternommen habe, um uns alle zu schützen, solltest du ihm aus dem Weg gehen, wenn er versucht, sich dir vorzustellen. Auf keinen Fall darfst du ihn über unsere Schwelle bitten – und warne auch Jake. Ich werde mit Zillah sprechen.«
»Er wird sich mir vielleicht nicht namentlich zu erkennen geben«, warf ich ein. Mir war, als wäre ich in einen von Brummbarts Romanen geraten. War mein Großvater noch in der Lage, Realität und Fiktion zu unterscheiden? »Wie sieht Mann-Drake denn ohne Maskerade aus?«
»Vollkommen normal und harmlos, doch seine Stimme ist betörend. Auf neueren Bildern aus dem Internet sieht er kaum anders aus, als ich ihn in Erinnerung habe, obwohl er sich diese lächerliche Gewandung angetan hat, wie ein Varietékünstler.«
»Jake hat mir das Bild gezeigt – mit dem unheimlichen Licht von unten und dieser Kapuze, die sein Gesicht verschattet!«, stimmte ich zu. Erstaunlich, dass Brummbart nicht bewusst war, wie exzentrisch er sich kleidete! Obwohl er natürlich nie grotesk aussah, nur ungewöhnlich.
Er wies auf die Schachtel. »Er hätte den machtvollen Kreuzungspunkt der Ley-Linien in der Alten Schmiede für dunkle Zwecke genutzt, und das hier zeigt mir, wie tief seine Feindseligkeit mir gegenüber sitzt. Wie enttäuschend, dass er die schwere Blinddarmentzündung überlebt hat …«
»Brummbart!« Ich sah ihn entsetzt an. »Du hattest mit seiner Krankheit doch nichts zu tun, oder?« Dann ging mir auf, was ich gerade gesagt hatte. »Nein, natürlich nicht. Was rede ich denn da!«
»Verwünschungen können oft zum gegenteiligen Ergebnis führen oder sich gegen einen selbst richten, obwohl ich nicht glaube, dass das Ergebnis derart unheilvoll sein kann, wenn das Herz rein und der Zweck selbstlos ist«, erwiderte mein Großvater zweideutig. »Es ist eine Grauzone.«
»Sicher …«, sagte ich. Nicht dass ich ihm zustimmte, es war nur vollkommen sinnlos, sich mit Brummbart auf eine Diskussion über so ein Thema einzulassen.
»Wir müssen uns schützen, während ich meine Strategie bedenke, meine liebe Chloe. Florrie Snowball kann mir dabei helfen, denn glücklicherweise besitzt sie genau die Befähigung, die wir nun brauchen.«
»Mrs Snowball aus dem Falling Star?«
Er nickte. Offensichtlich war mein Verdacht begründet, dass sie zu seinem Zirkel gehörte, wie auch die Frinton-Schwestern. Gab es in Sticklepond womöglich noch weitere Mitglieder, von denen ich nichts ahnte?
»Weißt du, wie der Falling Star zu seinem Namen gekommen ist, Chloe?«
»Natürlich. Der große Stein, der im Hof liegt, ist angeblich ein Meteorit, jedenfalls ist darauf eine Messingtafel angebracht, die davor warnt, den Stein zu bewegen, weil das Unglück bringen würde. Aber der Meteorit kann kaum an der Stelle niedergegangen sein, sonst müsste der Pub in einem gewaltigen Krater stehen.«
»Die Warnung besagt, dass er nicht von der Stelle fortbewegt werden darf, an der er zur Ruhe gekommen ist«, sagte Brummbart. Er liebte solche vieldeutigen Äußerungen. Manchmal wurde mir von seinen Worten regelrecht schwindelig.
»Aber er liegt wirklich sehr im Weg, so mitten im Hof, die Autos schrammen ständig dagegen. Den Kutschern muss es auch so ergangen sein.«
»Er liegt auf einer der beiden Ley-Linien, er ist die letzte bedeutende Marke vor der Schnittstelle hier in der Schmiede – aber möglicherweise gibt es sogar drei Linien, eine noch ältere, ich untersuche diese Möglichkeit gerade.«
»Oh, verstehe. Das ist ja aufregend für dich, Brummbart!«, sagte ich und fragte mich immer noch, welche Befähigung Mrs Snowball wohl haben mochte – und wozu. Oder hatte Brummbart von der Kaffeemaschine gehört und glaubte, größere Mengen Koffein würden unseren Verstand schärfen?
»Wenn du mich nun alleine lassen würdest, Chloe – ich muss dies hier verbrennen«, er wies auf die Schachtel, »und einige Rituale vollziehen, um dessen Macht zu bannen. Vielleicht magst du noch etwas Holz auf das Feuer legen, bevor du gehst.«
»Sicher.« Ich war natürlich neugierig, aber so neugierig, dass ich sehen wollte, was sich in
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