Schokoladenzauber - Roman
nicht mit ihrer Mutter. Aus diesem Grund hörte ich vor allem zu, als mir Janey nervös und kettenrauchend erklärte, wie sehr sie hoffte, Poppy würde endlich einen vernünftigen Mann finden.
»Sie ist der Typ für Ehe und Familie, aber sie wird sich niemals jemanden angeln, wenn sie nicht ein wenig mehr auf ihr Äußeres achtet und auf meinen Rat hört.«
»Sie antwortet doch neuerdings auf die Kontaktanzeigen in der Times «, brachte ich zu Poppys Verteidigung hervor.
Janey zuckte mit den Schultern. »Aber ich wette, sie hat sich nie zweimal mit demselben Mann getroffen. Keiner will sie wiedersehen, richtig?«
»Einer schon, aber es hat sich herausgestellt, dass er sich für die falschen Aktivitäten im Freien begeistert. Trotzdem muss man doch raus und suchen, wenn man einen Partner haben will, nicht wahr?«
»Ich bin aber nicht davon überzeugt, dass der Typ Mann, den sie braucht, Annoncen aufgibt«, sagte Janey und schnipste die Asche auf eine Art und Weise weg, die man in einem Reitstall tunlichst unterlassen sollte. Hoffentlich war ihre Versicherungspolice auf dem neuesten Stand!
»Das vielleicht nicht, aber es wird gut enden: Ich habe ihr die Engelkarten gelegt, und Zillah hat neulich die Tarotkarten und aus den Teeblättern gelesen, und das Ergebnis war immer, dass Poppy die Liebe viel näher und früher finden wird, als sie denkt.«
Janey sah mich durch Rauchschwaden hindurch an. »Dann hoffe ich nur, dass es keiner von meinen Exfreunden ist, denn ich glaube nicht, dass einer von denen ihr Typ wäre.«
»Ganz sicher nicht. Poppy würde nie etwas mit einem Mann anfangen, mit dem du zusammen warst. Das fände sie zu merkwürdig.« Doch da die meisten Single-Männer in der Gegend Janeys abgelegte Liebhaber waren, minderte allein das Poppys Chancen rein statistisch gewaltig.
»Ach ja?« Janey sah mich mit leerem Blick an. »Ich weiß nicht, warum, Chloe, aber ich fühle mich irgendwie dafür verantwortlich, dass sie niemanden findet. Dabei war ich doch immer nett, wenn sie einen Freund mitgebracht hat, oder nicht?«
Das Problem war, dass sie zu nett gewesen war! Zweimal hatte Poppy in jüngeren Jahren einen lieben und harmlosen Jungen gefunden, der auf gleicher Wellenlänge lag wie sie, doch sie hatten beide jegliches Interesse verloren, sobald sie in Janeys Dunstkreis geraten waren.
»Ich glaube nicht, dass ich insgesamt eine wirklich gute Mutter war«, bekannte Janey und drückte ihre Zigarette brachial mit dem Stiefelabsatz aus.
Dieser seltene Moment der Selbstreflexion erstaunte mich. Die einstigen Wilde’s Women neigten nicht dazu, sich mit ihrem Innenleben und ihren Gefühlen zu beschäftigen, falls sie überhaupt welche hatten. Meine Mutter hatte bestimmt keine.
»Ach, ich weiß nicht, Janey – du warst wenigstens immer da, wenn Poppy dich gebraucht hat, was man von Mags oder Lou nicht behaupten kann. Und Poppy hatte als Kind Ponys und Geburtstagsfeiern, und wir durften bei euch auf der Weide zelten und Mitternachtsfeste feiern und so was, ein wenig wie die Kinder in einem Enid-Blyton-Buch.«
Sie lächelte. »Danke, Chloe, so habe ich das noch nie gesehen.«
»Ich nehme nicht an, dass du mir verraten willst, wo Mum gelandet ist?«, fragte ich hoffnungsvoll. In so einem ungewöhnlich offenen Moment sollte ich mein Glück versuchen.
Doch sofort verschloss sich Janey wieder. » Ich? Wie kommst du darauf, ich könnte das wissen?«
»Weil ich sicher bin, dass Mags es weiß, und wenn eine von euch etwas weiß, weiß es auch die andere. Sie will es mir auch nicht sagen, obwohl ich auf Goa tippe.«
Janey bestätigte meine Vermutung weder, noch verneinte sie sie, sondern kam auf ihr eigentliches Thema zurück. »Weißt du, was die Karten bei Poppy genau gemeint haben?«
»Ich habe da so eine Ahnung, aber warten wir erst einmal ab, ob ich wirklich recht habe.«
Wieso hatte ich nicht schon viel früher erkannt, dass Poppy und Felix füreinander geschaffen waren?
Das Problem war nur, man musste sie dazu bringen, einander mit neuen Augen zu betrachten …
Ich musste mir etwas einfallen lassen.
Abends rief Chas Wilde wieder an, er musste bald in den Norden fahren und wollte gerne auf einen kurzen Besuch vorbeikommen.
»Wir haben uns ewig nicht gesehen«, sagte er. »Hast du dich in deinem neuen Heim schon eingelebt?«
»Oh, es ist fantastisch«, erwiderte ich geistesabwesend, und dann, einer plötzlichen inneren Eingebung folgend, wagte ich mich vor: »Ich bin froh, dass du anrufst, weil
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