Schon in der ersten Nacht
jemals begegne, kann er was erleben", drohte Anna.
Lindy hatte ihrer Schwester einen Teil der Geschichte erzählt. Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt, denn sonst hätte Hope es getan.
Aber dass Anna und Sam sich jemals begegneten, war nahezu unmöglich.
"Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, Anna." Beide Schwestern blickten Hope verblüfft an. "Ich bin mit Sam hergekommen, wir wollen gemeinsam den Film promoten. Morgen fliegen wir weiter nach Paris. Sam holt mich nachher ab."
Lindy stand auf. "Okay, dann verabschiede ich mich lieber", verkündete sie aufgewühlt. "Ich will nicht hier sein, wenn ..." Panik stieg in ihr auf. Schon allein bei dem Gedanken, Sam wieder zu sehen, verkrampfte sich ihr der Magen. "Weshalb hast du das gemacht, Hope?"
"Es war keine Absicht." Das stimmte sogar, aber Hope hatte natürlich gehofft, die beiden seien allmählich zur Vernunft gekommen. "Was hat er dir eigentlich getan, Lindy?"
"Ja, das würde ich auch gern wissen", sagte Anna und stand ebenfalls auf.
"Um was geht es, Anna?" fragte Adam, der gerade hereinkam.
"Hallo, Hope", begrüßte er seine Schwägerin, ehe seine Frau einen zärtlichen Kuss bekam. "Hoffentlich hast du heute keine Dummheiten gemacht." Liebevoll legte er die Hand auf ihren gewölbten Bauch.
"Gestern habe ich sie dabei ertappt, wie sie auf dem Dachboden Kartons herumgetragen hat."
"Ach Adam, das war doch keine große Sache. Sam Rourke kommt nachher zu uns", verkündete sie dramatisch.
Sie hat ihrem Mann wohl alles erzählt, was ich ihr anvertraut habe, dachte Lindy, als sie Adams strenge Miene bemerkte.
"Ach wirklich?"
"Mach nicht so ein Gesicht, Adam. Dein Machogehabe kann ich jetzt nicht ertragen", fuhr Lindy ihn an.
Adam war verblüfft über die Zurechtweisung und blickte seine Schwägerin interessiert an. So kannte er sie gar nicht.
"Ich brauche weder dich noch Anna noch sonst jemanden, um meine Ehre zu verteidigen. Sam Rourke bedeutet mir nichts, er ist nur noch Erinnerung."
"Wie du meinst", antwortete Anna leicht skeptisch. Sie hatte nicht vergessen, wie aufgewühlt und verzweifelt Lindy vor sechs Wochen zurückgekommen war. "Dann brauchst du ja nicht davonzulaufen und kannst wie geplant zum Essen bleiben."
Wenn ich nicht unglaubwürdig wirken will, darf ich wirklich nicht die Flucht ergreifen, schoss es Lindy durch den Kopf. "Okay", sagte sie deshalb und zuckte gleichgültig die Schultern.
Glücklicherweise ahnte niemand, wie ihr zu Mute war. Es fiel ihr sehr schwer, so zu tun, als ginge sie das alles nichts an. Wieso liebe ich diesen hinterhältigen und rücksichtslosen Mann immer noch?
fragte sie sich. Was war nur mit ihr los? Plötzlich läutete Adams Handy und lenkte Lindy von den quälenden Gedanken ab.
"Deacon hier", meldete er sich. Dann nickte er. "Gut, in fünfzehn Minuten bin ich da", versprach er und beendete das Gespräch.
"Vermutlich müssen wir heute Abend ohne dich essen", stellte seine Frau fest.
"Ja, ein Notfall. Jemand wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und muss operiert werden. Tut mir Leid."
Anna hakte sich bei ihm ein und begleitete ihn zur Haustür.
"Hope, hat Sam ... nach mir gefragt?" Lindy biss sich auf die Lippe und wünschte, sie könnte die Worte zurücknehmen.
"Oh, Sam hat momentan keine Zeit für irgendetwas. Er stürzt sich ins Nachtleben wie ein Besessener, sogar Lloyd ist besorgt", antwortete Hope. "Entweder ist er auf einer Party oder mit seiner Yacht unterwegs. Der Mann scheint gar nicht mehr zu schlafen."
"Willst du damit andeuten, ich sei dafür verantwortlich?" Lindy wusste, dass Sam sie längst aus seinem Leben gestrichen hatte. Immer wieder hatte sie über die letzte Auseinandersetzung nachgedacht.
Verklemmt und kalt hatte er sie genannt. Dass Hope ihn trotz allem noch für einen anständigen Menschen hielt, irritierte sie. Am liebsten hätte Lindy ihrer Schwester die Illusion genommen und sie aufgeklärt.
Sie tat es jedoch nicht, um die Vergangenheit nicht wieder heraufzubeschwören.
"Ich würde sagen, er läuft vor seinen Gedanken davon. Kannst du denn gut schlafen, Lindy?" fragte Hope.
"Du bist ziemlich raffiniert, Hope."
"Ihr habt so gut zusammengepasst."
"Wenn du dir eine Romanze wünschst, Hope, musst du dir eine eigene basteln. Glaub mir, es ist immer alles anders, als es für Außenstehende aussieht."
Jetzt kam auch Anna wieder herein. "Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sich manchmal lohnt, Probleme zu überwinden und durchzuhalten", mischte sie sich
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