Schon wieder Greta!
geskyped und jetzt steht es fest. Ich fahre erst mal für eine Woche, dann sehen wir weiter.«
»Mann, ich drück dir echt die Daumen. Und ich wünsch dir auch, dass es schön wird, egal was dabei rauskommt.«
»Danke dir. Es wird gut werden, das fühle ich. Egal was passiert – es macht das Erlebte nicht weniger wertvoll. Das ist mir klar und deshalb kann ich mich auch auf das Abenteuer einlassen. Wie sieht es bei dir aus? Du bist bestimmt gerade beim Packen, oder?«
»Ja, und ich bin mal wieder total verpeilt, ob ich das Richtige tue. Der Typ macht mich echt fertig. Und dann freue ich mich wieder total auf ihn.«
»Ach Süße, wir haben jetzt beide eine echt wichtige Reise vor uns. Wenn wir uns wiedersehen, dann wissen wir beide mehr. Ich melde mich bei dir zwischendurch. Pass auf dich auf. Tschüss.«
»Mach’s gut und bis bald.«
Greta legte auf und war zunächst nicht in der Lage, weiter zu packen. Zu viele Gedanken rasten durch ihren Kopf: Nehme ich mich und die Sache mit Mike eigentlich nicht zu wichtig? Warum lasse ich mich so sehr davon vereinnahmen? Sind nicht andere Dinge im Leben bedeutsamer? Sie dachte dabei wieder an die Geschichte um David Rose, die sie in New York im Internet gelesen hatte. Aber war es nicht genau diese Geschichte gewesen, die sie in die Kirche geführt hatte - und da war dann er ? Ach, ich werde die Antwort jetzt nicht finden, dachte sie. Vielleicht hat Nathalie wirklich recht und wir machen jetzt beide eine Reise, die Entscheidungen herbeiführen wird. Außerdem, es kommt immer etwas danach.
Sie packte den Koffer fertig. Von Mike erhielt sie keine weitere Nachricht.
Am nächsten Tag ging ihr Flieger bereits am Vormittag. Es war geplant, dass Mike von Rom aus nach Venedig kommt und sie sich dann am Giardino ex Paradopoli treffen, einem Platz und einem kleinen Garten am Eingang der Stadt. Greta war gespannt, ob es diesmal klappte. Aber Mike hatte versprochen, bei etwaigen Verspätungen oder sonstigen Vorkommnissen sich in jedem Fall zu melden. Dennoch konnte Greta ein komisches Gefühl in der Bauchgegend nicht unterdrücken. Wie auch immer - vom Treffpunkt aus wollten sie gemeinsam zum Hotel gehen und dann den restlichen Tag planen. Für den Notfall hatte sich Greta jedoch die Hoteladresse gemerkt - falls er sie wieder sitzen ließ.
Angekommen in Venedig verlief erst mal alles nach Plan. Das Wetter war mild und trocken, was aber um diese Jahreszeit nichts zu bedeuten hatte: Venedig war bekannt dafür, in den Herbst- und Wintermonaten mit plötzlichen Überflutungen kämpfen zu müssen. Heute aber sollte es trocken bleiben. Greta nahm sich ein Taxi vom Flughafen in die Stadt. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde und war schon mal sehr »italienisch«. Der Fahrer sprach kein einziges Wort Englisch - oder irgendeine andere Sprache außer seiner Muttersprache. Greta zeigte ihm auf der Karte, wo sie hinwollte, er nickte und verstaute ihren kleinen Trolley im Kofferraum. Die Fahrt führte sie durch mehrere Vororte, alle sehr belebt und stark befahren. Zwischendurch beschimpfte der Mann laut Passanten oder andere Autofahrer. Greta empfand das alles als recht normal und wie gesagt einfach »italienisch«. Dann führte die Straße über eine Art langen Steg, die Verbindung zwischen dem Festland und der Stadt Venedig. Eine ewig lange Brücke. Am Ende konnte man die Stadt erkennen. Alles in leichtem Dunst der Sonne, die sich durch die tief hängenden Herbstwolken zu schieben versuchte. Es sah ein bisschen mystisch und geheimnisvoll aus. Aber auch sehr anziehend und romantisch. Was die Stadt wohl für mich vorbereitet hat?, ging Greta durch den Kopf. Angekommen an einer Art großem Wendeparkplatz, wies der Fahrer auf einen Garten in der Nähe. Das sei das gewünschte Ziel. Greta zahlte und machte sich auf den Weg, den Trolley im Schlepptau. Mike konnte sie allerdings noch nicht entdecken und ein rascher Blick auf die Uhr verriet ihr dann auch, dass sie etwa zehn Minuten zu früh dran war.
Alles noch im Lot ...
Um überhaupt zu dem Garten zu gelangen, musste Greta eine erste Brücke überqueren. Die Stufen waren zwar weit auseinandergezogen, der Trolley holperte aber trotzdem ganz gut rüber. Am Scheitelpunkt der Brücke blieb Greta stehen und starrte den passierenden Wassertaxis nach: ein emsiges Treiben, viele kleinere und größere Bötchen beladen mit Lebensmitteln und Getränken, dann eine Art Busboot und sogar zwei von der Feuerwehr und der Müllabfuhr war zu erkennen.
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