School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
auf die Schulter und wünschte mir alles Gute.
Irgendwie war mir das ganze Getue peinlich, zumal wir uns gerade in einer Welt befanden, die überaus gefährlich war. Wir wussten ja nicht einmal, ob wir den Schlüssel jemals finden würden. Es fühlte sich auch gar nicht so an, als wäre heute mein Geburtstag.
»So, genug Zeit mit Glückwünschen verplempert«, entschied Chris. Unter normalen Umständen hätte ich ihn für diesen Spruch erwürgen können, jetzt aber war ich froh, dass er dem Ganzen ein Ende bereitete.
»Wer will zuerst?«, fragte Jason und sah erwartungsvoll in die Runde.
Benjamin trat vor.
»Einer muss ja den Anfang machen«, sagte er und reichte Jason seine Hand. Kaum hatte der zugegriffen, knallte es, und die beiden waren verschwunden. Chris deutete auf mich.
»Du bildest das Schlusslicht, da Jason mit Sicherheit etwas von deiner Energie benötigt, um uns alle zum Ausgang zu transportieren«, befahl er.
Ich nickte ergeben. Bei dem Gedanken, noch einmal eine Menge Kraft zu verlieren und mich danach wie ein ausgewrungener Waschlappen zu fühlen, seufzte ich.
Jason hatte mir erklärt, dass diese Ermüdungserscheinungen mit der Zeit nachlassen würden. Je besser ich meine Gabe zu beherrschen wüsste, mit umso weniger Nebenwirkungen würde ich zu kämpfen haben. Jason wusste viel über die verschiedenen Begabungen. Das war aber auch kein Wunder. Schließlich lebte er schon lange in dieser Welt und hatte genügend Zeit darauf verwendet, sich durch die umfangreiche Bibliothek zu arbeiten.
So setzte ich mich also auf einen der gemütlichen Sessel und beobachtete, wie Jason einen nach dem anderen zum Ausgang teleportierte. Ich drückte mich tief in die weichen Polster und genoss das Gefühl. Womöglich würde ich nicht mehr so bald die Gelegenheit haben, in einem Sessel zu sitzen.
Als außer mir nur noch David und Tim übrig waren, benötigte Jason ein wenig von meiner Energie. Nachdem er sich genommen hatte, was er brauchte, fühlte ich mich zwar etwas schlapp, aber es war nicht so schlimm wie beim letzten Mal.
»Du gehst als Nächster«, sagte Tim. David sah ihn stirnrunzelnd an.
»Fängt das schon wieder an? Ich bleibe, und du gehst«, widersprach er.
Tim begann sich gerade aufzuplustern wie ein Vogel in der Mauser, als ich die Hand hob.
»Hört auf damit!«, fauchte ich, denn das Reviergerangel der beiden ging mir tierisch auf die Nerven. »Jason soll dich mitnehmen und anschließend David«, sagte ich an Tim gerichtet. Der schien nicht sehr begeistert darüber zu sein, protestierte jedoch nicht.
Nachdem Jason und Tim sich in Luft aufgelöst hatten, kam David erneut auf mich zu. Er griff in seine Hosentasche und zog ein kleines, in roten Stoff gewickeltes Päckchen hervor, das er mir reichte. Von der Größe und Form erinnerte es mich an ein Schmucketui.
»Was ist das?«, wollte ich wissen.
»Ein Geburtstagsgeschenk. Happy Birthday. Tut mir echt leid, dass dieser Tag bei all dem Stress so untergeht.«
Sprachlos sah ich auf das Geschenk in meiner Hand. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit, dass David mir etwas zum Geburtstag schenkte.
»Ich ... also ... vielen Dank«, stammelte ich unbeholfen.
Sein Lächeln ließ mich erneut dahinschmelzen.
»Du musst dich nicht bedanken, es ist nur eine Kleinigkeit. Nichts Besonderes«, erklärte er.
Für mich war es etwas Besonderes, aber das sagte ich ihm nicht. Schließlich war er mit Naomi zusammen, und es stand mir nicht zu, mir Hoffnungen zu machen.
Ob sie wusste, dass er mir etwas schenkte? Wohl eher nicht. Allerdings sollte ich seine liebe Geste wohl lieber nicht zu viel hineininterpretieren.
Als es erneut laut knallte, ließ ich das Päckchen rasch in meiner Hosentasche verschwinden.
»Los geht's«, rief Jason gut gelaunt und reichte David die Hand.
»Wir sehen uns gleich«, sagte David und zwinkerte mir zu, dann verschwanden die beiden.
Ich zog das Geschenk wieder hervor und entfernte den Stoff. Viel Zeit würde mir nicht bleiben, bevor Jason zurückkam, um auch mit mir zum Ausgang zu springen.
Wie ich vermutet hatte, handelte es sich um ein kleines, quadratisches Schmucketui. Für einen Augenblick hielt ich erschrocken den Atem an. Schenkte David mir womöglich Schmuck? So etwas tat man doch nur, wenn man zusammen war.
Mit laut hämmerndem Herzen klappte ich den Deckel des Kästchens nach oben. Mein Blick fiel auf einen breiten Bandring, der, soweit ich es beurteilen konnte, aus Silber gefertigt war. Er war grob
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